RWE legt trotz Krise zu - Aktie volatil
Der Essener Energieversorger RWE hat nach der innogy-Transaktion wie erwartet das erste Quartal gut abgeschlossen und trotz der Corona-Krise sein Dividendenversprechen bestätigt.
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Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) stieg gegenüber dem Vorjahresquartal um 19 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro - mehr als Analysten mit 1,188 Milliarden Euro erwartet hatten. Unterm Strich lag das bereinigte Nettoergebnis nur minimal unter den Expertenschätzungen bei 603 Millionen Euro (Analysten: 605 Millionen Euro).
"RWE ist gut ins Jahr gestartet. Dank unseres robusten Geschäftsmodells haben wir auch in diesen herausfordernden Zeiten bei allen Ergebniskennziffern ein deutliches Plus erzielt", erklärte Konzernchef Rolf Martin Schmitz.
Das Geschäft legte vor allem bei den Erneuerbaren wegen überdurchschnittlicher Windverhältnisse, viel Sonne und der Inbetriebnahme neuer Erzeugungskapazitäten zu. RWE berichtet ab diesem Jahr nur noch die Konzernzahlen und teilt seine Geschäftsentwicklung im Kerngeschäft in die vier Segmente Offshore Wind (plus 30 Prozent), Onshore Wind/Solar (plus 20 Prozent), Wasser/Biomasse/Gas sowie Energiehandel - hier ging das Geschäft wegen der Marktturbulenzen von 271 auf 170 Millionen zurück. Aber im fünften Segment Kohle/Kernenergie verzeichnete RWE wieder einen Zuwachs - von 210 auf 282 Millionen Euro.
RWE bestätigte auch seinen Ausblick für 2020 und die 5 Cent höhere Dividende für 0,85 Euro, die der virtuellen Hauptversammlung vorgeschlagen werden soll. Der Konzern erwartet ein bereinigtes EBITDA zwischen 2,7 und 3,0 Milliarden Euro. Das Ziel ist, von 2020 bis 2022 jährlich um 7 bis 10 Prozent zuzulegen.
RWE kritisiert schleppende Wasserstoff-Strategie der Regierung
Der Energiekonzern RWE hat die Bundesregierung für ihre Verzögerungen bei der Wasserstoffstrategie kritisiert. Das Projekt hänge dem Zeitplan "deutlich" hinterher, mahnte der Finanzvorstand und designierte RWE-Chef Markus Krebber anlässlich einer Telefonkonferenz zu den Quartalszahlen. "So bleibt unbeantwortet, welchen Stellenwert Wasserstoff für die deutsche Energiewende haben wird und welche Rahmenbedingungen gelten sollen."
Technisch sei die Produktion von grünem Wasserstoff mittels Elektrolyse kein Problem, "wirtschaftlich betrachtet aber schon". Deutschland hat für nicht-energieintensive Unternehmen und private Haushalte die höchsten Stromkosten in Europa. Auch der Strom, der für die Elektrolyse eingesetzt werde, sei mit der EEG-Umlage belastet. "Hierdurch kostet grüner Wasserstoff aktuell rund 6 bis 8 Euro pro Kilogramm - und damit viermal so viel wie herkömmlich hergestellter 'grauer' Wasserstoff", erklärte Krebber. Bei grünem Wasserstoff kommen für die Elektrolyse nur erneuerbare Energien zu Einsatz, bei grauem auch konventionelle wie Kohle oder Erdgas.
Die hohen Umlagekosten müssten "schnellstmöglich" sinken, forderte der RWE-CFO und schloss sich damit auch den Forderungen von Grünen, dem Thinktank Agora Energiewende oder dem des Versorgers Eon an. Wegen einer erwarteten drastischen Erhöhung der EEG-Umlage infolge der Corona-Krise hatte Eon-Chef Johannes Teyssen eine Begrenzung der Umlage auf 5 Cent pro Kilowattstunde ab 2021 gefordert.
Ein gemeinsamer Kabinettsbeschluss zur Nationalen Wasserstoffstrategie verzögert sich immer wieder, weil die zuständigen Ressorts über Kernfragen streiten - etwa, ob Brennstoffzellen auch bei Pkw gefördert werden soll oder wie viel grünen Wasserstoff es bis 2030 geben soll. Die SPD-Fraktion hatte dazu am Dienstag 10 Gigawatt vorgeschlagen - doppelt so viel wie von Umwelt- und Wirtschaftsministerium bisher vorgesehen.
So reagiert die Aktie
Die Aktien von RWE haben am Donnerstag einmal mehr ihre Defensivqualitäten ausgespielt. Während der Gesamtmarkt wegen der Coronavirus-Krise einmal mehr unter Konjunktursorgen litt, schlugen sich die Papiere des Energiekonzerns nach der Vorlage der jüngsten Quartalszahlen über weite Strecken recht wacker. Erst am späten Vormittag kam etwas stärkerer Verkaufsdruck auf.
Die Anteilsscheine von RWE gaben letztlich um 1,07 Prozent auf 26,81 Euro nach. Zwischenzeitlich waren die Aktien um bis zu 2,4 Prozent auf 27,75 Euro in die Höhe geklettert und hatten damit ein neues Erholungshoch nach dem Corona-Crash erreicht. Im Chart wurde damit zugleich die Scharte von Mitte März ausgewetzt.
RWE war gut in das neue Geschäftsjahr gestartet. Dabei profitierte das Unternehmen unter anderem von starken Geschäften mit Windstrom. Den stärksten Ergebnisbeitrag lieferte das Windenergiegeschäft auf See, dem ein erhöhtes Windaufkommen zu Gute kam.
RWE zeigte sich erstmals seit dem Verkauf seiner Tochter innogy in seiner neuen Struktur mit Fokus auf regenerative Energien. Die Corona-Pandemie hat derweil nur einen begrenzten Einfluss auf die Geschäfte, so dass der Konzern seine Prognose für das laufende Jahr bestätigte.
Analysten sprachen durchweg von einem starken Jahresstart der Essener. So betonte der Experte Peter Crampton von der britischen Investmentbank Barclays, dass RWE beim operativen Gewinn die ohnehin schon hohen Markterwartungen auf bereinigter Basis deutlich übertroffen habe. Crampton führte dies auf die überraschend gut gelaufenen Geschäfte mit Wasserkraft, Biomasse und Gas zurück.
Die Fachleute der Investmentbank Oddo BHF sahen in dem Zahlenwerk ein gutes Zeichen für den weiteren Verlauf des Jahres. Laut Analyst Alberto Gandolfi von der US-Investmentbank Goldman Sachs unterschätzt der Markt das Potenzial von RWE als globale Erneuerbare-Energien-Größe.
Bereits seit Jahresanfang haben die als wenig konjunkturanfällig geltenden Aktien von RWE Widerstandskraft bewiesen. So gaben die Papiere in diesem Zeitraum nur um rund 2 Prozent nach, während der Dax rund 22 Prozent verloren hat.
Aus charttechnischer Sicht werden die RWE-Aktien seit Anfang April von der 21-Tage-Durchschnittlinie und seit einigen Tagen auch von der 50-Tage-Linie gestützt. Diese Linien zeigen den kurz- beziehungsweise mittelfristigen Trend an. Die einfache 200-Tage-Linie als Indikator für den langfristigen Trend aber erweist sich derzeit als starker Widerstand.
BERLIN (Dow Jones) / (dpa-AFX)
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