Deutsche Aktien viel zu günstig! Wer diese Titel kauft, macht alles richtig
Nach dem Kursrutsch starten die Aktienmärkte erstmals wieder durch. Viele Unternehmen sind erstaunlich niedrig bewertet.
Werte in diesem Artikel
von Klaus Schachinger und Sven Parplies, Euro am Sonntag
Volkswagen ist eine Geldmaschine. Mehr als zehn Milliarden Euro Gewinn hat
der Autokonzern in den
ersten sechs Monaten des
Jahres netto erwirtschaftet. Im Gesamtjahr sollen es laut Analystenschätzung
etwas mehr als 17 Milliarden werden.
Gemessen an den Geschäftszahlen ist der Börsenwert des Konzerns erstaunlich gering: Knapp 90 Milliarden Euro kosten die im DAX notierten Vorzüge und die Stammaktien im Paket. Daraus errechnet sich ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von etwas mehr als fünf. Anders ausgedrückt: Würde ein Investor den kompletten Konzern zum aktuellen Börsenwert aufkaufen, könnte er den Deal innerhalb von sechs Jahren locker über die Konzerngewinne finanzieren. Vorausgesetzt, Volkswagen würde den Gewinn konstant halten. Noch erstaunlicher sind die Relationen bei K+S. Der Börsenwert des Düngemittelherstellers entspricht weniger als dem Vierfachen der für die kommenden zwölf Monate erwarteten Unternehmensgewinne.
Mit dem Kursrutsch in diesem Jahr sind auch die Bewertungskennziffern abgestürzt. Viele Aktien sind auf dem Papier billig wie lange nicht mehr. Das KGV des amerikanischen Index S&P 500 schrumpfte laut Bloomberg allein in diesem Jahr in der Spitze von knapp 22 auf etwas mehr als 15. Von einem "Kollaps" der Aktienbewertungen sprechen die Strategen von Goldman Sachs. In Deutschland sieht es ähnlich aus. Das KGV des DAX stand zwischenzeitlich bei 17 und rauschte in diesem Jahr auf weniger als zehn herunter. Aktuell liegt die Kennziffer bei elf. Unter den 100 Aktien des HDAX gab es zuletzt 28 mit einstelligem KGV.
Die Preisfrage
Sind Aktien wirklich billig? Weil an der Börse die Zukunft gehandelt wird, schauen Börsianer für das KGV meist auf den von Analysten für die kommenden zwölf Monate erwarteten Unternehmensgewinn. Analysten aber korrigieren ihre Prognosen an den Wendepunkten der Konjunktur oft sehr spät. Im pessimistischen Szenario werden die Gewinnschätzungen in der zweiten Jahreshälfte deutlich nach unten geschraubt und damit derzeit scheinbar billige Aktien teuer. Die aktuellen Meldungen aus den Unternehmen sprechen für die Optimisten: Den fallenden Kursen stehen weiterhin gute Geschäftsergebnisse entgegen. Für das zweite Quartal haben laut Bloomberg-Datenbank fast drei Viertel der DAX-Mitglieder die Konsenserwartung übertroffen.
Auf lange Sicht ist es für Börsianer eine gute Strategie gewesen, Aktien mit niedrigen Bewertungskennziffern zu kaufen. Der MSCI World Value - der weltweit auf Aktien mit niedrigen Bewertungskennziffern setzt - hat seit Auflegung im Dezember 1974 den Gesamtmarkt geschlagen, im Jahresschnitt um einen halben Prozentpunkt. Der Vorteil von Value-Aktien: Niedrige Kennziffern sind oft ein Zeichen niedriger Erwartungen. Dadurch ist der Hebel einer positiven Überraschung größer als der einer Enttäuschung.
Die Redaktion hat die deutschen Indizes nach zwei Kriterien durchsucht: Ein Unternehmen muss ein einstelliges KGV aufweisen. Zusätzlich muss die Kennziffer unter dem Schnitt der vergangenen zehn Jahre liegen. Im zweiten Schritt hat sich die Redaktion diese Unternehmen genauer angesehen, ob es gravierende strukturelle Probleme gibt, die einen Bewertungsabschlag erfordern. In unsere Auswahlliste haben es zehn Unternehmen geschafft, bei denen wir gute Chancen sehen, dass die Aktie wirklich günstig ist. Um das Potenzial zu verdeutlichen, haben wir für jeden der Titel über die Bloomberg-Datenbank das Kursziel eines besonders optimistischen Analysten herausgefiltert. Die Zielmarken der Redaktion (siehe Investor-Info) sind konservativer kalkuliert.
BASF: Im Zentrum aller Krisen
Jetzt auch noch das: Der Pegel des Rhein ist stark gesunken. BASF setzt auf Spezialschiffe, die auch in besonders flachen Gewässern manövrieren können, um die Versorgung der Standorte zu sichern. Aus Sicht der Börse wiegen andere Probleme schwerer: Der Chemiekonzern gehört zu den größten Gaskonsumenten und wäre damit von einem Notstand besonders betroffen. Selbst wenn die Lage nicht eskaliert, bleiben Sorgen. Für das zweite Halbjahr erwartet BASF eine allmähliche Abkühlung der Weltkonjunktur. Die vielen Risiken haben die Aktie unter Druck gesetzt. BASF hat an der Börse in diesem Jahr doppelt so starke Verluste erlitten wie der DAX. Das operative Geschäft allerdings läuft bislang erstaunlich gut. Zur Jahresmitte hat der Vorstand sogar die Jahresprognose angehoben. Das führt dazu, dass Kennziffern der Aktie wie das KGV niedrig sind. Die Dividendenrendite ist dagegen mit knapp acht Prozent hoch. Die Börse hat also bereits eine deutliche Verschlechterung vorweggenommen. Peter Spengler von der DZ Bank traut der Aktie einen Anstieg auf 65 Euro zu.
Bayer: Monsantos langer Schatten
Durch die Übernahme von Monsanto ist Bayer zum führenden Agrarkonzern aufgestiegen. Die langfristigen Aussichten in diesem Bereich sind gut, denn bei wachsender Bevölkerung und schrumpfender Anbaufläche werden Saatgut und Pflanzenschutz immer wichtiger. Die verheerenden Nebenwirkungen durch Schadenersatzklagen gegen den Unkrautvernichter Glyphosat aber liegen wie ein Schatten über der Aktie.
Noch immer ist der Rechtsstreit nicht beigelegt, der größte Teil des Schadens aber müsste inzwischen im Aktienkurs verarbeitet sein. Die Gewinnprognose für das laufende Jahr hat Bayer mit Verweis auf Preiserhöhungen für Saatgut und Agrarchemikalien angehoben.
Da sich das Profil des Konzerns durch Monsanto stark verändert hat, sollte man beim Vergleich von Kennziffern auf kürzere Zeiträume schauen. Für das kommende Jahr liegt das KGV deutlich im einstelligen Bereich. Die Dividende dürfte steigen. Der Aktienkurs kann bis 106 Euro steigen, kalkuliert Analyst Peter Verdult von der Citi in einer offensiven Prognose.
BMW: Mehr Tempo für die Zukunft
Engpässe in der Belieferung mit Chips bremsen den Premiumautobauer BMW stärker als erwartet. Schon im ersten Halbjahr lieferten die Münchner mit 1,16 Millionen Autos ein Siebtel weniger aus als im gleichen Zeitraum 2021. Wegen der inflationsbedingten Kaufzurückhaltung der Kunden geht Chef Oliver Zipse davon aus, dass der Rückstand bei den Auslieferungen 2022 nicht mehr aufgeholt werden kann. Im Vergleich zu Herstellern für den Massenmarkt sollte es für BMW aber leichter sein, höhere Kosten über die Preise weiterzureichen.
Bei den kostspieligen Herausforderungen müssen die Bayern, mit dem BMW i3 einst Vorreiter in der Elektromobilität, ihr Tempo deutlich steigern. Für autonomes Fahren im Premiumsegment sind softwaregesteuerte Fahrassistenzsysteme notwendig. BMWs Neue Klasse sind Autos mit Elektro- oder Wasserstoffantrieb. Sie sollen 2030 die Hälfte des Absatzes liefern, mehr als 1,5 Millionen Autos sollen pro Jahr verkauft werden. Das 2022er-KGV liegt unter vier, deutlich unter dem zehnjährigen Median von 6,2. Damit ist die Aktie ein Schnäppchen. Analyst Richard Carlson von Credit Suisse traut ihr ein Niveau von 96 Euro zu.
Heidelberger Druck: Neue Märkte
Ludwin Monz, zuvor Chef des Medizintechnikspezialisten Carl Zeiss Meditec, steht seit April an der Spitze des Weltmarktführers für Bogenoffsetdruckmaschinen. Das wegen der rasanten Digitalisierung von Medien wie Zeitungen seit Jahren schwierige Geschäft zwingt den Konzern zur Transformation und in zusätzliche Märkte. Physiker Monz soll Heidelberger Druck auf einen stabilen Wachstumspfad führen.
Das Debüt gelang. Im ersten Quartal des Geschäftsjahres bis Ende März 2023 lieferte der Konzern mehr Umsatz und Gewinn als erwartet. Europa und Nordamerika haben die gegenwärtige Schwäche in Asien, vor allem in China, überkompensiert. Mit Wandladestationen für Elektroautos hat sich der Konzern einen vielversprechenden neuen Markt erschlossen. Zudem sind die Heidelberger in das neue Geschäftsjahr mit dem höchsten Auftragsbestand in zehn Jahren gestartet. Das bringt Sicherheit.
Das KGV für das laufende Geschäftsjahr, rund 8,4, nähert sich dem Mittelwert der letzten Dekade bei rund zehn. Baader-Helvea-Analyst Peter Rothenaicher sieht das Kursziel bei 2,40 Euro.
Klöckner: Vorsprung Digitalisierung
Europas größter konzernunabhängiger Stahl- und Metallhändler lieferte sein bestes Halbjahr seit 2006 ab. Trotz des geringeren Volumens legte der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 48 Prozent auf fünf Milliarden Euro zu.
Klöckners größter Markt mit rund 46 Prozent der Erlöse sind die USA. Deutschland und Österreich liefern weitere 25 Prozent. Von Auswirkungen des Kriegs ist Klöckner somit weniger betroffen als stärker auf Europa fokussierte Konkurrenten. Darüber hinaus ist der Duisburger Konzern mit Onlineshops und seiner Handelsplattformen im Web bei der Digitalisierung weit vorn. Rund 46 Prozent des Geschäfts fährt Klöckner digital und mit signifikant höheren Margen ein. Trotz des starken ersten Halbjahrs wird die Aktie mit einem 2022er-KGV unter vier gehandelt. Der zehnjährige Median liegt bei knapp 14. Die Rezessionsgefahr ist ein Grund für die niedrige Bewertung. Allerdings ist der hohe Abschlag auf den Median mit Blick auf Klöckners Aufstellung und die fortgeschrittene Digitalisierung überzogen. Die Aktie kann nach Einschätzung von Jefferies-Analyst Alan Spence auf 14,90 Euro steigen.
K+S: Kali-Trumpf in Kanada
Der Düngemittel- und Salzhersteller profitiert von den hohen Kalipreisen. Zwei große Wettbewerber aus Belarus und Russland sind durch Sanktionen aus vielen Märkten ausgeschlossen. Chef Burkhard Lohr erwartet weiter steigende Preise. Analysten sind jedoch skeptisch, dass das Preisniveau Bestand haben wird. Beim Nettogewinnen prognostizieren sie der Branche für 2023 und 2024 deutliche Rückgänge. Bei K+S knapp 30 Prozent weniger für 2023 und mehr als 40 Prozent für 2024. Das Szenario dürfte in der historisch günstigen Bewertung der Aktie jedoch bereits enthalten sein. Das 2022er-KGV unter drei liegt weit unter dem zehnjährigen Mittelwert von rund zehn. Auch wenn die Gewinne 2023 und 2024 sinken sollten, bleibt die Aktie mit KGVs von 7,2 und 5,8 günstig.
Zwar befürchten manche Unterbrechungen der Kaliförderung in Deutschland durch Gaslieferstopps aus Russland. Übersehen wird dabei aber die Bethune-Mine von K+S in der kanadischen Provinz Saskatchewan. Dort werden mehr als zwei Millionen Tonnen Kali pro Jahr gefördert. 2025 sollen es 2,9 Millionen Tonnen sein. Analyst Axel Herlinghaus von der DZ Bank hat ein Kursziel von 37 Euro errechnet.
RTL Group: Neues Programm
Der Medienkonzern setzt große Hoffnungen auf ein noch junges Projekt: 4,5 Millionen zahlende Abonnenten haben die Streamingplattformen der RTL Group inzwischen eingesammelt. Dort werden beispielsweise Folgen populärer Serien vorab veröffentlicht. Zum Konzern gehören 56 Fernsehsender, acht Streamingdienste und 36 Radiostationen. Die Einnahmen im klassischen Werbegeschäft schwanken mit der Wirtschaftslage. Die Gewinnprognose für das laufende Jahr haben die Luxemburger gerade gesenkt. Nur im günstigen Fall werde man die angepeilten 1,15 Milliarden Euro beim bereinigten Betriebsergebnis erreichen. Viel hängt an dem für den Werbemarkt wichtigen Geschäft in den Wochen vor Weihnachten ab. Das KGV der RTL-Aktie liegt knapp unter dem langjährigen Schnitt. Spannend ist die Dividendenrendite von rund zehn Prozent. Analyst Thomas Singlehurst von der Citi traut der Aktie 57 Euro zu.
Siltronic: Volle Auslastung
Beim drittgrößten Hersteller der besonders gefragten großen Siliziumscheiben zur Herstellung von Chips, sogenannter Wafer, ist die Produktion vollständig ausgelastet. Für Siltronic ist eine Änderung der starken Nachfrage nicht in Sicht. Der Fokus liege auf stabiler Produktion bei voller Auslastung, sagt Konzernchef Christoph von Plotho. Neben zwei größeren japanischen Konkurrenten haben nur die Bayern eine Zulassung für die Belieferung des weltweit größten Chipauftragsherstellers TSMC. Mit Südkoreas Chipkonzern Samsung Electronics betreibt Siltronic in Singapur ein Werk für große Wafer. Dort werden die Kapazitäten erweitert. Die Absicht der Eigentümerfamilie des Mutterkonzerns WACKER CHEMIE, Siltronic wegen des zyklischen Geschäfts zu verkaufen, ist ein Risiko für den Aktienkurs. Im Frühjahr scheiterte die Übernahme durch Global Wafers aus Taiwan wegen Bedenken über den Ausverkauf der Technologie. Die Aktie mit einem 2022er-KGV von rund sieben wird deutlich unter dem zehnjährigen Median von 11,6 gehandelt. Auf 120 Euro kann der Titel nach Einschätzung von Stifel-Analyst Jürgen Wagner klettern.
thyssenkrupp: Eine neue Welt
thyssenkrupp ist für viele immer noch Synonym für Stahl. Der Konzern aber will mehr sein: ein Industrie- und Technologiespezialist. Die Neupositionierung wird durch die weltweiten Turbulenzen, die Inflation und eine mögliche Rezession verzögert. An der Börse werden die Papiere des MDAX-Konzerns mit einem 2022er-KGV von drei gehandelt. Das ist ein deutlicher Abschlag auf den zehnjährigen Mittelwert von 12,1. Ein Schnäppchen, wenn die eingeleitete Neuordnung umgesetzt wird. Die Sparte Steel Europe könnte 2023 als Spin-off an die Börse gehen. Die Aktien würden den Anteilseignern von thyssenkrupp steuerfrei in die Depots gebucht. Auch die auf Elektrolyse zur Abspaltung von Wasserstoff spezialisierte Tochter Nucera will an die Börse. Der Markt für Elektrolyse soll in zehn Jahren auf 40 Milliarden Euro zulegen. Nuceras Konkurrenten ITM Power und NEL ASA liefern kleine Elektrolyseanlagen, Nucera baut bei Auftragsfertigern Anlagen mit Leistungen im Gigawatt-Bereich. Christian Obst von Baader Helvea ruft für thyssenkrupp ein Ziel von 16 Euro auf, eine sehr offensive Rechnung.
Volkswagen: Riesen-Potenzial
Auf den ersten Blick ist es kurios: Volkswagen gehört regelmäßig zu den DAX-Konzernen mit dem höchsten Jahresgewinn. Gleichzeitig ist die Aktie eine der billigsten. Das KGV liegt gegenwärtig unter dem langjährigen Mittelwert von 5,5. Auch andere Kennziffern wie der Kurs-Buch-Wert sind niedrig. Der Autoriese macht sich das Leben immer wieder selbst schwer: Dieselskandal und Machtkämpfe erschüttern das Vertrauen in einer schwierigen Zeit. Der technologische Umbruch öffnet den Markt für neue Konkurrenten, vor allem Tesla. Im Hintergrund brodeln politischen Risiken in China, dem wichtigsten Absatzmarkt des Konzerns. Eine Rezession würde die zyklische Branche hart treffen. Trotzdem ist das Potenzial groß: Allein den Wert von Volkswagens Sportwagenmarke Porsche taxiert der Finanzdienst Bloomberg auf 60 bis 80 Milliarden Euro. Am oberen Rand dieser Spanne deckt das nahezu den kompletten Börsenwert des VW-Konzerns ab. Mustava Hidir von M.M. Warburg traut den VW-Vorzügen einen Kurs von 230 Euro zu.
Investor-Info
BASF
Extreme Situation
Jedes Jahr will der Chemiekonzern seine Dividende steigern. Diese Politik wird für 2022 einem Härtetest unterzogen. Analysten schwanken in ihren Prognosen zwischen einer leichten Anhebung und einer Ausschüttung auf Vorjahresniveau. Entscheidend wird die Geschäftsentwicklung im zweiten Halbjahr. Die Risiken sind außergewöhnlich hoch. Das gilt auch für die Chancen, falls sich die Lage entspannen sollte. Fundamental bleibt BASF ein starkes Unternehmen.
Bayer
Starke Agrarsparte
Die Agrarsparte ist derzeit der Wachstumstreiber bei Bayer. Gemischt fällt das Bild beim Geschäft mit rezeptpflichtigen Medikamenten aus. Während junge Produkte wie das Krebsmedikament Nubeqa an Dynamik gewinnen, schrumpfte der Umsatz des für Bayer wichtigen Blutverdünners Xarelto. Die Kursfantasie ergibt sich auch bei Bayer aus dem niedrigen Bewertungsniveau. In Sachen Monsanto sollten mit der Zeit die positiven Aspekte stärker Beachtung finden.
BMW
Vorausschauend vorsichtig
Es ist ein schwieriges Jahr mit wenig Aussicht auf Verbesserung in der zweiten Hälfte. Zudem stemmt BMW die Belastung durch die volle Konsolidierung des Joint Ventures mit Brilliance Automotive in China, wo die Bayern seit Februar 75 Prozent der Anteile halten. Beim Ziel für 2022 waren die Münchner mit sieben bis neun Prozent Ebit-Rendite ausgesprochen vorsichtig. Analysten erwarten 8,4 Prozent Marge. Das könnte sich im Gesamtjahr mit einer positiven Überraschung bezahlt machen.
Heidelberger Druckmaschinen
Rekordauftragsbestand
Mit Digitaldruck für Etiketten und Wandladestationen für Elektro- und Hybridautos erschließt sich Heidelberger Druck neue Märkte. Dank neu ausgelieferter Druckmaschinen stiegen die Erlöse im ersten Quartal des Geschäftsjahrs überraschend stark um ein Fünftel auf 530 Millionen Euro. Der Auftragseingang legte bis Ende Juni um 15 Prozent auf 969 Millionen Euro zu, Rekordbestand. Für das Jahr erwarten Analysten 2,33 Milliarden Euro, ein Plus von sieben Prozent.
Klöckner & Co
Bestes Halbjahr seit IPO
Rund 423 Millionen Euro operativen Gewinn (Ebitda) verdiente Europas größter konzernunabhängiger Stahl- und Metallhändler im ersten Halbjahr mit rund fünf Milliarden Euro Erlös. Im besten Halbjahr seit dem Börsendebüt im Jahr 2006 lag der Umsatz 48 Prozent höher als Im Vorjahr. Der Großteil des avisierten Jahresgewinns von 500 Millionen Euro ist schon in der Kasse, die Duisburger sind damit auf der sicheren Seite. Im zweiten Halbjahr wird eine Abschwächung erwartet.
K+S
Robuste Perspektive
Düngemittelriese K + S berücksichtigt bei der Gewinnprognose für 2022 eine um 25 Prozent reduzierte Gasverfügbarkeit und die Gasumlage im vierten Quartal: zusammen eine geschätzte Ergebnisbelastung im dreistelligen Millionen-Euro-Bereich. Dank hoher Kalipreise und mit einer Mine in Kanada, wo es keine Gasproblematik gibt, sieht K + S ausreichend Spielraum, um die Prognose zu erfüllen: ohne Gasmangellage 2,3 bis 2,6 Milliarden Euro operativen Gewinn (Ebitda), mindestens 137 Prozent mehr als im Vorjahr.
RTL Group
Dividenden-Show
Die Anlaufverluste im Streaminggeschäft dürften in diesem Jahr mit rund 250 Millionen Euro ihren Höhepunkt erreichen und dann schrumpfen. Die Profitabilität in diesem Bereich soll 2026 erreicht werden. Das bringt Impulse für die Gesamtbilanz der RTL Group. Börsianer schauen vor allem auf die Dividende. Analysten erwarten für die kommenden beiden Jahre eine Ausschüttung von jeweils vier Euro je Aktie. Das sollte den Kurs nach unten absichern.
Siltronic
Höheres Wachstum
Siliziumscheiben, sogenannte Wafer, mit 300 Millimeter Durchmesser sind ein Wachstumsmarkt. Die Kapazitäten der Nummer 3 in diesem Geschäft sind voll ausgelastet, weshalb das Unternehmen 1,1 Milliarden Euro in die Erweiterung investiert, unter anderem in ein neues Werk am Standort Singapur. Für 2022 hat Siltronic die Wachstumsprognose im Juli von zuvor 15 bis 22 Prozent auf 21 bis 27 Prozent mehr Umsatz erhöht. Grund: höhere Preise und mehr Absatz.
thyssenkrupp
Hohe Gewinne mit Stahl
Im seinem energieintensiven Stahlgeschäft konnte thyssenkrupp die höheren Rohstoff- und Energiekosten durch steigende Stahlpreise überkompensieren. Im dritten Quartal wurde der bereinigte operative Gewinn (Ebit) auf 726 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahr verdreifacht. Für das Geschäftsjahr bis Ende September werden weiterhin zwei Milliarden Euro Ebit in Aussicht gestellt. Beobachter gehen davon aus, dass auch die von Analysten geschätzten 2,3 Milliarden Euro übertroffen werden könnten.
Volkswagen
Große Pläne, hohe Dividende
Zum 1. September übernahm Oliver Blume den Chefposten bei Volkswagen. Das erste große Projekt: Der Teil-Börsengang von Porsche wird wohl trotz der schwierigen Wirtschaftslage über die Bühne gehen. Das soll den Wert der Marke deutlich machen und dadurch auch der Aktie des Mutterkonzerns helfen. Für deutlich höhere Bewertungskennziffern muss der Volkswagen-Konzern den Sprung in das Zeitalter des E-Autos schaffen. Bis 2025 wollen die Wolfsburger Marktführer bei der Elektromobilität werden. Schon jetzt wirft die Aktie eine überdurchschnittliche Dividendenrendite ab.
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