Einschüchterungsversuch?

NASDAQ-Titel Tesla wegen Entlassungen in US-Werk in der Kritik: Wurden Mitarbeiter wegen geplanter Gewerkschaftsgründung gefeuert?

25.02.23 22:43 Uhr

NASDAQ-Titel Tesla wegen Entlassungen in US-Werk in der Kritik: Wurden Mitarbeiter wegen geplanter Gewerkschaftsgründung gefeuert? | finanzen.net

Elon Musk ist bekanntermaßen kein Freund von Gewerkschaften, und bislang ist es Arbeitnehmern beim US-Autobauer Tesla auch nicht gelungen, sich in einer solchen zu organisieren. Am Tesla-Standort in Buffalo gab es kürzlich jedoch neue Versuche in diese Richtung - und nur einen Tag nach einer entsprechenden Ankündigung wurden mehrere Mitarbeiter gefeuert.

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• Kampagne zur Gewerkschaftsgründung bei Tesla in Buffalo ausgehend von Software-Team
• Tesla feuert mehrere Mitarbeiter kurz nach Bekanntwerden des Vorhabens
• Organisatoren bezeichnen Kündigungen als Vergeltungsmaßnahme, Tesla widerspricht

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Am Tesla-Standort in Buffalo arbeiten laut "The New York Times" rund 1.200 Angestellte in der Fertigung von Solarmodulen und Komponenten für Ladegeräte, weitere rund 800 sind mit der Weiterentwicklung der Fahrassistenzsysteme beschäftigt. In letzterer Abteilung soll der Produktionsdruck kürzlich erhöht worden sein. Dabei überwache Tesla sogar die Tastenanschläge, so dass sich einige Mitarbeiter aus Angst vor negativen Konsequenzen nicht einmal mehr auf die Toilette trauen würden. "Wenn Sie auf die Toilette müssen oder einen Notfall haben, können Sie bestraft werden", so etwa die ehemalige Tesla-Angestellte Arian Berek laut "The New York Times".

Um Arbeitsbedingungen, Löhne und Mitspracherecht zu verbessern, organisierten sich einige Mitarbeiter des Softwareteams, das sich im Rahmen der Autopilot-Weiterentwicklung mit der Beschriftung von Bildern befasst, und riefen eine Kampagne zur Gründung einer Gewerkschaft ins Leben. Damit eine Gewerkschaft gegründet werden kann, muss in den USA die Mehrheit der Mitarbeiter eines Standortes dafür stimmen. Um sich daher besser mit den Kollegen aus anderen Abteilungen, insbesondere der Fertigung, austauschen zu können, informierten Mitglieder des Kampagnenkomitees ihren Arbeitgeber Tesla laut "tagesschau.de" am 14. Februar über ihr Vorhaben. Nur einen Tag später erhielten mehrere Mitarbeiter des Teams die Kündigung.

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Angestellte werten Kündigungen als Vergeltung für ihr Vorhaben

"Es ist sehr verdächtig, dass all dies am Tag nach dem Versand des Briefes an das Unternehmen begann", sagte Arian Berek, die zum Kampagnenkomitee gehörte und ihren Job als Data Annotation Specialist bei Tesla in Buffalo im Zuge der genannten Kündigungswelle verlor, laut "The New York Times". Wie viele Mitarbeiter genau entlassen wurden, ist unklar. Die Organisatoren sprachen laut der Newswebseite zunächst von mindestens 18, bis zum 16. Februar sei die Anzahl der betroffenen Mitarbeiter jedoch auf 37 gestiegen. Tesla selbst gibt an, 27 Angestellte aus dem Bereich "Autopilot Beschriftung" entlassen zu haben.

Die Organisatoren hinter der Kampagne zur Gewerkschaftsgründung reichten laut der Nachrichtenseite aufgrund der Entlassungen eine Beschwerde beim National Labor Relations Board ein und bezeichneten diese als Vergeltungsmaßnahmen und Maßnahmen zur Einschüchterung von Mitarbeitern, die sich an Gewerkschaftsaktivitäten beteiligen wollten. Der Zweig der Gewerkschaft Workers United aus Rochester, N.Y., der die Initiative bei Tesla in Buffalo unterstützte, nannte die Entlassungen rechtswidrig und forderte die Behörde auf, eine gerichtliche Anordnung zur Wiedereinstellung der Arbeiter mit Lohnrückzahlung zu erwirken.

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Das sagt Tesla zu den Vorwürfen

Tesla-Chef Elon Musk hält bekanntlich nicht viel von Gewerkschaften. So deutete er etwa 2018 in einem Tweet an, dass Tesla-Mitarbeiter ihre Aktienoptionen verlieren würden, falls sie sich in einer Gewerkschaft organisieren. Entsprechende Bestrebungen aus dieser Zeit sind bislang auch erfolglos geblieben.

Laut "The New York Times" ist es jedoch auch in den USA illegal, Kündigungen wegen einer versuchten Gewerkschaftsgründung auszusprechen. Tesla wies dementsprechend auch in einem öffentlichen Statement auf der Unternehmenswebseite diese Anschuldigungen zurück. "Es gibt eine falsche Behauptung, Tesla habe als Reaktion auf eine neue Gewerkschaftskampagne Mitarbeitern gekündigt", so der E-Autobauer. Stattdessen seien die Kündigungen die Konsequenz aus einer Performance-Beurteilung gewesen, die Tesla halbjährlich an allen seinen Standorten vornehmen würde.

Im Rahmen dieser Beurteilung hätten die 27 betroffenen Mitarbeiter aus dem Software-Team im Zeitraum von Juli bis Dezember 2022 bereits Feedback dazu erhalten, dass ihre Leistung nicht den Ansprüchen entspreche, sich aber nicht ausreichend verbessert. Zudem sei dem Management bereits im Dezember 2022 mitgeteilt worden, dass Entlassungen als Konsequenz aus dem Performance-Monitoring in der Woche vom 12. Februar stattfinden sollten. Wer konkret gehen müsse, habe bereits am 3. Februar festgestanden. Die Entscheidungen seien also bereits gefallen, lange bevor Tesla überhaupt Kenntnis von der Gewerkschaftskampagne gehabt habe. "Wir haben im Nachhinein erfahren, dass einer der 27 betroffenen Mitarbeiter offiziell als Teil der Gewerkschaftskampagne identifiziert wurde", so das Unternehmen.

Den Vorwurf, dass die Mitarbeiter des Bereiches "Autopilot Beschriftung" bei ihrer Tätigkeit am Computer überwacht wurden, bestätigte der Konzern um Elon Musk hingegen. "Der Grund, warum es eine Überwachung der Zeit bei der Bildbeschriftung gibt, ist, dass die Benutzerfreundlichkeit unserer Beschriftungssoftware verbessert werden soll", so das Unternehmen. Dass Tesla seine Mitarbeiter dabei dazu dränge, auf Toilettenpausen zu verzichten, sei jedoch "kategorisch falsch".

Tesla-Mitarbeiter zweifeln offizielle Erklärung an

Wie "The New York Times" berichtet, hätten mehrere Mitarbeiter des Tesla-Werks in Buffalo bestätigt, dass die genannten Performance-Bewertungen regelmäßig stattfinden würden. Laut ihrer Aussage sei es jedoch üblicherweise erst im März zu daraus resultierenden Kündigungen gekommen und deren Anzahl sei bisher auch noch nie so hoch ausgefallen. Wie das Blatt weiter schreibt, habe es jedoch tatsächlich bei vielen der gekündigten Angestellten keine Verbindung zu der geplanten Gewerkschaftsgründung gegeben.

Laut "The Guardian" wurden zudem nicht alle Mitarbeiter entlassen, die diese Pläne vorangetrieben haben - und es auch weiterhin tun wollen. So etwa Sara Costantino, die wie die entlassene Arian Berek zu dem Kampagnenkomitee gehört. Sie wertet die Maßnahme dennoch als einen Versuch von Tesla, die Gründung einer Gewerkschaft zu verhindern. "Wir sind wütend. Das wird uns nicht ausbremsen. Das wird uns nicht aufhalten. Sie wollen, dass wir Angst haben, aber ich glaube, sie haben gerade einen wahren Ansturm ausgelöst", sagte Costantino, die weiterhin bei Tesla arbeitet, laut "The Guardian".

Auch Arian Berek widerspricht den Aussagen des E-Autobauers, auch wenn die Gewerkschaftspläne ihr gegenüber nicht als Kündigungsgrund genannt wurden. "Ich habe Covid bekommen und war nicht im Büro, dann musste ich einen Trauerurlaub nehmen. Ich kehrte zur Arbeit zurück, mir wurde gesagt, dass ich die Erwartungen übertraf, und dann kam der Mittwoch", sagte sie laut dem Nachrichtenportal mit Bezug auf den Tag, als sie die Kündigung erhielt. "Ich bin der festen Überzeugung, dass dies eine Vergeltung für die Ankündigung des Ausschusses ist und das ist beschämend".

Redaktion finanzen.net

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