Einkaufen per Mausklick bestärkt Trend zu Kleinkrediten
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WIESBADEN (dpa-AFX) - Für Anschaffungen auf Pump greifen immer mehr Menschen in Deutschland auf Kleinkredite zurück. "Buy-Now-Pay-Later-Angebote werden immer stärker nachgefragt", sagt Schufa-Vorstandsmitglied Ole Schröder. Die Auskunftei hat in ihrem "Risiko- und Kreditkompass" aktuelle Daten zum Thema Ratenkredite zusammengetragen.
Heute kaufen, morgen bezahlen - das ist für Verbraucherinnen und Verbraucher verlockend, zumal die Finanzierung oft zum Nulltarif angepriesen wird. "Der Trend ist in der Mitte der Bevölkerung angekommen und gilt längst nicht mehr nur für junge Menschen", ordnet Schröder ein.
Trend zu Krediten unter 1.000 Euro
Den jüngsten Daten der Schufa zufolge ist inzwischen fast jeder zweite neu aufgenommene Ratenkredit ein Kleinkredit unter 1.000 Euro. Im Jahr 2023 zählte die Auskunftei mit Sitz in Wiesbaden in dieser Kategorie 4,35 Millionen neue Verträge. Das sind rund 14 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.
Bisher lagen Kleinkredite nach Beobachtungen der Schufa vor allem bei jüngeren Menschen im Trend. Inzwischen sei die Nachfrage nach solchen Finanzierungen zum Beispiel im Online-Handel besonders in den mittleren Altersgruppen gestiegen: Bei den 35- bis 39-Jährigen, den 40- bis 44-Jährigen sowie den 45- bis 49-Jährigen habe sich die Zahl der laufenden Ratenkredite unter 1.000 Euro zum Vorjahr jeweils um rund 30 Prozent erhöht.
Rückgang bei größeren Finanzierungen
Dagegen beobachtet die Schufa bei Krediten über 1.000 Euro einen gegenläufigen Trend: gut 4,84 Millionen neue Verträge in dieser Kategorie sind etwa acht Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Viele Verbraucher hielten sich wegen der zwischenzeitlich stark gestiegenen Preise mit größeren Anschaffungen zurück. Zudem waren Ratenkredite infolge der Leitzinserhöhungen der Europäischen Zentralbank (EZB) 2023 deutlich teurer geworden.
Insgesamt erhöhte sich die Zahl neu abgeschlossener Ratenkreditverträge in Deutschland von 2022 auf 2023 minimal um knapp ein Prozent auf fast 9,2 Millionen. Zusammen mit noch laufenden Verträgen hatten Banken zum Zeitpunkt der Erhebung somit gut 19 Millionen Ratenkredite an Verbraucherinnen und Verbraucher ausgereicht.
Menschen in Deutschland sind gute Schuldner - noch
Überwiegend werden Ratenkredite vertragsgemäß bedient: In 98,1 Prozent der Fälle zahlen Verbraucherinnen und Verbraucher das Geld zuverlässig zurück, wie die Schufa errechnet hat. Der Anteil der Verträge, bei denen es mit der Rückzahlung Probleme gab, habe sich binnen Jahresfrist von 2,1 Prozent auf 1,9 Prozent verringert.
"Trotz aller Krisen in den vergangenen Jahren: Das Kreditsystem in Deutschland ist stabil", bilanziert Schufa-Vorstandmitglied Schröder. Allerdings sei die Zahl derjenigen gestiegen, die erstmals Probleme mit der Tilgung hatten. "Das ist keine gute Entwicklung", warnt Schröder.
Warnung vor Überschuldung
Verbraucherschützer warnen regelmäßig vor Überschuldung, weil gerade im Online-Handel schnell per Mausklick auf Pump eingekauft werden kann. Dies könne dazu verlocken, mehr zu bestellen, als man sich eigentlich leisten kann. "Zinsen können außerdem dafür sorgen, dass Sie deutlich mehr für einen Artikel bezahlen als bei sofortiger Zahlung", schreibt die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen und rät in Sachen "Buy Now - Pay Later" (Kaufe jetzt, zahle später): "Nutzen Sie die Funktion (...) am besten nur in Ausnahmefällen."
Mehr Schutz bei Minikrediten
Wer in Deutschland einen Kredit aufnehmen möchte, muss in der Regel zunächst eine Kreditwürdigkeitsprüfung durchlaufen. Teil davon ist häufig eine Bonitätsauskunft einer Auskunftei - etwa der Schufa. Die Prüfung soll Banken und Sparkassen Aufschluss darüber geben, wie hoch das Risiko ist, dass ein Kreditnehmer einen Kredit nicht zurückzahlt. Klein- und Kurzzeitkredite bis 200 Euro sind von einer solchen Prüfung bislang ausgenommen - noch.
Denn am 30. Oktober 2023 ist eine EU-Verbraucherkreditrichtlinie in Kraft getreten, die vorsieht, auch bei der Vergabe solcher Kredite eine Prüfung voranzustellen. Wer sich Geld bei der Bank leiht, soll künftig verständlicher informiert werden, was das kostet. Ziel ist es, vor allem Haushalte mit geringem Einkommen vor zu hohen Schulden zu bewahren. Bis 20. November 2025 müssen die EU-Mitgliedstaaten die Vorgaben in nationales Recht umsetzen./ben/DP/zb
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