Tesla-Mitgründer Martin Eberhard rechnet mit Elon Musk ab: "Musk ist nicht der Gründer von Tesla - und er hat sich sehr verändert"
Viele denken, dass Elon Musk der Mitgründer von Tesla ist - dies sei aber eine Legende, die Musk willentlich konstruierte, meint Martin Eberhard. In einem Interview beschreibt Eberhard, einer der Gründer von Tesla, wie sich die Anfangszeit beim damals noch kleinen Auto-Startup gestaltete, welche Rolle Elon Musk dabei spielte und was er inzwischen über den umstrittenen Tech-Multimilliardär denkt.
Werte in diesem Artikel
• Eberhard enthüllt Details über die frühe Zeit von Musk bei Tesla
• Eberhard: "Musk hat sich sehr verändert"
• Tesla werde auch in Zukunft prosperieren - trotz zunehmender Konkurrenz
CEO Elon Musk ist zweifelsohne die Gallionsfigur von Tesla, jedoch - anders als die meisten Tesla-Anleger wohl vermuten würden - nicht der Gründer der ersten Stunde des Elektroautoherstellers. Stattdessen gründete Martin Eberhard Tesla gemeinsam mit seinem langjährigen Freund Marc Tarpenning im Jahr 2003. Eberhard äußert sich in einem Interview mit Business Insider über die ersten Jahre des damals noch unbekannten Auto-Unternehmens. Dabei enthüllt er pikante Details über Musks Anfänge bei Tesla - und räumt mit einigen Mythen auf.
Eberhard und Musk: Zwei Rivalen in der frühen Unternehmensgeschichte von Tesla
Der Stern von Elon Musk bei Tesla ging knapp ein Jahr nach der Gründung des Unternehmens im Frühjahr 2004 auf, als der damals 33-jährige Millionär, der durch sein erfolgreiches Engagement beim Fintech-Unternehmen PayPal 2000 erstmals aufgefallen war, die Serie-A-Finanzierungsrunde des Unternehmens in Höhe von 7,5 Millionen Dollar leitete. Sein Projekt wurde ein voller Erfolg und noch im selben Jahr wurde er zum Vorstandsvorsitzenden gewählt. Innerhalb weniger Jahre wuchs Musks Macht bei Tesla rasant. Immer häufiger geriet er mit dem eigentlichen Mitgründer Eberhard aneinander. 2007 gelang es Musk, Eberhard von seiner Rolle als CEO abzusetzen. Musk argumentierte, dass Eberhard die Produktion von Teslas erstem Auto, dem Roadster, aufhalte und für viele weitere betriebliche Probleme verantwortlich sei.
Eberhard kritisiert Musks Managementstil
Trotz des traurigen Endes bereut Eberhard seine Zeit bei Tesla keineswegs. "Im Nachhinein kann man alle Fehler erkennen, die man gemacht hat", so der US-Amerikaner. "Aber ich denke, im Großen und Ganzen haben wir alles richtig gemacht. Und der Beweis ist, dass wir zum ersten Mal seit Jahrzehnten eine Autofirma erfolgreich aufgebaut haben", zitiert ihn Business Insider. Die Mobilitätsrevolution, die sie angestrebt hätten, sei Realität geworden. Im Großen und Ganzen respektiere er auch Musks Leistung, jedoch könne er einige Entscheidungen des Tesla-CEOs überhaupt nicht nachvollziehen. Insbesondere Musks Zukauf von SolarCity 2016 für 2,6 Milliarden US-Dollar bezeichnet Eberhard als einen großen Fehler, da dies eine "Ablenkung" vom Kerngeschäft des Autoherstellers darstelle.
Darüber hinaus bemängelt Eberhard die Hire-and-Fire-Mentalität seines ehemaligen Kollegen. "Ich glaube daran, dass Mitarbeiter mit Respekt zu behandeln sind, und ich habe nichts übrig für zufällige Entlassungen und solche Dinge", sagt er. "Vielleicht wäre die Kultur innerhalb des Unternehmens ein bisschen netter gewesen." Damit spielt Eberhard auf die oftmals als sehr unsolidarisch und angstbehaftet beschriebene Unternehmenskultur bei Tesla an, von der viele ehemalige und aktuelle Mitarbeiter regelmäßig berichten. Eberhards Managementstil folgte nach eigener Aussage anderen Prinzipien: "Ich habe versucht, die Mitarbeiter des Unternehmen motiviert zu halten, indem ich sie dazu bringe, zu erkennen, dass das, was wir tun, wirklich wichtig für die Welt ist. Und das hat die Leute dazu motiviert, viele, viele harte Stunden zu investieren - aber nicht nicht aus Angst, sondern aus dem Gefühl heraus, etwas erreicht zu haben und aus einem Gefühl von Verantwortung." Zwar musste auch Eberhard von Zeit zu Zeit Leute entlassen, aber dies habe er stets gehasst.
Eberhard: Musk will sich fälschlicherweise als Gründer von Tesla inszenieren
Es ist kein Geheimnis, dass Musk nicht allzu viel von Eberhard hält. Der Tausendsassa bezeichnete seinen ehemaligen Kontrahenten im Nachhinein als die schlechteste Person, mit der er je zusammengearbeitet habe. Eberhard verklagte Musk im Jahr 2009, indem er ihn der Verleumdung und üblen Nachrede beschuldigte. Des Weiteren wollte Eberhard per Gerichtsbeschluss verhindern, dass sich Musk als Tesla-Gründer bezeichnen dürfte. Jedoch wurde die Klage noch im selben Jahr gegen eine ungenannte Summe beigelegt, unter der Bedingung, dass Musk und zwei andere Tesla-Führungskräfte, Jeffrey B Straubel und Ian Wright, ebenfalls den Titel des Tesla-Gründers beanspruchen können. Musk und Eberhard unterzeichneten außerdem eine Vereinbarung über die Nichtveröffentlichung des genauen rechtlichen Vergleichs. Seit dieser Zeit habe Musk kein Wort mehr mit Eberhard gewechselt, nur bei einigen Tweets abfällige Aussagen über ihn getätigt. Eberhard zufolge habe Musk willentlich die Taktik verfolgt, sich selbst als Gründer zu inszenieren. Musk habe "jahrelang versucht, die Geschichte so darzustellen, dass er der Gründer von Tesla war", auch wenn er erst ein Jahr nach Teslas Gründung zu dem Unternehmen gestoßen sei.
"Elon Musk hat sich sehr verändert"
Eberhard betont weiter, dass Elon Musk nicht der Gründer, sondern nur einer der größten Geldgeber von Tesla in der frühen Stunde war. "Würde ich sein Geld nehmen, wenn ich es noch einmal tun könnte?", fragte er, und bezog sich dabei auf die frühe Millioneninvestition von Musk. "Ich hatte nicht viel anderes Geld auf dem Tisch, wissen Sie." Offensichtlich habe Eberhard dem aufstrebenden Jungunternehmer schon damals sehr skeptisch gegenübergestanden.
Allerdings sei Musk in den ersten Monaten bei Tesla nicht allzu sehr aufgefallen. "Er war nicht mehr involviert als jedes andere Vorstandsmitglied. Er kam zu den Vorstandssitzungen. Er hatte kein Büro in der Firma. Er kam nicht regelmäßig dorthin. Er gab keine Anweisungen an meine Angestellten keine Anweisungen oder ähnliches. Er war ein normales Vorstandsmitglied." Dies habe sich zu dem Zeitpunkt geändert, als das Medieninteresse an Tesla zugenommen habe. "Sein Verhalten änderte sich dramatisch, als die Presse anfing, über Tesla zu berichten," erinnert sich Eberhard. "Er wurde wütend, wenn etwas über Tesla geschrieben wurde und sein Name nicht an prominenter Stelle auftauchte. Und da wurde mir klar, dass hier ein Ego im Spiel war, das ich vorher nicht erkannt hatte." Jedes Mal, wenn ein Pressebericht über Tesla ohne eine Erwähnung von Musk veröffentlicht wurde, habe Musk bei ihm angerufen und ihn angeschrien.
Seit dem Medienrummel um seine Person habe sich Musk sehr verändert, so Eberhard. Inzwischen informiere sich Eberhard kaum noch selbst über seinen früheren Kollegen. "Ehrlich gesagt, habe ich Elon Musk in meinem Twitter-Newsfeed blockiert", erzählt der gelernte Elektroingenieur. "Ich muss nicht noch mehr über ihn lesen. Es bereitet mir einfach Verdauungsstörungen, wenn ich das lese. Was passiert, ist, dass Musk irgendeine wilde Behauptung auf Twitter aufstellt und plötzlich wollen ein Haufen Reporter mit mir sprechen. So erfahre ich davon."
So schätzt Eberhard die Zukunft von Tesla ein
Trotz seiner vielfältigen Kritik an CEO Musk sieht Eberhard Tesla weiterhin auf dem richtigen Weg. Dennoch würden auch andere junge, aufstrebende Unternehmen ein Stück von dem wachsenden Elektroautomarkt abbekommen. Dabei hält Eberhard die E-Autos von Lucid Motors für wenig vielversprechend, sieht aber für den anderen US-Konkurrenten Rivian große Wachstumschancen. Von den Visionen des Rivian-CEO Rober Scaringe zeigt sich Eberhard beeindruckt: "Rivian hat sich umgesehen und gesagt: 'Wisst ihr, das meistverkaufte Fahrzeug in Nordamerika ist der F-150 Truck von Ford. Wenn wir also einen neuen Markt finden wollen, dann ist das ein lukrativer Ort zum Arbeiten", fasst Eberhard Rivians Pläne zusammen. Auch Ford und General Motors werden sich unweigerlich gewisse Anteile des lukrativen EV-Marktes sichern, prognostiziert Eberhard. Aber dies stelle per se kein allzu großes Problem für Tesla dar, denn: "Die Welt hat über Generationen mehr als ein Dutzend erfolgreicher großer Automobilmarken unterstützt. Ich glaube nicht, dass sich das ändern wird."
Allerdings müsse Tesla weiterhin unermüdlich an der Qualität und dem Design der Autos arbeiten und dürfte sich nicht in vermeintlichen Mega-Trends verrennen, die sich als Luftschlösser erweisen würden. Beispielsweise hält Eberhard nicht viel vom Bereich des autonomen Fahrens, in dem Tesla mit seinem "Autopilot" bereits Millioneninvestitionen tätigte. "Ich denke, die Technologie ist viel zu unreif, um sie auf die Straße zu bringen", sagte er und bezog sich auf die Beta-Software von Teslas Full Self-Driving. Tatsächlich häuften sich zuletzt die Klagen gegen Teslas problembehaftete Self-Driving-Software, die Eberhard nonchalant als "Autopilot-Mist" bezeichnet.
Redaktion finanzen.net
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