Diskrepanz

Tesla ist an der Börse mehr als eine Billion Dollar wert - für Ratingagenturen aber weiter "Ramsch"

15.11.21 23:16 Uhr

Tesla ist an der Börse mehr als eine Billion Dollar wert - für Ratingagenturen aber weiter "Ramsch" | finanzen.net

Der E-Autobauer Tesla darf sich seit kurzer Zeit mit einem neuen, aber eher wenig schmeichelhaften Titel schmücken: Er ist das erste Unternehmen mit einem Börsenwert von einer Billion US-Dollar, dessen Schulden von Ratingagenturen mit "Ramschniveau" bewertet werden.

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• Marktkapitalisierung von Tesla übersteigt 1-Billion-Dollar-Marke
• S&P und Moody's halten an Ramschniveau fest
• S&P stellt Hochstufung auf Investment Grade in Aussicht

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Für die Tesla-Aktie läuft es 2021 im Großen und Ganzen rund: Seit Jahresbeginn hat das Papier rund 46,45 Prozent an Wert gewonnen und im November ein neues Rekordhoch bei 1.243,25 US-Dollar erzielt. Die Marktkapitalisierung des US-Autobauers beträgt aktuell sagenhafte 1,07 Billionen US-Dollar (Stand: Schlusskurs vom 12.11.2021). Der Konzern um Elon Musk ist damit an der Börse in einen Bereich vorgestoßen, der bislang den großen Tech-Konzernen vorbehalten war. Denn sonst können hauptsächlich Apple, Amazon, Microsoft und Alphabet einen Börsenwert jenseits einer Billion US-Dollar aufweisen.

Zu verdanken hat Tesla den jüngsten Zuwachs bei der Marktkapitalisierung guten Zahlen für das dritte Quartal 2021 sowie einem angekündigten Deal mit dem Autovermieter Hertz, der jedoch noch nicht in trockenen Tüchern ist. Nichtsdestotrotz zeigt das Niveau, auf dem sich die Tesla-Aktie derzeit bewegt, dass die Aktionäre - und auch zahlreiche Analysten - starkes Vertrauen in den Konzern um Elon Musk haben. "Tesla besitzt eine hohe Bewertung, aber hinter dieser Bewertung steht ein Geschäft, das sowohl wächst als auch Gewinne und Cash deutlich über den Branchennormen generiert", äußerte sich etwa Philippe Houchois von der Investmentbank Jefferies laut "Wall Street Journal (WSJ)".

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Doch nicht überall ist das Vertrauen in Tesla so hoch. Denn während die Ratingagenturen S&P Global und Moody's für die anderen Firmen aus dem 1-Billion-Dollar-Club laut "WSJ" allesamt Triple-A-Ratings vergaben, rangiert Tesla bei ihnen auf Ramschniveau.

Ratingagenturen halten bei Tesla an Ramschniveau fest

Das Rating für Teslas Schulden liegt bei Moody's laut "WSJ" aktuell bei Ba3, während S&P die Note BB+ vergibt. Beide Bewertungen liegen im "Junk"-Bereich, allerdings nur noch knapp unter dem "Investment Grade"-Level, das erstklassige Anleihen auszeichnet. Zuletzt erhöhte Moody's das Tesla-Rating im März auf den aktuellen Wert, der besagt, dass die Schulden etwas spekulativ sind und ein gewisses Risiko besteht. S&P stufte den E-Autobauer nach Vorlage der Quartalszahlen von BB auf BB+ hoch. Dabei lobte die Ratingagentur laut "Seeking Alpha" das Erreichen der hochgerechneten Produktionsrate von einer Million Elektroautos pro Jahr als Meilenstein sowie die starke EBITDA-Marge im dritten Quartal. S&P könne sich vorstellen, das Rating für Tesla auf Investment Grade anzuheben, wenn die EBITDA-Marge -ohne Einnahmen durch Verkäufe von CO2-Guthaben - während des Anlaufens der neuen Fabriken in Berlin und Austin über 18 Prozent bleibe, hieß es weiter. Die Marktbewertung eines Unternehmens wird hingegen nicht als relevanter Faktor genannt und wirkt sich dementsprechend nicht auf das Rating aus.

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"Im Moment ist die Geschichte hier, dass es ein Unternehmen ist, dass sich extrem gut geschlagen hat dadurch, dass es finanzielle Risiken minimiert hat", sagte Nishit Madlani von S&P laut "WSJ". So habe Tesla zwar aktuell das finanzielle Profil eines Unternehmens aus dem Investment Grade - immerhin kann der Konzern mittlerweile Gewinne ausweisen und verbrennt kein Geld mehr -, aber es bestünden mehrere Risiken für das Geschäft. Der S&P-Experte nannte in diesem Zusammenhang die wachsende Konkurrenz durch andere EV-Hersteller, mögliche Probleme bei der Bedienung der Nachfrage sowie Risiken für zukünftige Geschäftsrückgänge, wenn Tesla mehr niedrigpreisige E-Autos produziert.

Analysten zeigen sich mit Blick auf Tesla-Rating entspannt

Am Markt wird die Tatsache, dass Teslas Schulden Ramschstatus haben, recht gelassen hingenommen. "Der Aktienmarkt ist womöglich schneller bei der Neubewertung der Aktie [als die Ratingfirmen]", sagte etwa Seth Goldstein von Morningstar laut "WSJ" und erwartet, dass die Ratings irgendwann mit der Aktienperformance gleichziehen werden. Ähnlich äußerte sich laut "BNN Bloomberg" auch Joel Levington von Bloomberg Intelligence. Er erwarte, dass "das Unternehmen innerhalb der nächsten 12 Monate ins Investment Grade übertritt", so Levington. Bis dahin sorge die hohe Marktkapitalisierung von Tesla dafür, dass die Gläubiger über ein - für einen Anleihe-Emittenten im Ramschbereich - beispielloses Aktienkissen verfügen würden. Tatsächlich mag Teslas Börsenwert für die Ratingagenturen nicht relevant sein, für viele Schuldner jedoch schon. Denn laut "WSJ" bestehen viele Verpflichtungen des Konzerns nicht aus konventionellen Anleihen, sondern aus Wandelschuldverschreibungen, die mit der Zeit in Aktien getauscht werden können.

Und auch für die Deckung von Teslas zukünftigem Finanzierungsbedarf sind der hohe Aktienkurs und die hohe Marktkapitalisierung ein gutes Zeichen. So geht David King von Columbia Threadneedle Investments laut "WSJ" davon aus, dass Tesla einfach eigene Aktien verkaufen wird, falls neue Mittel benötigt werden sollten. Und selbst falls Tesla erneut Anleihen anbieten sollte, ist davon auszugehen, dass der Konzern aufgrund seines Wertes bessere Konditionen bekomme. "Ich erwarte, dass sie eine bessere Preisgestaltung bekommen würden, falls sie Schulden am Markt anbieten", zeigte sich Eli Pars, Co-CIO von Calamos Investments, laut "WSJ" überzeugt. Er glaubt zwar, dass der Kapitalbedarf von Tesla auch in den kommenden Jahren hoch bleiben werde, jedoch könne der Konzern mit wachsenden Gewinnen wohl einen Großteil davon selbst abdecken. "Sie sind unter Umständen nahe an einer Eigenfinanzierung", so Pars weiter.

Auch bei der Tilgung bestehender Schulden ist Tesla auf einem guten Weg. Laut dem Nachrichtenmagazin hat das Unternehmen im abgelaufenen Quartal 1,5 Milliarden US-Dollar für Pacht-Rückzahlungen und Schuldentilgung ausgegeben. Ein wohl eher ungewöhnlicher Schritt für ein Unternehmen auf Ramschniveau.

Redaktion finanzen.net

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Bildquellen: Hadrian / Shutterstock.com, Andrei Tudoran / Shutterstock.com

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