Aktien laufen und laufen und …
Wir bleiben auf Jahressicht positiv auf Aktien gestimmt, da der Konjunkturzyklus fortbesteht. Mit Rücksetzern ist zu rechnen.
Wir geben zu, die Verlockung ist groß, an dieser Stelle einfach wieder den Text vom Vorquartal zu verwenden. Nicht, weil er so außerordentlich brillant war (auch wenn wir so dächten, wäre es unanständig, das hier als Grund aufzuführen), sondern weil sich Aktienanleger heute genau den gleichen Fragen wie im März stellen müssen. Das mag angesichts der politischen Ereignisse vor allem in Europa und den USA überraschen. Doch die Aktienmärkte zeigten sich den politischen Entwicklungen gegenüber geradezu agnostisch und zogen mit einer solchen Seelenruhe immer neuen Rekorden entgegen, dass einige Investoren schon wieder ganz unruhig wurden. Im ersten Halbjahr bewegte sich der S&P-500-Index ganze vier und der Stoxx-Europe-600-Index sieben Mal um mehr als ein Prozent nach oben oder unten. Müssten sich bei solch geringen Schwankungsbreiten nicht auch risikoaverse Anleger - der durchschnittliche deutsche Privatanleger etwa - endlich mit dieser Vermögensklasse anfreunden können? Jeder Aktienfondsmanager würde dies begrüßen. Doch könnte das junge Aktienglück schnell wieder getrübt werden und die alte Skepsis zurückkehren. Denn vor allem in den USA befürchten wir, dass die Aktienindizes den Fakten etwas vorausgeeilt sind - pre- statt post-faktisches Verhalten also. Wir sehen daher ein gewisses Risiko für einen Rücksetzer der US-Aktien über die Sommer- oder Herbstmonate. Erfahrungsgemäß blieben davon auch andere Indizes nicht unberührt. Insbesondere, wenn es sich um eine stärkere Korrektur handeln sollte. Im Frühjahr 2016 war letztmals eindrucksvoll zu erkennen, wie schnell korrigierende Märkte eine negative Eigendynamik entwickeln können. Gerade dann, wenn sich zu viele Investoren der Lage zu sicher sind.
Dabei ist unbestreitbar, dass im Moment vieles für Aktien spricht: Das globale Wirtschaftswachstum wird sich unserer Meinung nach dieses Jahr beschleunigen, und die Zentralbanken bleiben in Summe akkommodierend. Zudem verdichten sich die Anzeichen, dass das zweite Berichtsquartal der Unternehmen an das gute erste Quartal anknüpfen können wird. Vor allem deutsche Firmen berichten geradezu euphorisch von ihren Geschäftsaussichten. In so einem Umfeld möchte naturgemäß keiner der Erste sein, der das Ende der Rallye ausruft und damit womöglich einige Zeit falsch liegt. Und wer möchte schon Rendite liegenlassen und den Markt zu früh verlassen? Also bleibt man investiert und beruhigt sich damit, diesmal ganz bestimmt rechtzeitig auf sich eintrübende Indikatoren zu schauen und zu reagieren.
Denn natürlich wissen die meisten Anleger, dass Überraschungen und positives Momentum endlich sind. Auch Konjunkturzyklen sind endlich. Allerdings, um diesen Abschnitt mit einer versöhnlichen Note zu schließen, enden sie nicht allein aufgrund fortgeschrittener Dauer. Auch wenn sich jene Marktteilnehmer, die schon ein paar Zyklen mitgemacht haben, immer noch wundern mögen, aber der jetzige Zyklus, so flach er ist, läuft und läuft.
Sektoren - wir mögen Wachstumswerte
Der Charakter dieses ungewöhnlichen, in Würde alternden Zyklus führt dazu, dass der Mix der von uns präferierten Sektoren - Technologie, Finanzen und Grundstoffe - keinem typischen Zyklusstadium entspricht. Vom Technologiesektor erwarten wir, dass er auch ohne starken konjunkturellen Rückenwind Umsatzwachstum erzielen kann. Der Finanzsektor hingegen ist Nutznießer steigender Zinsen. Zudem ist er im historischen Kontext günstig bewertet. Die günstige Bewertung trifft auch auf den Grundstoffsektor zu - insbesondere auf den Subsektor Metalle und Bergbau - der zudem von sich stabilisierenden Rohstoffpreisen und weiter stabiler Industrietätigkeit in China profitiert. Den Subsektor Chemie mögen wir weniger, auch wenn wir hier weiter rege M&A-Aktivitäten erwarten.
Beim IT-Sektor hingegen sind die Unternehmenswerte der größeren Spieler auf solche Dimensionen angewachsen, dass in diesen Regionen nicht mehr an M&A-Aktivitäten zu denken ist. Die fünf Firmen mit der höchsten Marktkapitalisierung der Welt entstammen alle diesem Sektor, vier davon mit Schwerpunkt Internet. Die Digitalisierung der Industrie ist in vollem Gange, IT-Sicherheitsthemen erhalten mehr Budget, und auch im IT-Konsumbereich ist kein Ende der kurzen Innovations- und Produktzyklen in Sicht. Im Vergleich zur Tech-Blase zur Jahrtausendwende verdient der Sektor mehr als auskömmliche Margen und bewegt sich bewertungstechnisch auf ganz anderem Niveau.
Unter den Substanzwerten - der Begriff ist in diesem Zusammenhang gewöhnungsbedürftig - präferieren wir bereits seit einiger Zeit die Finanztitel. Der Sektor profitiert von jeder Zinserhöhung. Zudem haben genug Institute mittlerweile ihre Bilanzen so gestärkt, dass mit steigenden Ausschüttungen zu rechnen ist. Beim Thema Regulierung scheint der aus Sektorsicht negative Höhepunkt überschritten zu sein.
Anders als bei diesen drei Sektoren haben wir bei Energie unsere Einschätzung jüngst geändert. Wir sind wieder auf Neutral zurückgegangen, nachdem es bis dato auch die verlängerte Produktionsbegrenzung der OPEC nicht geschafft hat, den Ölpreis zu stabilisieren. Untergewichtet sind wir bei den drei defensiven, zinssensitiven Sektoren Versorger, Telekommunikation und Immobilien.
Trendwende bei den Schwellenländern?
Relativ zum S&P 500 haben die Schwellenländer ihren langjährigen Abwärtstrend vor über einem Jahr beendet. Nun erwarten wir einen Aufwärtstrend.
Quellen: FactSet Research Systems Inc., Deutsche Asset Management Investment GmbH; Stand: 27.06.2017
Zukunftsgerichtete Erklärungen und Prognosen beinhalten wesentliche Elemente subjektiver Beurteilungen und Analysen sowie deren Veränderungen und/oder die Berücksichtigung verschiedener, zusätzlicher Faktoren, die eine materielle Auswirkung auf die genannten Ergebnisse haben und sich als falsch herausstellen könnten. Wertentwicklungen in der Vergangenheit sind kein verlässlicher Indikator für zukünftige Wertentwicklungen. Deutsche Asset Management Investment GmbH; Stand: 12.07.2017
Mit rund 739 Mrd. Euro verwaltetem Vermögen (Stand 31. März 2016) gehört die Deutsche Asset Management zu der Gruppe der weltweit führenden Vermögensverwalter. Die Deutsche Asset Management bietet Privatanlegern und Institutionen eine breite Palette an traditionellen und alternativen Investmentlösungen über alle Anlageklassen.
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Stand: 20.04.2016
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Bildquellen: CIO View