Nach Talfahrt der Twitter-Aktie: Musk bringt günstigeren Preis für Übernahme ins Gespräch
Tech-Milliardär Elon Musk bringt einen günstigeren Preis für seinen Übernahmeversuch bei Twitter ins Gespräch.
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Elon Musk beißt sich beim angekündigten Twitter-Kauf an seinem Vorwurf fest, der Dienst habe viel mehr Fake-Accounts als angegeben. Unklar bleibt, ob er damit den Preis drücken will - oder versucht, den Boden für einen Ausstieg aus dem Deal zu bereiten. Die Aktie von Twitter fiel zeitweise mit Musks Attacken immer weiter.
Am Dienstag gab das Papier im frühen US-Handel zeitweise um rund ein Prozent nach und notierte an der Marke von 37 Dollar, nachdem der Kurs schon um über acht Prozent gefallen war. Das ist weit entfernt von den 54,20 Dollar je Aktie, die Musk den Anteilseignern in seiner Vereinbarung mit Twitter in Aussicht stellte. Im späteren Verlauf setzte eine Erholung ein und das Papier schloss 2,38 Prozent höher bei 38,28 US-Dollar.
Musk bekräftigte am Dienstag bei Twitter, der Deal könne nicht weitergehen, bis Twitter-Chef Parag Agrawal beweise, dass Fake- und Spam-Accounts tatsächlich weniger als fünf Prozent der Nutzer-Basis ausmachten. Er habe sein rund 44 Milliarden Dollar schweres Kaufangebot im Glauben an die Richtigkeit der offiziellen Angaben von Twitter gemacht.
Schon am Freitag erklärte der Chef des Elektroauto-Herstellers Tesla den Deal deswegen für "vorläufig ausgesetzt" - während rechtlich fraglich ist, ob er die Vereinbarung mit Twitter überhaupt einseitig auf Eis legen kann. Nach dem anschließenden Kurssturz der Aktie schrieb Musk, dass er weiterhin am Kauf des Dienstes interessiert sei. Dem "Wall Street Journal" zufolge tat er das auf Druck seiner Anwälte. Die Aktie fiel trotzdem, auch wenn sie einen Teil der Kursverluste wieder wettmachte. Am Montag brachte Musk dann ein niedrigeres Gebot ins Gespräch.
"Je mehr Fragen ich stelle, desto größer werden meine Sorgen", sagte Musk bei einem Konferenz-Auftritt. Ein Deal zu einem niedrigeren Gebot sei "nicht außer Frage". Musk schätzte, dass Fake-Profile mindestens ein Fünftel aller Twitter-Accounts ausmachten - nannte aber keine Basis dafür. Musk hatte eine vertiefte Prüfung der Twitter-Bücher vor dem Übernahme-Deal abgelehnt.
Zuvor versuchte Twitter-Chef Parag Agrawal die Methodik des Dienstes bei Schätzungen der Zahl von Spam- und Bot-Accounts in einer Serie von Tweets zu erläutern. Er schrieb dabei unter anderem, dass Twitter jeden Tag mehr als eine halbe Million Spam-Accounts blockiere - meist bevor Nutzer sie zu sehen bekämen. Eine Herausforderung sei auch, dass Accounts gewöhnlicher Nutzer manchmal verdächtig wirkten, während die gefährlichsten Profile auf den ersten Blick völlig normal aussähen.
Der Twitter-Chef betonte auch, dass Schätzungen zur Zahl der Fake-Accounts von außerhalb der Firma nicht seriös zu machen seien. Musk konterte mit einem Kothaufen-Emoji und fragte unter anderem, ob Twitter es schon probiert habe, Nutzer mit verdächtig aussehenden Accounts einfach anzurufen.
Diese Idee wurde umgehend von Experten belächelt. Es wären auch ziemlich viele Telefonate nötig: Twitter nennt die Zahl von 229 Millionen täglichen Nutzern, die der Dienst mit seiner Werbung erreichen kann. Die von Twitter identifizierten Fake-Accounts sind in dieser Zahl bereits abgezogen.
Musk sagte bei der Konferenz, aus seiner Sicht wäre ein deutlich höherer Anteil von Bot-Accounts als gemeldet eine schwerwiegende Falschinformation. Die Vereinbarung mit Twitter sieht wie üblich vor, dass die Seiten bei massiven Abweichungen vom Deal zurücktreten können.
Es bleibt allerdings unklar, ob inkorrekte Angaben zur Zahl der Fake-Accounts wirklich als eine so gravierende Falschinformationen über das Twitter-Geschäft anerkannt würden, dass Musk die Konditionen des Deals ändern oder die Übernahme abblasen kann. Die Vereinbarung sieht eine Strafe von jeweils einer Milliarde Dollar vor, falls eine der Seiten die Abmachung platzen lässt.
Der Twitter-Verwaltungsrat machte unterdessen deutlich, dass der Deal an ihm nicht scheitern soll. Das Gremium empfahl den Aktionären einstimmig, auf der Hauptversammlung am 25. Mai Musks Angebot anzunehmen, wie aus am Dienstag veröffentlichten Unterlagen hervorgeht.
Eine ungewöhnliche Frage könnte auch noch werden, ob Agrawal mit einem Kothaufen-Emoji zu antworten als "Verunglimpfung" des Twitter-Managements eingestuft werden kann. Dies ist Musk nämlich in der Vereinbarung mit Twitter ausdrücklich untersagt, während er über den Deal twittern darf.
Für den Erfolg des Übernahmeversuchs ist Musk darauf angewiesen, dass ihm genug Anteilseigner ihre Anteile abtreten wollen. Twitter und Musk wollten die Übernahme bislang bis Jahresende abschließen. Er kaufte in den vergangenen Monaten bereits einen Anteil von gut neun Prozent an Twitter an der Börse zusammen. Zur Finanzierung des Deals setzt Musk neben Verkäufen von Tesla-Aktien auf Unterstützung anderer Investoren.
/so/DP/stw
SAN FRANCISCO (dpa-AFX)
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