DAX-Aufstieg möglich

Siemens Healthineers bestätigt Milliardendeal mit Varian Medical Systems und wagt nach Zahlen Prognose - Aktie verlustreich

03.08.20 17:58 Uhr

Siemens Healthineers bestätigt Milliardendeal mit Varian Medical Systems und wagt nach Zahlen Prognose - Aktie verlustreich | finanzen.net

In der Gesundheitsbranche bahnt sich eine milliardenschwere Übernahme an.

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Eine Milliardenübernahme hat die Siemens Healthineers AG am Sonntag angekündigt. Die Siemens-Tochter will die Varian Medical Systems Inc zu einem Preis von rund 16,4 Milliarden Dollar übernehmen. Dazu sollen sämtliche Aktien des Spezialisten für Krebsversorgung für 177,50 Dollar je Aktie in bar erworben werden. Nach Angaben von Siemens Healthineers (SHL) erzielte Varian im Geschäftsjahr 2019 einen Umsatz von 3,2 Milliarden Dollar und eine adjustierte operative Marge von rund 17 Prozent.

Der Kauf von Varian soll bereits innerhalb der ersten 12 Monate nach Vollzug einen positiven Effekt auf das bereinigte unverwässerte Ergebnis je Aktie von SHL haben, teilte das Gesundheitsunternehmen mit. Dabei werden EBIT-Synergien von mindestens 300 Millionen Euro pro Jahr ab Geschäftsjahr 2025 angestrebt. Die Synergien setzen sich aus Umsatz- und Kostensynergien zusammen.

Das Board of Directors von Varian hat dem Abschluss der Vereinbarung einstimmig zugestimmt und empfiehlt den Varian-Aktionären, ebenfalls zuzustimmen. Der Kauf soll vorbehaltlich der Zustimmung der Varian-Aktionäre, der Erteilung behördlicher Genehmigungen und des Eintritts anderer üblicher Vollzugsbedingungen voraussichtlich in der ersten Hälfte des Kalenderjahres 2021 abgeschlossen werden.

Siemens Healthineers plant für den Kauf eine Mischfinanzierung aus Fremd- und Eigenkapital. Eine Brückenfinanzierung soll zunächst durch die Siemens Finance B.V. erfolgen. Etwa die Hälfte davon soll durch eine Emission von Eigenkapital ersetzt werden. Dazu plant Siemens Healthineers eine Erhöhung des Grundkapitals durch Ausgabe von neuen Aktien, wobei voraussichtlich das Bezugsrecht ausgeschlossen werden soll.

Siemens Healthineers sieht deutliche Besserung im laufenden vierten Quartal

Des weiteren hat Siemens Healthineers das Ende Juni abgelaufenes dritte Quartal 2020 mit einem Umsatz- und Gewinnrückgang abgeschlossen. Für das vierte Quartal geht man aber von einer deutlichen Besserung aus. Das bereinigte unverwässerte Ergebnis je Aktie in Q3 sank um 21 Prozent auf 0,30 Euro. Die bereinigte EBIT-Marge fiel um 120 Basispunkte auf 13,9 Prozent unter das Vorjahresquartal. Allerdings stieg der freie Cashflow im dritten Quartal um 48 Prozent gegenüber Vorjahr auf 336 Millionen Euro.

Der Umsatz sank gegenüber dem Vorjahresquartal um 6,9 Prozent auf vergleichbarer Basis. Im Geschäftsbereich Imaging ging er um 3,3 Prozent zurück, bei Advanced Therapies um 1,8 Prozent, bei Service sei es zu einem leichten Umsatzwachstum gekommen. Als Grund wurden Belastungen durch die Coronakrise angeführt. Der Umsatzrückgang um vergleichbar 15,9 Prozent bei Diagnostics sei durch ein niedrigeres Testaufkommen für Routine-Untersuchungen belastet worden.

Beim Ausblick auf das vierte Quartal wird man dagegen optimistischer. Bernd Montag, Vorstandsvorsitzender der Siemens Healthineers AG, teilte hierzu mit: "Für das vierte Quartal erwarten wir eine deutliche Verbesserung unserer Geschäftsentwicklung im Vergleich zum dritten Quartal". Daher erwartet das Unternehmen für das Geschäftsjahr auf vergleichbarer Basis ein flaches Umsatzwachstum. Das bereinigte unverwässerte Ergebnis je Aktie soll zwischen 1,54 Euro und 1,62 Euro liegen. Dies basiere auf der Annahme, dass sich das gegenwärtige Geschäftsumfeld nicht erneut verschlechtert.

Siemens Healthineers winkt Aufstieg in den DAX

Healthineers ist 2018 an die Börse gegangen. Dort kam das Unternehmen mit seinen 50 000 Mitarbeitern bisher gut an. Zuletzt kostete die Aktie knapp 44 Euro und lag damit nur knapp unter ihrem Rekordhoch von etwas mehr als 47 Euro von Ende Mai. Die Bewertung liegt derzeit bei rund 44 Milliarden Euro. Derzeit ist die Aktie im Mittelwertesegment MDAX notiert. Durch den steigenden Streubesitz und das zu erwartende höhere Handelsvolumen winkt Healthineers auch die Aufnahme in den DAX. Dies sei nur "eine Frage der Zeit", sagte Montag. Und Finanzvorstand Jochen Schmitz erklärte, spätestens zur nächsten regulären Überprüfung des Index im kommenden Jahr durch die Deutsche Börse sei ein Aufstieg möglich.

So reagiert die Siemens Healtineers-Aktie

Die geplante Kapitalerhöhung zur Finanzierung einer Milliardenübernahme in den USA hat die Aktien des Medizintechnikkonzerns am Montag belastet. Sie fielen im XETRA-Handel letztlich um 8,95 Prozent auf 40,02 Euro. Dabei hatte es am Morgen noch so ausgesehen, als würden ein möglicher DAX-Aufstieg und die überraschend robuste Entwicklung im dritten Geschäftsquartal die Anteilsverwässerung durch den Kapitalschritt kompensieren können: So hatten die Aktie auf der Handelsplattform Tradegate noch deutlich zugelegt.

Analyst Scott Bardo von der Privatbank Berenberg sprach in einer ersten Reaktion von einem umsichtigen und mutigen Schritt. Er biete strategische Vorteile und sei finanziell in einigen Aspekten attraktiv. Bardo lobte ebenfalls die Zahlen für das dritte Quartal. Zwar habe die Corona-Pandemie Spuren hinterlassen, wie der Umsatzrückgang zeige. Doch seien die Gewinnmargen besser ausgefallen als gedacht. Das Geschäft mit der Bildgebung habe sich als robust erwiesen und die Präzisionsmedizin habe sich in Anbetracht der Umstände gut entwickelt.

Ein Händler wertete die Resultate des abgelaufenen Geschäftsquartals ebenfalls positiv, blickt auf die Übernahme von Varian aber verhaltener. Er moniert den Kaufpreis, der doch recht hoch erscheine. Healthineers will mit dem Kauf des US-Konzern Varian für 16,4 Milliarden US-Dollar (14 Mrd Euro) das Geschäft mit der Krebsforschung und -therapie ausbauen. Finanzieren will das Unternehmen die Übernahme in etwa je zur Hälfte über Kredite und über neues Eigenkapital, das sich die Erlangener über die Ausgabe neuer Aktien beschaffen wollen.

Zunächst wird aber die Konzernmutter Siemens einen Brückenkredit von 15,2 Milliarden Euro bereitstellen, der dann bis zur Hälfte mit einer Kapitalerhöhung ersetzt werden soll. Gemessen am Schlusskurs vom Freitag müssten zur Refinanzierung des halben Kredits rund 170 Millionen neue Aktien ausgeben werden; damit würde das Aktienkapital um 17 Prozent steigen. Es könnte am Ende aber auch mehr werden.

Da die Konzernmutter Siemens sich an der Kapitalerhöhung nicht beteiligt, wird der Streubesitz der Siemens-Healthineers-Aktien steigen, was auch zu einem höheren Handelsvolumen führen dürfte. Da das ein wichtiges Kriterium für die Aufnahme in den DAX ist, kann sich der Konzern nun auch Hoffnung auf einen Aufstieg in die erste Börsenliga machen.

Absolut gesehen hat die Siemens-Tochter eigentlich das Zeug für den DAX. Mit einem Börsenwert von rund 41 Milliarden Euro würde Healthineers nur knapp außerhalb der Top 10 im DAX liegen. Derzeit ist allerdings der für die DAX-Aufnahme relevante Börsenwert des Streubesitzes zu gering. Dieser wird durch die geplante Anteilsreduzierung von Siemens steigen.

Siemens Healthineers und Varian vereinbaren hohe Strafzahlungen

Für den Fall eines Scheiterns der milliardenschweren Übernahme von Varian Medical Systems durch Siemens Healthineers muss der jeweils Verantwortliche unter Umständen eine hohe Entschädigung an den jeweils anderen zahlen. Aus einer Pflichtmitteilung des kalifornischen Strahlentherapie-Spezialisten geht hervor, dass Varion eine Termination Fee in Höhe von 450 Millionen Dollar an die Siemens-Tochter zahlen müsste, sollte das Unternehmen den Deal platzen lassen und sich etwa für ein höheres Angebot eines Dritten entscheiden.

Läge die Verantwortung für ein Scheitern dagegen bei Siemens Healthineers, müsste das Unternehmen aus Erlangen mindestens 450 Millionen Dollar - unter bestimmten Umständen sogar 925 Millionen Dollar - an Varian zahlen. Dabei geht es darum, binnen eines Jahres oder maximal bis zum 2. Dezember die erforderliche Freigabe bei allen Regulierern zu erlangen.

Siemens Healthineers will Varian mit Zustimmung des Managements für 16,4 Milliarden Dollar kaufen, wie beide Seiten am Sonntag mitteilten.

Dow Jones Newswires / (dpa)

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