Auf die Geschicke von Familien setzen
Unternehmen, die von Familien kontrolliert werden, erzielen langfristig oftmals eine bessere Aktienperformance und agieren profitabler.
Diese Ergebnisse hat eine Studie von UBS Global Research hervorgebracht. Die Experten fanden zudem heraus, dass die Aktien-kurse von Familienunternehmen in den vergangenen zehn Jahren weniger Schwankungen unterworfen waren als Nicht-Familien-Unternehmen in globalen Aktienindizes. Gründe dafür sind der Studie zufolge eine effizientere Unternehmensführung und ein diszipliniertes Kostenmanagement. Hinzu kommt, dass Unternehmen in Familienhand langfristig orientiert geführt und nicht auf Quartalszahlen hin optimiert werden. Zudem sorgt eine stringente Nachfolgeregelung in vielen Fällen für Stabilität.
An der Börse gibt es verschiedene Konzepte, die auf diesen Grund-annahmen basieren. Bereits seit 2005 wird der German Entrepreneurial Index (GEX) berechnet. Der Index bildet die Entwicklung von Aktien aus dem Prime Standard ab, die von ihren Eigentümern geführt werden. Sie müssen über mindestens 25 Prozent und maximal 75 Prozent der Aktien verfügen sowie im Vorstand und Aufsichtsrat maßgeblich vertreten sein. Meist sind sie auch die Gründer des Unternehmens. Zudem darf das IPO maximal zehn Jahre zurückliegen. Damit soll gewährleistet sein, dass die Unternehmen ausschließ-lich während ihrer Wachstumsphase im Index enthalten sind. Da jedoch seit Jahren kaum noch Börsengänge stattfinden, ist die Anzahl der Aktien im GEX von anfänglich 120 auf 28 gesunken. Angesichts dessen halten wir den Index nicht für Investments geeignet.
Breiter angelegt ist der DAXplus Family-Index. Er umfasst neben deutschen auch internationale Unternehmen aus dem Prime Standard, bei denen die Gründerfamilie mindestens einen 25-prozentigen Stimmrechtsanteil hat oder im Vorstand oder Aufsichtsrat sitzt und mindestens einen Stimmrechtsanteil von fünf Prozent hält. Aktuell qualifizieren sich 82 Unternehmen für den Index. Die 30 liquidesten davon fasst der DAXplus Family 30-Index zusammen, auf den die HypoVereinsbank einen Tracker begeben hat (ISIN DE000HV1DB41). Seit der Einführung 2010 hat der Index den DAX geschlagen.
Mehrere Konzepte berechnet und veröffentlicht der Indexanbieter Solactive. Im vergangenen Jahr wurde der Founder-run TR Index lanciert, auf den BNP Paribas ein Zertifikat begeben hat (ISIN DE000PS8CE09). Der Basis-wert setzt sich aus 30 Aktien von Un-ternehmen zusammen, die von ihren Gründern geführt werden. Maximal zehn Aktien aus einem Sektor können im Index vertreten sein. Zudem darf der Stimmrechtsanteil der Gründer 50 Prozent nicht übersteigen. Dadurch wird gewährleistet, dass der Gründer einen hohen Einfluss behält, aber nicht vollständig entgegen der Interessen der Aktionäre handeln kann.
Der neueste Ansatz bezieht sich auf den Solactive Global Family Owned Companies Index. Das passende Zertifikat kommt von UBS. Als Basis für das Aktienuniversum dient der Global Family Business Index, den die Universität St. Gallen zusammen mit der Beratungsgesellschaft EY veröffentlicht und die 500 umsatzstärksten Familienunternehmen der Welt umfasst. Daraus werden die 50 Aktien mit der geringsten historischen Volatilität in den vergangenen zwölf Monaten ausgewählt. Wie bei Solactive üblich, müssen Aktien für die Aufnahme in den Index Mindestgrößen hinsichtlich Marktkapitalisierung und Handelsvolumen aufweisen. Der Index wird quartalsweise neu gewichtet. In der Rückrechnung fällt die Performance des Index überzeugend aus. Wenn sich die Outperformance von Aktien familiengeführter Unternehmen fortsetzt, sollte die jährliche Managementgebühr von 0,75 Prozent langfristig kaum ins Gewicht fallen, zumal Dividenden reinvestiert wer-den (ISIN DE000UBS1FA8).
Christian Scheid ist seit rund 18 Jahren als Wirtschafts- und Finanzjournalist tätig, davon seit circa zehn Jahren als freier Autor. Aktuell schreibt er für mehrere deutschsprachige Fachmagazine und -zeitungen in den Bereichen Aktien und Derivate, darunter Börse Online, Capital, Euro am Sonntag und Zertifikate // Austria. Per 1. Juli 2014 kehrte er zum ZertifikateJournal zurück, wo er bis Ende 2009 schon einmal tätig war und die damalige Österreich-Ausgabe des ZJ verantwortete. Hier können Sie sich zum Gratis-Newsletter anmelden: ZertifikateJournal
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