NVIDIA-Aktie: Warum NVIDIA-Chef Huang jetzt voll auf den Metaverse-Hype setzt
Zwischenstopp auf einer langen Reise: Für die großen Pläne von NVIDIA-Firmenchef Jensun Huang ist die geplatzte Übernahme des Chipentwicklers ARM ein Rückschlag. Aber keiner, der richtig wehtut.
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von Klaus Schachinger, Euro am Sonntag
Die größte Übernahme im Chipsektor ist an den großen Hürden der Wettbewerbsaufsichtsbehörden gescheitert. Japans Beteiligungskonzern Softbank, Eigentümer der britischen ARM Holdings, und Grafikchipentwickler NVIDIA, der Käufer, sagten den Deal in einer gemeinsamen Erklärung nun ab.
Wegen des besonders niedrigen Energieverbrauchs sind ARMs Baupläne weltweit der dominierende Standard für das Chipdesign in Handys und allen anderen mobilen Geräten sowie im Internet der Dinge, also internetfähigen Komponenten und Geräten außer Handys und Tablets. Weil viele Technologie- und Chipunternehmen diese Baupläne nutzen, sind die Briten die "neutrale Schweiz" der Branche. Diesen Status sahen Wettbewerbshüter und wichtige Kunden von ARM im Besitz von NvNVIDIA idia nicht mehr gewährleistet.
Mit der Übernahme sollten die Briten NVIDIA schneller Zugang zum Internet der Dinge verschaffen und den Weg in neue Chipmärkte im künftig computerähnlichen Innenleben von Autos ebnen. Jensun Huang, Gründer und Chef des Konzern aus Santa Clara in Kalifornien, hat die Technologie des Entwicklers von Grafikchips, die sehr große Datenmengen in kurzer Zeit verarbeiten können, erfolgreich auf andere Märkte übertragen: Chips für Netzwerkrechner, künstliche Intelligenz (KI), Fahrassistenzsysteme und autonomes Fahren - auch mithilfe der Architekturen von ARM.
Im September 2020 bot NVIDIA Softbank zwölf Milliarden Dollar in bar plus 19 Millionen eigene Aktien für die Briten, damals insgesamt knapp 40 Milliarden Dollar.
ARM soll jetzt an die Börse
Nun will Softbank den Chipdesigner im neuen Geschäftsjahr, das im April beginnt, aufs Parkett führen. Von Januar bis September 2021 erlöste ARM mit Lizenzen und anderen Einnahmen knapp 1,5 Milliarden Dollar, gut 60 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Weltweit wurden in diesem Zeitraum 13,7 Milliarden Chips mit ARM-Bauplänen ausgeliefert. Pierre Ferragu, Analyst der US-Investmentbank New Street Research, schätzt den Börsenwert von ARM bei einem IPO in diesem Jahr auf 45 Milliarden Dollar. Das ist das 23-Fache des geschätzten Umsatzes für 2021. Softbank zahlte 2016 das 21-Fache.
Die Japaner behalten NVIDIAs 1,25 Milliarden Dollar Anzahlung und die Kalifornier eine 20-Jahres-Lizenz für ARMs Technologie. Visionär Huang nimmt den Rückschlag für seine großen Pläne sportlich. NVIDIA werde mit den Briten weiter eng zusammenarbeiten. Mit Softbanks Investitionen habe ARM seine Technologie auf Märkte jenseits von "Supercomputing, Cloud, KI und Robotik ausgedehnt", lobt Huang den Eigentümer. ARMs Chiparchitektur sei die wichtigste des nächsten Jahrzehnts, prognostiziert der promovierte Elektroingenieur.
NVIDIAs Perspektiven sind intakt
Zunehmend mehr Unternehmen und große Cloud-Dienstleister wie Apple, Amazon, Alphabet und IBM nutzen in ihren Rechenzentren Algorithmen für künstliche Intelligenz, die große Datenmengen in kurzer Zeit auswerten.
Dafür sind NVIDIAs Grafikchips perfekt geeignet. Mit Softwareplattformen für ihre Chips in Netzwerkrechnern halten die Kalifornier Konkurrenten wie Intel und AMD hier auf Distanz. Auch Partnerschaften mit Softwarekonzernen wie Microsoft und VM Ware, Entwickler von Simulationsplattformen für zusätzliche Rechenleistung, sowie mit Hardwareriesen wie Cisco, Dell und HP Enterprise, die NVIDIAs Chips für KI nutzen, schieben das Geschäft an. Experten der US-Börsendiensts Bloomberg taxieren die jährlichen Zuwächse in NVIDIAs Segment Data Center für die nächste Zeit auf 50 Prozent.
Was NVIDIAs Technologie in Rechenzentren begehrt macht, sind Software und spezielle Chips, mit denen rechenintensive Aufgaben in Netzwerkcomputern von den zentralen Steuerungschips, den Mikroprozessoren, auf Grafikchips weitergeleitet werden. Das entlastet die Mikroprozessoren und macht die Rechner schneller.
Schätzungen zufolge wird diese Technologie weltweit jedoch erst in zehn Prozent der Rechenzentren genutzt. Nvidias Perspektiven sind also gut. Aber auch in Premiumfahrzeugen, wo Sprachassistenten und Assistenzsysteme für teilautonomes und später autonomes Fahren genutzt werden, machen sich Grafikchips als Entlastung in der Datenverarbeitung bezahlt.
NVIDIAs Datencenter-Sparte liefert aktuell etwas mehr als 40 Prozent der für 2021 auf 26,7 Milliarden Dollar geschätzten Erlöse. Damit ist die Sparte auf Augenhöhe mit dem Geschäft für ultraschnelle Grafikchips für Videospiele, die rund 45 Prozent des Umsatzes liefern. Im neuen Geschäftsjahr erwarten Analysten ein Fünftel mehr Umsatz und Gewinn. NVIDIA kann den abgesagten Deal gut wegstecken. Die Bilanz für 2021 wird am 16. Februar nach Börsenschluss an der Wall Street geliefert.
Vielversprechend ist auch NVIDIAs neue avatargestütze Simulationsplattform Omniverse Enterprise, die weltweit 700 Firmen testen. Omniverse kann nach NVIDIAs Angaben in vielen Industrien genutzt werden, von der Planung von Gebäuden bis zu Prototypen im Auto- und Flugzeugbau. Allerdings muss sich Nividia hier gegen etablierte, starke Anbieter wie Autodesk, Dassault oder Nemetschek durchsetzen. Das Omniverse-Segment Professional Visualisation liefert aktuell acht Prozent des Umsatzes.
Booster Metaverse
Sollte sich mittel- und langfristig jedoch das Metaverse durchsetzen, die künftige Version des Internets, das aktuell von der Facebook-Mutter Meta Platforms, Alphabet und Microsoft gepriesen wird, wäre NVIDIA in dieser Welt, in der Nutzer wie in Videospielen über virtuelle Avatare kommunizieren, mit Omniverse voraussichtlich ganz vorn. Analysten der US-Bank Wells Fargo trauen dem computerspieleerfahrenen Konzern im Metaverse in fünf Jahren zehn Milliarden Dollar Umsatz zu.
Erleichterung: Investoren haben
offensichtlich mit dem Scheitern der
Übernahme gerechnet. Der Aktien -
kurs legte deshalb moderat zu.
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14.01.2016 | NVIDIA Underweight | Barclays Capital | |
26.07.2011 | NVIDIA underperform | Needham & Company, LLC |
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