Tesla-Aktie im Plus: Tesla mit Rekordzahlen - Produktion in Grünheide läuft erst allmählich an
Der Elektroautobauer Tesla hat Anlegern einen Blick in seine Bücher gewährt und die Zahlen zum ersten Quartal 2022 veröffentlicht.
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Tesla trotzt den globalen Problemen in der Autobranche weiter mit Rekordzahlen. Das vergangene Quartal schloss der Elektroauto-Vorreiter ungeachtet der Lieferketten-Engpässe und pandemiebedingter Produktionsausfälle in China mit Bestwerten bei Umsatz und Gewinn ab. Für 2024 peilt Tesla nun den Produktionsstart eines Robotaxis ohne Lenkrad und Pedale an - und laut Firmenchef Elon Musk könnte eine Fahrt damit billiger als mit dem Bus sein. Sorgen macht sich Tesla aber um die künftige Verfügbarkeit wichtiger Rohstoffe wie Lithium für die Batterien.
In den drei Monaten bis Ende März stieg der Umsatz im Jahresvergleich um 81 Prozent auf 18,8 Milliarden Dollar (17,3 Mrd Euro). Tesla verdiente unterm Strich 3,3 Milliarden Dollar - das waren 658 Prozent mehr als vor einem Jahr. Die Zahlen fielen viel besser aus als an der Wall Street erwartet.
Obwohl die Autoindustrie weltweit unter hartnäckiger Knappheit etwa bei Computer-Chips leidet, baute Tesla im ersten Quartal rund 305 400 E-Autos und lieferte 310 048 Fahrzeuge an die Kunden - ein Zuwachs um 68 Prozent im Jahresvergleich und ein weiterer Bestwert. Für das laufende Vierteljahr stellte Musk eine Produktion in ähnlicher Höhe in Aussicht - außer "wir könnten noch ein Kaninchen aus dem Hut ziehen und etwas höher liegen". Im März eröffnete der Konzern bei Berlin sein erstes Autowerk in Europa. Die Produktion dort muss allerdings erst richtig anlaufen.
Konkrete Angaben zum Hochfahren der Fabrik in Grünheide machte Tesla nicht. Langfristig sollen dort pro Jahr rund 500 000 E-Autos vom Band laufen, doch davon ist das Unternehmen derzeit noch weit entfernt. Tesla habe üblicherweise zwölf Monate gebraucht, um nach dem Produktionsstart auf 5000 Fahrzeuge pro Woche zu kommen, sagte Musk in einer Konferenzschalte mit Analysten und Investoren. Dank gesammelter Erfahrungen könne es in Berlin und dem zweiten neuen Werk im texanischen Austin nun aber zumindest ein wenig schneller gehen.
Ungeachtet der starken Zahlen warnte Tesla vor Schwierigkeiten. Die weltweiten Lieferketten-Probleme dürften im Jahresverlauf andauern. Musk sagte, dass die Inflation bei der Versorgung mit Bauteilen unterschätzt werde - einige Zulieferer hätten die Preise um 20 bis 30 Prozent erhöht. Tesla profitiere zwar von Langzeit-Verträgen mit vielen Zulieferern, aber diese würden irgendwann auch auslaufen, "und dann werden wir potenziell erhebliche Kostenanstiege sehen".
Im vergangenen Vierteljahr litt Tesla aufgrund eines COVID-Lockdowns in China zusätzlich unter Produktionsausfällen seiner Autofabrik in Schanghai. Der Betrieb dort sei inzwischen wieder angelaufen, doch die Situation müsse weiter genauestens beobachtet werden.
Trotz dieser Belastungen verdient der Konzern immer besser. Im ersten Quartal erzielte Tesla eine Gewinnmarge von gut 19 Prozent. Nach Berechnungen des Branchenexperten Ferdinand Dudenhöffer ist Tesla damit der weltweit profitabelste Autobauer nach dem Luxus-Hersteller Ferrari und hat die höchste Marge bei Herstellern, die mehr als 15 000 Fahrzeuge verkaufen. "Mit den neuen Werken in Austin und Berlin sowie der hohen Profitabilität dominiert Tesla den Automarkt von morgen", meint Dudenhöffer.
Als lukratives Geschäft erwies sich für das Unternehmen zudem abermals der Verkauf von Verschmutzungsrechten, die andere Autobauer benötigen, um ihre Emissionsbilanz aufzubessern. Im Auftaktquartal setzte Tesla damit 679 Millionen Dollar um - mehr als doppelt so viel wie im vorherigen Vierteljahr. Eine Änderung der US-Regeln habe den Betrag dabei einmalig um 288 Millionen Dollar hochgetrieben. In früheren Jahren half der Zertifikate-Handel Tesla, die hohen Verluste abzufedern, inzwischen trägt sich die Autoproduktion auch selber.
Das Robotaxi werde ein "massiver Wachstumstreiber" für Tesla sein, sagte Musk. Er hatte das "futuristisch aussehende" Fahrzeug jüngst beiläufig bei der Werkseröffnung in Texas angekündigt. Mehr Details werde es bei einer Präsentation im kommenden Jahr geben. Auch andere Autobauer arbeiten an solchen Fahrzeugen. Die General-Motors-Tochter Cruise etwa will im kommenden Jahr die Produktion ihres Fahrzeugs "Origin" ohne Lenkrad und Pedale aufnehmen. Cruise betreibt bereits einen eingeschränkten Robotaxi-Dienst in San Francisco.
Tesla muss dafür zunächst einmal das autonome Fahren hinbekommen. Über 100 000 Tesla-Fahrer haben zwar inzwischen testweise Zugang zu "Full Self-Driving" als Ausbaustufe des Assistenzsystems Autopilot. Doch regelmäßig wird über Unzulänglichkeiten der Software berichtet. Er habe bei keiner anderen Technologie so viele vermeintliche Hoffnungsschimmer erlebt, verteidigte sich Musk am Donnerstag. Er denke aber, dass Tesla es in diesem Jahr schaffen werde. Musk setzt fürs autonome Fahren anders als andere Firmen nur auf Kameras statt teurer Laser-Radare, die die Umgebung der Autos abtasten.
Tesla-Produktion in Grünheide läuft erst allmählich an
Der US-Elektroautobauer Tesla ist von dem Ziel der 500 000 Fahrzeuge pro Jahr in seiner neuen Fabrik in Grünheide bei Berlin noch weit entfernt. Das Unternehmen fährt die Produktion nach eigenen Angaben erst allmählich hoch. Um das Niveau von 5000 Fahrzeugen pro Woche zu erreichen, habe Tesla nach dem Produktionsbeginn in anderen Fabriken etwa zwölf Monate gebraucht, sagte Firmenchef Elon Musk in einer Konferenzschalte mit Analysten und Investoren. Dank gesammelter Erfahrungen könne es in Berlin und dem zweiten neuen Werk im texanischen Austin nun aber zumindest ein wenig schneller gehen.
Die Herstellung von 5000 E-Autos pro Woche würde hochgerechnet etwa der Hälfte des Produktionsziels von 500 000 Fahrzeugen im Jahr für die erste Ausbauphase entsprechen. Tesla machte bei der Vorstellung der Zahlen des ersten Quartals keine konkreten Angaben zum Hochfahren der Fabrik in Grünheide, die am 22. März im Beisein von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Musk eröffnet worden war.
Das Anlaufen brauche Zeit, heißt es im Quartalsbericht. Das Tempo der Werke in Austin und Berlin werde von der erfolgreichen Einführung vieler technologischer Neuerungen und von laufenden Herausforderungen im Zusammenhang mit der Lieferkette beeinflusst. Tesla warnte ungeachtet eines insgesamt weiteren Rekordquartals vor anhaltenden Schwierigkeiten.
Störung in Tesla-Werk: Wachsende Kritik an Behörden
Nach dem Austritt von Flüssigkeit aus der Lackiererei des neuen Tesla-Autowerks in Grünheide bei Berlin wächst die Kritik an den Umweltbehörden. Der Wasserverband Strausberg-Erkner (WSE), der auch Tesla beliefert, forderte am Donnerstag mehr Transparenz. Der Verband sei nur auf Nachfrage von der Wasserbehörde des Landkreises Oder-Spree informiert worden, sagte Sprecherin Sandra Ponesky. "Da sehen wir schwarz für den Schutz der Trinkwasserversorgung in Zukunft."
Während die WSE unter Berufung auf ein ihr vorliegendes Foto der Ansicht ist, dass auch Flüssigkeit in die Kanalisation gelangt sei, verneint das Brandenburger Landesamt für Umwelt dies. Die "Märkische Oderzeitung" hatte zuvor darüber berichtet.
Die Linke im Brandenburger Landtag fordert Aufklärung. Umweltminister Axel Vogel (Grüne) solle im nächsten Umweltausschuss über den Vorfall berichten, sagte der Parlamentarische Geschäftsführer Thomas Domres der Deutschen Presse-Agentur. Er kritisierte die Informationspolitik. "Die Meldekette muss so gestaltet werden, dass alle Akteure informiert werden."
Am 11. April waren nach Angaben des Landesumweltamtes in der Tesla-Fabrik 15 Kubikmeter (15 000 Liter) Behandlungsbad aus der Elektrotauchlackierung ausgetreten. Die Behörde spricht von einer Betriebsstörung, der verwendete Lack habe keine gefahrstoffrechtliche Einstufung. Ein Entsorgungsunternehmen pumpte laut Umweltamt die in einer Wanne aufgefangene Flüssigkeit ab. Bei der Verladung liefen demnach am 12. April zwei bis drei Liter Flüssigkeit auf die Zufahrt der Lackiererei. Es (...) "bestand zu keinem Zeitpunkt die Gefahr eines Eintrages in das Grundwasser oder die Kanalisation".
Der Wasserverband sieht in dem Vorgang einen Störfall. Laut Bundesimmissionsschutzgesetz handelt es sich um einen Störfall, wenn ein Ereignis innerhalb oder außerhalb des Betriebsbereichs zu einer ernsten Gefahr oder zu bestimmten Sachschäden führt.
Die Grüne Liga Brandenburg und die Bürgerinitiative Grünheide verweisen zudem auf ein Drohnenvideo vom 10. April, das einen Flüssigkeitsfleck auf dem Tesla-Gelände zeigt. Das Landesumweltamt sieht aber keinen Zusammenhang mit dem Vorfall aus der Lackiererei: Der Flüssigkeitsfleck im Video werde von Tesla auf einen täglich mit Frischwasser durchgeführten Funktionstest einer Löschwasserpumpe zurückgeführt.
So reagiert die Tesla-Aktie
Weitere Umsatz- und Gewinnrekorde des Elektroautobauers Tesla im ersten Quartal haben die Anleger an der Börse am Donnerstag begeistert. Die Aktien gewannen im frühen New Yorker Handel mehr als zehn Prozent, zuletzt legten sie noch um 9,2 Prozent auf 1067 US-Dollar zu. Zum Handelsschluss ging es nur noch 3,23 Prozent hoch auf 1.008,78 US-Dollar.
Tesla trotzt den globalen Problemen in der Autobranche weiterhin mit Rekordzahlen. In den drei Monaten des Jahres stieg der Umsatz im Jahresvergleich um 81 Prozent auf 18,8 Milliarden Dollar. Tesla verdiente unter dem Strich 3,3 Milliarden Dollar - das waren 658 Prozent mehr als vor einem Jahr. Die Zahl der ausgelieferten Fahrzeuge legte um mehr als zwei Drittel zu.
Analyst Matthias Volkert von der DZ Bank erwartet auch künftig weiter anziehende Auslieferungszahlen. Das mittelfristige operative Potenzial sei intakt, insbesondere dank künftig hoher Margen im Bereich Softwareverkäufe sowie autonomes Fahren inklusive dem Thema Robotaxi. Tesla peilt den Produktionsstart des Robotaxis ohne Lenkrad und Pedale für 2024 an - und laut Firmenchef Elon Musk könnte eine Fahrt damit billiger sein als mit dem Bus.
Die vorgelegten Wachstumszahlen von Tesla stelle die Quartalsberichte anderer Unternehmen in den Schatten, schrieb Analyst Stephen Innes vom Vermögensverwalter SPI Asset Management. Und das in einer Phase, in der die Unternehmen mit ihren Zahlen bislang die Erwartungen weitgehend übertroffen hätten.
Tesla wetze im Tech-Sektor gewissermaßen die Scharte aus, die der Streamingdienst Netflix mit rückläufigen Kundenzahlen und einem Einbruch des Aktienkurses zuvor in dieser Woche geschlagen habe, merkte Analystin Sophie Lund-Yates von Hargreaves Landsdown an. Der operative Gewinn von Tesla habe sich versechsfacht, der Hersteller von Elektrofahrzeugen profitiere immer mehr von Größeneffekten. Steigende Verkaufspreise legten zudem den Schluss nahe, dass Tesla weniger als andere Autohersteller unter der Inflation leide. Das wiederum belege die Stärke der Marke Tesla in der Branche.
Anleger hatten am Vortag kurz vor den Quartalszahlen noch Vorsicht walten lassen, der Aktienkurs war am Mittwoch im schwächeren Gesamtmarkt um fünf Prozent gefallen. Seit Tagen pendelt der Kurs um die runde Marke von 1000 Dollar. Ein Rekordhoch hatten die Papiere Anfang November bei mehr als 1200 Dollar erreicht, danach ging es unter starken Schwankungen abwärts.
Dennoch bringt es Tesla weiterhin auf eine Marktkapitalisierung von mehr als einer Billion US-Dollar. Dagegen wirken die deutschen Autobauer fast wie Börsenzwerge: So bringen es Volkswagen (VW), Mercedes-Benz und BMW zusammen nicht mal auf eine Viertel Billion an Börsenwert.
Redaktion finanzen.net / AUSTIN (dpa-AFX)
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