Big Data und big Money

Splunk: Profiteur des Megatrends Big Data

23.09.13 03:00 Uhr

Der Analysespezialist Splunk mit revolutionärer Software hat bisher keine echte Konkurrenz im schnell wachsenden Big-Data-Markt. IBM und Co haben den Aufsteiger im Visier.

Werte in diesem Artikel
Indizes

43.870,4 PKT 461,9 PKT 1,06%

8.227,8 PKT 78,6 PKT 0,96%

4.491,4 PKT 43,4 PKT 0,97%

1.498,5 PKT -50,4 PKT -3,25%

20.740,8 PKT 73,7 PKT 0,36%

18.972,4 PKT 6,3 PKT 0,03%

7.466,2 PKT -56,8 PKT -0,75%

16.867,5 PKT -62,0 PKT -0,37%

2.864,3 PKT 4,4 PKT 0,15%

5.948,7 PKT 31,6 PKT 0,53%

4.294,3 PKT 28,6 PKT 0,67%

von Klaus Schachinger, Euro am Sonntag

Godfrey Sullivan ist Texaner. Von dort brachte der Chef des Softwarepioniers Splunk auch eine exotische Sportart mit, die den 59-Jährigen fit hält: „Ride and Tie“, ein Wettkampf, bei dem sich zwei Partner beim Reiten und Waldlauf abwechseln. „Nach 30 bis 40 Meilen auf einem Gebirgsparcours ist jedem die Abhängigkeit vom anderen klar“, schwärmt der Manager von dem ungewöhnlichen Geländesport.

Ein Exot ist auch die Firma, die Sullivan leitet. Die Software des Konzerns, dessen Name von „spelunking“, dem englischen Begriff für Höhlenforschung, abgeleitet ist, bringt Licht in eine ­Datenwelt, die zwar rasant wächst, in der es jedoch bislang ziemlich dunkel geblieben ist.

Es geht um riesige Datenmengen — etwa aus der Kommunikation zwischen Computern, Smartphones oder Maschinen, die via Sensor Zugang zum Internet haben. Im Fachjargon heißt dieser Datenfluss Big Data. Allein in den vergangenen zwei Jahren ist der Bit-Strom auf das Zehnfache angewachsen.

Stündlich werden im Web mehr als 104 Pentabyte neuer Daten erzeugt, das Hundertfache dessen, was etwa in den Rechenzentren des Suchmaschinenbetreibers Google verarbeitet wird.

Einfach wie googeln
Drei Viertel davon war bislang totes Material. Unstrukturierte Daten konnten bisher nicht analysiert werden. Splunk entwickelte eine Software, die es spielend leicht macht, die Geheimnisse des Datenschatzes in Echtzeit zu entziffern. Dazu zieht die Splunk-Software Rückschlüsse aus Fehlermeldungen in IT-Systemen, aus Klickwellen in sozialen Netzwerken oder aus Statusmeldungen von Smartphones.

Sullivans Ziel: Anfragen mittels ­Splunk sollten so einfach sein wie Googeln im Web. Und er ist auf dem richtigen Weg. So zeigt eine Alarmfunktion, wo ein Fehlercode in einem Firmennetzwerk besonders häufig auftritt. Mobilfunkriese Vodafone kann damit Probleme seiner Kunden bis zu 70 Prozent schneller lösen als bisher. Ähnliche Erfahrungen haben Kunden aus der Autoindustrie gemacht.

Auch Deutschlands größten Softwarekonzern überzeugen die Werkzeuge zur neuartigen Datenanalyse. „SAP ist unser größter Kunde im deutschsprachigen Markt“, sagt Olav Strand, der das Splunk-Geschäft im Raum Deutschland, Österreich und Schweiz aufbaut. In drei Jahren hat sich die Anzahl der Kunden in dieser Region auf mehr als 250 versechsfacht. Über die Hälfte der DAX-Unternehmen nutzt inzwischen die Software. Strand freut sich über „deutlich positive Wachstumsraten“ im deutschsprachigen Raum. Eine Zahl will er aber nicht nennen. Bestens ist die Stimmung auch in der Zentrale in San Francisco. Im jüngsten Quartal erhöhte sich die Anzahl der Kunden um 400 auf weltweit mehr als 6000. Der Umsatz stieg um 50 Prozent auf knapp 67 Millionen Dollar. Bis Jahresende sollen es jetzt mindestens 275 Millionen Dollar werden. Schon im vergangen Jahr floss ein Zehntel der 1,9 Milliarden Dollar, die mit Big-Data-Software weltweit umgesetzt wurden, auf das Konto der Kalifornier.

„Es ist erfrischend zu sehen, wie eine Firma mit einem originellen Ansatz einen Markt aufwirbelt, der bisher durch die schlichte Weiterentwicklung alter Produkte und Ideen gesättigt war“, sagt Brent Thill, Analyst bei der UBS und einer der besten Kenner der Branche.

Während die meisten Big-Data-Programme von Spezialisten bedient werden müssen, basiert das Geschäftsmodell von Splunk darauf, dass die Software einfach zu nutzen ist. Denn die Kunden zahlen nach der Menge der Daten, die mit Splunk-Programmen täglich aufbereitet werden — eine weitere Innovation in der Softwarebranche.

Im Visier von IBM & Co
Auch Technologieriesen beobachten das Thema genau. „Big Data wird innerhalb der nächsten zehn Jahre für jede Firma und in jeder Branche die Basis für Wettbewerbsvorteile sein. Das Thema wird die Entwicklungen des IT-Sektors vorantreiben“, prophezeite IBM-Chefin Virginia Rometty auf der Hauptversammlung.

Bisher ist „Big Blue“ der einzige US-Technologiekonzern, der es an der Börse geschafft hat, während der vergangenen 40 Jahre immer zu den Top Ten der Branche zu ge­hören. Wenn es IBM notwendig erscheint, den teuren Big-Data-Marktführer ­Splunk zu schlucken, um in der obersten Liga zu bleiben, dann dürfte Rometty dies versuchen. ­Splunk-Vorstand Sullivan, der mehr als zwei Prozent der Aktien hält, dürfte nichts gegen eine verlockende Übernahmeprämie haben.

Vor seinem Job bei Splunk war der Texaner Chef von Hyperion, 2008 wurde die Softwarefirma für 3,3 Milliarden Dollar an Oracle verkauft. Auch der Boss des US-Datenbankriesen, Larry Ellison, steht auf der Liste potenzieller Bieter weit oben.

Investor-Info

Splunk
Teuer und begehrt

Nach 50 Prozent Umsatzwachstum im zweiten Quartal wurde die Jahresprognose auf mindestens 275 Millionen Dollar erhöht. Frühestens im nächsten Geschäftsjahr soll Aufsteiger Splunk auch profitabel sein. Übernahmefantasie treibt den Kurs. Das teure Papier ist mit dem 21-Fachen des für 2014 erwar­teten Umsatzes bewertet. Wegen der starken Kursschwankungen Rückschläge zum Kauf nutzen.

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