Londoner Börse LSE spricht exklusiv mit Euronext über Verkauf von Borsa Italiana
Die Londoner Börse LSE beginnt exklusive Gespräche mit dem europäischen Börsenbetreiber Euronext über einen möglichen Verkauf ihrer italienischen Tochter Borsa Italiana.
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Die London Stock Exchange (LSE) beginnt wie von vielen Experten erwartet exklusive Gespräche mit dem europäischen Börsenbetreiber Euronext über einen möglichen Verkauf ihrer italienischen Tochter Borsa Italiana. Dies teilte die London Stock Exchange (LSE) am Freitag in London mit. Im Bieterrennen um die Borsa Italiana haben auch der DAX-Konzern Deutsche Börse und die Schweizer Börse Six ihren Hut in den Ring geworfen und Gebote abgegeben.
Am Aktienmarkt wurde die Nachricht der exklusiven Gespräche positiv aufgenommen - vor allem bei den Euronext-Investoren. Die Anteile der Euronext legten vier Prozent zu, auch die LSE-Papiere gewannen leicht. Für die Aktien der Deutschen Börse ging es ebenfalls leicht nach oben. Analysten hatten ohnehin nicht damit gerechnet, dass der deutsche Börsenbetreiber bei der Borsa Italiana zum Zug kommt beziehungsweise überhaupt ernsthaft zuschlagen will.
Eine Stellungnahme zu den exklusiven Gesprächen zwischen der LSE und Euronext gab es seitens der Deutschen Börse noch nicht. Aus der Schweiz hieß es nur, dass man man die Ankündigung exklusiver Verkaufsverhandlungen mit der Euronext zur Kenntnis genommen habe.
Die LSE gab am Freitag bekannt, dass sie verschiedene Offerten mehrerer Wettbewerber für ihre Plattform MTS und für die Borsa Italiana als Ganzes erhalten und sich diese angesehen habe. Euronext und die mehrheitlich staatliche italienische Bank Cassa Depositi e Prestiti (CDP) hatten der LSE am vergangenen Freitag ein gemeinsames Angebot für deren italienische Tochter gemacht und bestätigten nun auch ihrerseits die Aufnahme von exklusiven Gesprächen.
Es sei aber nicht sicher, dass es tatsächlich zu einer Übernahme komme. Sollte es jedoch zu einem Deal kommen, würde dieser durch einen Mix aus Bargeld, neuen Schulden und über eine Kapitalerhöhung finanziert. Da Italien nach einer möglichen Übernahme der wichtigste Einzelmarkt der Euronext werden würde, sollen die italienischen Partner viel Macht bei der Mehrländerbörse bekommen.
So soll neben der CDP auch die italienische Großank Intesa Sanpaolo, die den Zukauf mitfinanzieren soll, künftig dauerhaft Anteilseigner bei der Euronext werden und ein CDP-Vertreter einen Platz im Euronext-Verwaltungsrat bekommen. Zudem soll der Vorstandschef der Borsa Italiana einen Platz im Euronext-Verwaltungsrat erhalten. Außerdem soll das Gremium künftig von einem Italiener geleitet werden.
Die London Stock Exchange hatte Ende Juli angekündigt, dass im Zusammenhang mit der Prüfung der milliardenschweren Refinitiv-Übernahme durch die Europäische Kommission Gespräche über den Verkauf der Plattform MTS oder des italienischen Börsenbetreibers im Ganzen begonnen wurden. Dies müsse aber nicht heißen, dass es auch zu einer Transaktion komme, hieß es damals.
Die Borsa Italiana mit der zu ihr gehörenden Plattform für den Handel von Staatsanleihen MTS wird in Italien als strategisch wichtiges Unternehmen angesehen. Die italienische Regierung arbeitet Industriekreisen zufolge deshalb seit Monaten daran, den Besitz der Borsa Italiana wieder - zumindest teilweise - in staatliche Hände zu bringen.
Die Regierung hatte daher den Deal mit dem mehrheitlich staatlichen italienischen Kreditinstitut Cassa Depositi e Prestiti, der Bank Intesa Sanpaolo und der Euronext vorangetrieben. Kreisen zufolge soll das gemeinsame Gebot zwischen 3,5 und 4 Milliarden Euro liegen. Zum Vergleich: Die Euronext wird an der Börse derzeit mit etwas mehr als sieben Milliarden Euro bewertet und die LSE kommt umgerechnet auf rund 34 Milliarden Euro.
/eas/zb/stk
LONDON (dpa-AFX)
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