Beschwerden über Reichweite

NASDAQ-Titel Tesla-Aktie: Klage gegen Tesla wegen falscher Angaben zu E-Auto-Reichweiten

09.08.23 23:47 Uhr

NASDAQ-Titel Tesla-Aktie: Klage gegen Tesla wegen falscher Angaben zu E-Auto-Reichweiten | finanzen.net

US-Elektroautobauer Tesla sah sich in der Vergangenheit bereits mehrfach mit Beschwerden bezüglich der angegebenen Reichweite seiner Fahrzeuge konfrontiert. Nun haben in Kalifornien drei Tesla-Besitzer Klage gegen den Musk-Konzern eingereicht.

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• Tesla erhält Beschwerden über die Reichweite seiner Fahrzeuge
• Spezielles Team gegründet, um Servicetermine der Besitzer abzusagen
• Tesla-Besitzer klagen wegen falscher Angaben zur Reichweite von Teslas E-Autos



Manipulation der Software zur Reichweitenschätzung?

Wie die Nachrichtenagentur Reuters kürzlich in einem Sonderbericht schrieb, habe Tesla vor Jahren damit begonnen, seine Software zur Reichweitenschätzung zu manipulieren. Tesla habe laut einer Person, die mit einem frühen Design der Software für die Anzeigen im Armaturenbrett vertraut sei, vor etwa einem Jahrzehnt beschlossen, aus Marketinggründen Algorithmen für seinen Reichweitenmesser zu schreiben. Diese würden den Fahrern "rosige" Prognosen für die Entfernung, die mit voller Batterie zurückgelegt werden kann, liefern. Erst wenn die Batterie noch weniger als 50 Prozent ihrer maximalen Ladung besitze, würde der Algorithmus den Tesla-Fahrern realistischere Prognosen für die verbleibende Reichweite anzeigen. Laut Reuters‘ Quelle sei die Anweisung zu der optimistischen Reichweitenschätzungen von Tesla-Chef Elon Musk gekommen. "Elon wollte bei voller Ladung gute Reichweitenwerte zeigen", so die Person.

Reuters habe nicht feststellen können, ob Tesla die Algorithmen zur Verbesserung der Reichweitenschätzungen im Armaturenbrett nach wie vor verwende. Kfz-Tester und Aufsichtsbehörden würden Tesla jedoch weiterhin vorwerfen, die Reichweite seiner Fahrzeuge zu hoch anzusetzen.

Tesla hat offenbar Team zur Abwehr von Beschwerden gegründet

Im vergangenen Jahr sei Tesla laut Reuters mit Beschwerden über die Reichweite geradezu überhäuft worden. Deshalb habe der US-Elektroautobauer ein spezielles Team, das sogenannte "Diversion Team", in Las Vegas gegründet, das Kunden, die sich über eine schlechte Reichweite beschwerten, davon abhalten sollte, ihre Fahrzeuge zum Service vorbeizubringen. Das Team habe oft Hunderte von Fällen pro Woche geschlossen. Die Mitarbeiter seien anhand der durchschnittlichen Anzahl umgeleiteter Termine pro Tag erfasst worden. Laut mehreren Personen, die mit der Angelegenheit vertraut seien, hätten Manager den Mitarbeitern gesagt, dass sie Tesla für jeden abgesagten Termin etwa 1.000 US-Dollar einsparen würden. Daneben habe das Team den Druck auf die Servicezentren reduzieren sollen, bei denen es teilweise lange Wartezeiten für Termine gegeben habe.

Klage gegen Tesla in Kalifornien eingereicht

Nun haben drei Tesla-Besitzer kürzlich in Kalifornien eine Klage gegen den US-Elektroautobauer eingereicht, in der Tesla vorgeworfen werde, die geschätzten Reichweiten seiner Elektrofahrzeuge falsch angegeben zu haben, berichtet Reuters. In der Klage werde auch der zuvor veröffentlichte Reuters-Artikel zitiert.

Tesla werde vorgeworfen, Fahrzeuggarantien verletzt und sich an Betrug und unlauterem Wettbewerb beteiligt zu haben. "Einfach ausgedrückt hat Tesla die Pflicht, ein Produkt zu liefern, das wie beworben funktioniert", zitiert Reuters aus einer Erklärung von Adam A. Edwards, Anwalt bei der Firma, die Tesla-Eigentümer in der Klage vertritt.

Die drei Kläger verweisen laut Reuters auf Fälle, in denen ihre Fahrzeuge nicht einmal annähernd die beworbenen Reichweiten erreicht hätten. So habe zum Beispiel der Model Y-Besitzer James Porter aus Kalifornien angeführt, dass er auf einer Fahrt "ungefähr 182 Meilen Reichweite verloren" habe - obwohl er "nur 92 Meilen" gefahren sei. Beim Unternehmen hätten sich Kläger erfolglos beschwert.

"Hätte Tesla sein Angebot an Elektrofahrzeugen ehrlich beworben, hätten Verbraucher entweder keine Tesla-Modelle gekauft oder deutlich weniger dafür bezahlt", zitiert Reuters aus der Klage, in der der Status einer Sammelklage angestrebt werde, um "alle Personen in Kalifornien zu vertreten, die einen neuen Tesla Model 3, Model S, Model Y und Model X gekauft haben", und Schadensersatz in unbestimmter Höhe verlangt werde.

Studie: Modelle mehrerer Marken schaffen angegebene Reichweite nicht

Tesla ist nicht der einzige Autobauer, dessen Fahrzeuge die prognostizierten Reichweiten nicht erreichen. So habe eine Studie über 21 verschiedene Marken von Elektrofahrzeugen, die im April von der Ingenieursorganisation SAE International veröffentlicht wurde, ergeben, dass die Autos beim Fahren auf der Autobahn im Durchschnitt 12,5 Prozent hinter der beworbenen Reichweite zurückblieben.

Allerdings scheint Tesla dennoch negativ aufzufallen: Zwar seien die getesteten Marken in der Studie nicht genannt worden, doch einer der Mitautoren, Gregory Pannone, habe Reuters mitgeteilt, dass drei Tesla-Modelle die schlechteste Leistung erzielt und durchschnittlich 26 Prozent unter der beworbenen Reichweiten gelegen hätten.

Das dürfte daran liegen, dass Hersteller von Elektrofahrzeugen die Wahl haben, wie sie die Reichweiten ihrer Modelle berechnen: Sie können eine Standard-EPA-Formel verwenden oder zusätzliche Tests durchführen, um ihre eigene Reichweitenschätzung zu erstellen. Und so führe Tesla bei allen seinen Modellen zusätzliche Reichweitentests durch, während sich viele andere Autohersteller weiterhin auf die Formel der EPA verlassen würden, wie aus Agenturdaten für 2023-Modelle hervorgehe.

Pannone bezeichnete Tesla laut Reuters als "den aggressivsten" Elektroautobauer, wenn es um die Reichweitenberechnung gehe. "Ich behaupte nicht, dass sie betrügen", so Pannone über Tesla. "Was sie tun, zumindest minimal, ist, die aktuellen Verfahren wirksamer zu nutzen als die anderen Hersteller."

Redaktion finanzen.net

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