Deutsche Bank: Stabile Türme
Geldinstitute: Neue Kapitalmaßnahmen stabilisieren die deutschen Großbanken und verbessern ihre Marktposition. Goldene Zeiten brechen für die Häuser dennoch nicht an.
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von Wolfgang Ehrensberger, Euro am Sonntag
Trotz deutlich verbesserter Kapitalausstattung ist das Risiko weiterer Rückschläge und zusätzlichen Kapitalbedarfs bei den deutschen Großbanken nach wie vor nicht gebannt. Mit einer überraschenden Kapitalerhöhung von drei Milliarden Euro hatte die Deutsche Bank diese Woche ihre Eigenkapitalbasis deutlich gestärkt und erfüllt damit nicht nur die strengen Basel-III-Vorgaben vorzeitig, sondern nimmt mit einer harten Kernkapitalquote von 9,5 Prozent auch im Branchenvergleich einen Spitzenplatz ein — JP Morgan, Goldman Sachs, Barclays, Citibank oder Credit Suisse liegen darunter, lediglich die UBS darüber. Diese für Investoren immer wichtigere Quote misst das Verhältnis von haftendem Eigenkapital zu riskanten Vermögenswerten wie Krediten.
„Ob das Institut damit auch für die künftig noch schärferen US-Kapitalvorgaben gerüstet ist, muss sich je nach Ausgestaltung dieser Regeln erst noch zeigen“, sagt Equinet-Analyst Philipp Häßler. „Auch der hohe Verschuldungsgrad (leverage ratio) des größten deutschen Geldhauses könnte noch weitere Kapitalmaßnahmen nötig werden lassen.“ Dabei sieht Häßler die jüngste Kapitalmaßnahme durchweg positiv: „Die Bank kann jetzt endlich wieder auf Angriff umschalten und Marktanteile hinzugewinnen.“ Auch die Commerzbank hatte vor Kurzem eine weitere Kapitalerhöhung angekündigt, war damit aber im Gegensatz zur Deutschen Bank vom Markt zunächst abgestraft worden. Analyst Dirk Becker von Kepler Capital Markets sieht den Hauptunterschied zwischen beiden Häusern darin, „dass die Deutsche Bank ihre Hausaufgaben gemacht hat und aus einer Position der Stärke heraus an den Markt herantritt. Dagegen hat die Commerzbank keine Leistung gebracht, will aber trotzdem unverdienterweise Vorschusslorbeeren vom Markt.“ Die Bank will in den nächsten Tagen rund 2,5 Milliarden Euro einsammeln, um Staatshilfen zurückzuzahlen — viel zu früh, wie Kritiker angesichts der Euroschuldenkrise meinen.
Riesenschritte vorangekommen
Dass die deutschen Großbanken auf dem Weg zu stabileren Kapitalpolstern deutliche Fortschritte machen, sieht inzwischen auch die Bundesbank. „Die acht großen Institute in Deutschland haben den Basel-III-Kapitalbedarf in der zweiten Jahreshälfte 2012 um einen zweistelligen Milliardenbetrag gesenkt“, sagte Bundesbank-Vizepräsidentin Sabine Lautenschläger diese Woche auf einer Veranstaltung in Frankfurt. Im ersten Halbjahr 2012 hatten sie den Kapitalbedarf bereits um ein Drittel auf 32 Milliarden Euro verkleinert. „Die deutschen Banken sind Riesenschritte vorangekommen.“ Eine direkte Wertung der jüngsten Kapitalschritte wollte sie nicht vornehmen, sprach jedoch
davon, dass es „immer zu begrüßen ist, wenn Banken ihre Widerstandsfähigkeit stärken“. Dass es die Regulierer gewesen seien, die die Banken zu dickeren Kapitalpolstern gedrängt hätten, wies Deutsche-Bank-Co-Chef Anshu Jain zwischenzeitlich zurück. Vielmehr habe man sich dem Druck der Investoren gebeugt.
Trend zu niedrigen Erträgen
Lautenschläger ist bei der Bundesbank für Bankenaufsicht zuständig. Sie sorgt sich um die langfristige Tragfähigkeit der Geschäftsmodelle der Banken und hohe Kosten. Die Institute litten unter niedrigen Zinsen, die die Margen drückten. „Der Trend zu niedrigen Erträgen ist eine große Herausforderung“, sagte die Bundesbank-Vizepräsidentin. Zwar hatte die Deutsche Bank im ersten Quartal einen Gewinnsprung von
28 Prozent auf 2,4 Milliarden Euro erzielt. Doch für die Gesamtbranche gelte, dass steigende Handelsgewinne die mageren Zins- und Provisionsüberschüsse nicht wettmachen könnten.
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