Viele IT-Spezialisten in Russland: Diese Folgen könnten der Deutschen Bank durch die Russland-Sanktionen blühen
Der Einmarsch Russlands in die Ukraine hat zu großer Empörung in der internationalen Staatengemeinschaft geführt. Westliche Länder reagierten prompt mit Sanktionen gegen Russland, die zur Folge haben, dass sich immer mehr internationale Unternehmen von dort zurückziehen. Für die Deutsche Bank ist ein solcher Schritt aufgrund seiner großen IT-Präsenz in Russland jedoch nicht ganz unproblematisch.
Werte in diesem Artikel
• Russland-Sanktionen auch mit Folgen für internationale Unternehmen
• Deutsche Bank mit wichtigem IT-Zentrum in Russland
• Ausfall des Zentrums könnte Wissensverlust und Software-Verlangsamung nach sich ziehen
Die Welt reagierte geschockt auf die Invasion Russlands in die Ukraine. Sanktionen gegen das Land unter der Führung Putins seitens der westlichen Länder, die seither mehrmals verschärft wurden, waren die Folge. Dies hat weitreichende Folgen auch für Unternehmen, die in Russland Geschäfte machen oder hier Teile ihrer Logistik stehen haben. So haben seit Beginn des Russland-Ukraine-Kriegs schon zahlreiche internationale Konzerne verlautet, ihre Russland-Geschäfte einzustellen.
Auch das deutsche Kreditinstitut Deutsche Bank sieht die aktuelle Situation kritisch. So verfügt das Finanzhaus über ein wichtiges IT-Zentrum in Russland, in dem laut der FT jeder vierte Computerspezialist der Bank arbeitet. Dementsprechend untersucht die Bank inwieweit sie einen Ausfall des Zentrums auffangen könnte.
Deutsche Bank führt Stresstests durch
Zu diesem Zweck habe das Frankfurter Institut bereits die Stabilität seines IT-Netzwerks mithilfe von Stresstests auf die Probe gestellt. Allerdings zeigte sich die Deutsche Bank optimistisch, dass der Ukraine-Krieg das Handelsgeschäft nicht negativ beeinflussen dürfte: "Aber wir haben unsere operative Belastbarkeit rigoros getestet und sind zuversichtlich, dass der tägliche Betrieb unseres Handelsgeschäfts nicht beeinträchtigt wird".
Nur "sehr begrenzte" Risiken in Russland
Wenige Tage später schickte das deutsche Kreditinstitut eine weitere Beruhigungspille hinterher und verlautete in einer Pressemitteilung in Russland nur sehr begrenzten Risiken ausgesetzt zu sein. So erklärt Risikovorstand Stuart Lewis darin: "Unsere direkten Risikopositionen sind derzeit sehr begrenzt und werden strikt gesteuert. Die Zweit- und Drittrundeneffekte, die sich aus der aktuellen Situation einschließlich Sanktionen und Cyberrisiken ergeben, überwachen und evaluieren wir aufmerksam". Schon seit 2014 habe die Deutsche Bank ihre Präsenz und das Engagement in Russland "deutlich verringert", in den letzten beiden Wochen hätte sich dieser Trend noch einmal verschärft.
So erklärt das Finanzhaus, dass das Netto-Kreditengagement in Bezug auf Russland nach Berücksichtigung von Garantien und Sicherheiten bei 600 Millionen Euro läge. Brutto würde das Kreditengagement 1,4 Milliarden Euro betragen, was 0,3 Prozent des vollständigen Kreditbuchs entspräche.
IT-Zentrum nur eines von vielen
Auch das wichtige IT-Zentrum in Russland kam in dem Statement noch einmal zur Sprache. Hier versicherte die Deutsche Bank erneut die operationellen Risiken in Bezug auf eine mögliche Schließung des Zentrums seien "sehr begrenzt". So heißt es: "Es handelt sich nur um eines von mehreren Technologiezentren der Bank weltweit; ein Ausfall stellt deshalb kein wesentliches Risiko für den globalen Geschäftsbetrieb dar. Das Zentrum in Russland verfügt über rund 1.500 Mitarbeiter, was rund 5 Prozent der weltweiten Belegschaft (einschließlich externer Mitarbeiter) im Bereich Technologie entspricht".
Darüber hinaus prüfe die Bank ob andere Technologiezentren der Kreditanstalt den Workload des russischen Standorts übernehmen könnten. Hier käme unter anderem Asien in Frage.
"Aktuell werden alle Optionen ausgelotet"
Ob das Risiko eines Wegfalls des russischen IT-Zentrums jedoch tatsächlich so gering ist, bezweifelten jüngst einige Insider gegenüber der Financial Times. Schon jetzt habe die Deutsche Bank die Bewerberprozesse bei seinem russischen Standort gestoppt und prüfe die Möglichkeit, einige oder auch alle Mitarbeiter aus Russland in andere Länder zu versetzen. So verlautete ein leitender Angestellter gegenüber der FT: "Aktuell werden alle Optionen ausgelotet".
Verlorenes Wissen
Zwar würde der Großteil der Trading-Software, die die Deutsche Bank für ihr Handelsgeschäft nutzt, auf EU-basierter Hardware laufen und es würden auch keine Daten in Russland gespeichert, allerdings hätte der Verlust erfahrener Mitarbeiter und deren Expertise ernsthafte Konsequenzen für den DAX-Konzern. "Keine Angebote können dem Markt übermittelt werden, keine Verhandlungen können vom Markt zurück gesendet werden, ohne über die Software zu laufen. Trading ist kompliziert und bedarf eines Echtzeit-Supports rund um die Uhr … Ohne die Unterstützung von den russischen Teams könnten die Dinge fast sofort schief gehen", zitiert die FT den Insider. Es sei eine "schlechte Situation" sich auf ein IT-Zentrum in einem Land verlassen zu müssen, mit dem man "seit Jahrzehnten fragile Beziehungen" pflege.
Insider: Abhängigkeit von Russland "ein einziges Durcheinander"
Eine andere Führungskraft hätte die Abhängigkeit der Deutschen Bank von Russlands IT-Expertise als "ein einziges Durcheinander" bezeichnet, schreibt das Wirtschaftsportal. Daneben könne es laut einigen mit der Sache vertrauten Personen bei dem Upgrade wichtiger Schlüsseltechnologien der Deutschen Bank durch ein Schließen der russischen Einheit zu Verzögerungen kommen. Betroffen von einer Schließung seien die E-Trading-Systeme "QuoteGateway" sowie die Verhandlungsprogramme "Rome" und "Olympus" und die Hedging-Software "Aces", wie Quellen gegenüber der FT verlauteten. Seit einigen Tagen hätte die Deutsche Bank außerdem einen verstärkten Wissenstransfer zwischen Entwicklern aus Moskau und Sankt Petersburg mit den Teams in Europa und der USA beschleunigt, um die Auswirkungen einer möglichen Schließung des russischen Technologie-Zentrums abzufedern. Ganz so harmlos, wie die Deutsche Bank das Szenario eines Ausfalls in Russland nach außen hin vermuten lässt, ist die Sache also offenbar doch nicht.
Nun bleibt nur abzuwarten, wie sich der Konflikt zwischen der Ukraine und Russland weiterentwickelt und ob weitere Sanktionen folgen.
Redaktion finanzen.net
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