VW-Aktie zieht kräftig an: Volkswagen verdient operativ mehr als gedacht - Möglicher Werkverkauf in Russland
Volkswagen hat im zweiten Quartal trotz deutlich rückläufiger Autoverkäufe und anhaltender Lieferengpässe überraschend mehr umgesetzt.
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Wegen Belastungen aus Rohstoffsicherungsgeschäften sank der Gewinn zwar, der Wolfsburger DAX-Konzern verdiente aber deutlich mehr als Analysten erwartet haben. Den Umsatz- und Gewinnausblick für das Gesamtjahr bekräftigte VW.
Wie der Zwölfsmarken-Konzern mitteilte, stieg der Umsatz in den drei Monaten um 3,3 Prozent auf 69,54 Milliarden Euro. Operativ verdiente der VW 4,505 Milliarden Euro, das ist knapp ein Drittel weniger als im Vorjahreszeitraum, aber fast 1 Milliarde mehr als Analysten erwartet haben.
Das operative Ergebnis vor Sondereinflüssen lag im Quartal bei 4,7 Milliarden Euro, enthielt gegenüber dem ersten Quartal negative Bewertungseffekte aus Derivaten, hauptsächlich aus Rohstoffsicherungsgeschäften, so VW. Alleine diese Belastung belief sich auf rund 2,4 Milliarden Euro.
Den Ausblick für das Gesamtjahr bekräftigte Volkswagen und setzt auf ein gutes zweites Halbjahr. Bisherigen Angaben zufolge soll die operative Umsatzrendite 2022 zwischen 7,0 und 8,5 Prozent liegen. Der Umsatz soll um 8 bis 13 Prozent steigen.
Kernmarke erhöht Margenziel für 2022 leicht
Volkswagen ist für seine Kernmarke trotz zunehmend steigender Kosten optimistischer als bisher und will die Marge dieses Jahr etwas stärker steigern als zunächst geplant. Die operative Rendite vor Sondereinflüssen soll 2022 einen Wert von 4 bis 5 Prozent erreichen, kündigte die Kernmarke bei Veröffentlichung des Halbjahresberichts an. Bislang lag der Ausblick bei bis zu 4 Prozent Rendite im Gesamtjahr nach 3,3 Prozent vergangenes Jahr.
"Wir erwarten in der zweiten Jahreshälfte 2022 eine deutlich höhere Belastung durch Rohstoff- und Energiekosten als im ersten Halbjahr", erklärt Volkswagen-CFO Alexander Seitz. "Mit einem Bündel an weiteren Maßnahmen arbeiten wir dagegen. Wir trauen uns zu, diese Preissteigerungen in großen Teilen kompensieren und unseren positiven Trend fortführen zu können."
Im ersten Halbjahr erwirtschaftete die Marke VW laut Mitteilung eine bereinigte operative Umsatzrendite von 5,6 Prozent - eine Verbesserung gegenüber dem Vorjahreswert von 3,4 Prozent. Während der Umsatz wegen rückläufiger Autoabsätze um 7,3 Prozent auf 33,2 Milliarden Euro sank, kletterte das bereinigte operative Ergebnis auch dank guter Verkaufspreise um gut die Hälfte auf 1,86 Milliarden Euro. "Insgesamt ist die Nachfrage sowohl bei Verbrennern als auch bei E-Autos unverändert sehr gut", so VW.
Volkswagen will offenbar Werk in Russland verkaufen
Volkswagen will einer russischen Zeitung zufolge sein Werk in der russischen Stadt Kaluga verkaufen. Möglicherweise könne das Unternehmen Asia Auto aus Kasachstan Käufer werden, berichtete "Wedemosti" am Mittwoch unter Berufung auf eine mit den Plänen des deutschen Autobauers vertraute Person. Die Firma habe eine Lizenz, um Autos von Volkswagen und Skoda zu bauen. Ein VW-Sprecher erklärte auf Anfrage in einer E-Mail: "Wir beobachten ständig die gegenwärtigen Entwicklungen und prüfen verschiedene Zukunftsszenarien. Eine Entscheidung ist jedoch nicht gefallen." Der Konzern beschäftigt etwa 4200 Mitarbeiter in Kaluga. Seit der russischen Invasion der Ukraine ist der russische Automarkt fast zum Erliegen gekommen.
VW-Finanzchef: Aufgabenteilung nach Diess-Abgang wird noch besprochen
Die genaue Aufteilung der Aufgaben an der VW-Konzernspitze nach dem geplanten Ausscheiden von Herbert Diess ist laut Finanzchef Arno Antlitz nicht im Detail geklärt. "Wir haben die Spezifika noch nicht ausgearbeitet. Aber meine Arbeit wird sich wahrscheinlich nicht sehr von dem unterscheiden, was ich heute tue", sagte der Manager am Donnerstag auf Fragen von Analysten zur Vorlage der Halbjahreszahlen. Diess soll zum 1. September die Leitung des Vorstands an Porsche-Chef Oliver Blume abgeben - dieser führt die Stuttgarter Sportwagenmarke parallel weiter. In Wolfsburg soll Antlitz dann Blume im Tagesgeschäft unterstützen.
Details zum Zuschnitt der Funktionen werde es in einigen Wochen geben, spätestens im September, deutete der Finanzchef an. Im Kern sei Blumes Vertrag "50 zu 50" zwischen beiden Unternehmen aufgeteilt. Bei einigen Branchenexperten waren Zweifel lautgeworden, ob dessen Doppelrolle sinnvoll ist - zumal sich Blume mit Porsche-Finanzchef Lutz Meschke um den bis Jahresende geplanten Börsengang der Tochter kümmern muss.
Ein Teil der Aktien der Porsche AG soll bald am Finanzmarkt frei gehandelt werden können. So will Volkswagen seinen Wert insgesamt erhöhen, was eines der wichtigsten Projekte im Konzern ist.
VW-Finanzvorstand dämpft Erwartungen an hohes Tarifplus im Herbst
VW-Finanzchef Arno Antlitz hat indirekt Erwartungen an hohe Lohnzuwächse bei den bevorstehenden Verhandlungen zum Haustarif des Autoherstellers gedämpft. "Die Mitarbeiter profitieren bereits von unseren guten operativen Ergebnissen. Dies sollte mit berücksichtigt werden", sagte der Manager am Donnerstag. Nach Antlitz' Einschätzung ist ein größerer Teil der Teuerung zudem kein dauerhaftes, sondern eher ein vorübergehendes Phänomen: "Es gibt auch viel temporäre Inflation." Darüber hinaus hielt er sich zur Lohnpolitik bedeckt und verwies auf die Zuständigkeit von Personalchef Gunnar Kilian sowie den Start der Gespräche im Herbst.
Die Tarifbeschäftigten von Volkswagen erhalten jährlich einen Bonus, der sich im Kern am Umfang des Betriebsgewinns bei der Hauptsparte orientiert. Der Konzern fuhr im ersten Halbjahr 2022 insgesamt starke Zahlen ein - trotz der Probleme in den weltweiten Lieferketten und in China. Auch die Marke VW Pkw konnte ihren Gewinn steigern.
Aus Sicht der IG Metall soll sich diese Entwicklung aber nicht allein im Bonus, sondern ebenso im regulären Tariflohn widerspiegeln. Die Gewerkschaft fordert für die Stammbelegschaft und Auszubildenden der westdeutschen VW-Werke, der Finanzsparte sowie weiterer kleiner Töchter 8 Prozent mehr Geld. Angepeilt werden zwölf Monate Laufzeit.
So reagiert die VW-Aktie
Die VW Vorzugs-Aktie gewann via XETRA schlussendlich 3,67 Prozent auf 135,60 Euro. Sie setzten sich damit von der 21-Tage-Linie als Indikator für den kurzfristigen Trend wieder etwas deutlicher nach oben ab, der im März 2021 eingeläutete längerfristige Abwärtstrend bleibt gleichwohl intakt.
Das operative Ergebnis (Ebit) im Quartal sei höher ausgefallen als am Markt erwartet, schrieb Analyst Tom Narayan von der kanadischen Bank RBC. Treiber seien die für den Massenmarkt gebauten Marken VW, Skoda und Seat gewesen sowie die Nutzfahrzeuge und die Sportwagenmarke Porsche, so Narayan. Einige Investoren hätten nach der jüngsten Prognoseanhebung von Mercedes womöglich auch bei Volkswagen auf eine Erhöhung der Konzernziele gehofft. Die Wolfsburger dürften aufgrund der geopolitischen Unsicherheit aber darauf verzichtet haben, glaubt der Experte. JPMorgan-Analyst Jose Asumendi sprach in einer ersten Reaktion von einem soliden Zahlenwerk von Volkswagen. Die Prognose für die Pkw-Sparte lasse weiterhin auf eine starke zweite Jahreshälfte schließen.
FRANKFURT (Dow Jones/Reuters/dpa-AFX)
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