Microsoft-Aktie: Der 70-Milliarden-Zock mit dem Activision Blizzard-Kauf
Der Kauf des Spiele-Entwicklers Activision Blizzard bringt den Softwareriesen auch in der Cloud und im Metaverse deutlich voran. Was Anleger wissen müssen.
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von Klaus Schachinger, Euro am Sonntag
Pro Aktie 95 Dollar, insgesamt 68,7 Milliarden Dollar zahlt Microsoft, der weltweit größte Softwarekonzern, für den Kauf von Activision Blizzard, Amerikas zweitgrößtem Videospiele-Entwickler gemessen am Börsenwert. Weltweit bekannt ist die Firma aus Santa Monica im US-Bundesstaat Kalifornien mit populären Blockbuster-Spielen wie dem Ego-Shooter "Call of Duty", dem Fantasy-Rollenspiel "World of Warcraft" oder dem populären Puzzle "Candy Crush" für Smartphones und Tablets.
Perfektes Timing
Für Microsoft ist der milliardenschwere Deal der bisher größte in der Geschichte des Technologieriesen aus Redmond im Bundesstaat Washington. Der Aufschlag von 45 Prozent auf den Schlusskurs von Activision Blizzard am 14.01.2021 scheint auf den ersten Blick ein stolzer Preis. Das Angebot liegt jedoch nur gut vier Prozent über dem Börsenwert des Spiele-Entwicklers im Sommer - bevor der Staat Kalifornien den Konzern im Juli wegen systematischer Benachteiligung weiblichen Mitarbeiter und sexueller Übergriffe verklagte. Bis zur Vorlage der Microsoft-Offerte hatte das Unternehmen mehr als 30 Prozent seines Börsenwerts eingebüßt. Die schwerwiegenden Vorwürfe wurden durch Proteste der Belegschaft verstärkt.
Das Top-Management steht unter Druck. 37 Mitarbeiter wurden wegen der Vorwürfe inzwischen entlassen, 44 weitere verwarnt. Anleger und wichtige Kunden wie Sony und Microsoft hat das noch nicht überzeugt. Chef Bobby Kotick wird nach Abschluss des Deals deshalb wohl ausscheiden. Microsoft-Chef Satya Nadella deutete das bereits an: "Es ist entscheidend für Activision Blizzard, sein kulturelles Engagement voranzutreiben. Der Erfolg dieser Übernahme hängt davon ab." Wie der US-Börsendienst Bloomberg berichtet, hatte Microsoft früh ein Team seines Videospiele-Chefs Phil Spencer zu Activision Blizzard entsandt, auch um zu signalisieren, dass der Konzern bereit sei, eine Offerte zu machen.
Den Kursen hat aber keineswegs nur eine fragwürdige Unternehmenskultur bei Activision geschadet. Daneben kam die im November präsentierte neue Version des Bestsellers "Call of Duty" bei Gamern nicht so gut an wie die Vorgängerversionen. Und die Enttäuschung der Spielefans und Anleger über pandemiebedingte Verzögerungen neuer Spiele drückte die Kursfantasie in der Videospielebranche allgemein.
Konkurrent Take-Two Interactive nutzte die aktuell relativ günstige Bewertung des Sektors und schnappte sich vor zwei Wochen Zynga, einen Entwickler von Spielen für Smartphones und Tablets.
Sony unter Druck
Wird der Kauf von Activision von den Aufsichtsbehörden genehmigt, ist der Entwickler der Xbox-Konsolen in der Videospielebranche weltweit die neue Nummer 3 nach Electronic Arts und Sony. Der Playstation-Konzern in Japan kann sich eine Gegenofferte nicht leisten, sagen Analysten. An der Börse in Tokio brach der Kurs der Sony-Aktie zweistellig ein, so stark wie zuletzt 2008. Spiele und das Gaming-Netzwerk liefern 30 Prozent von Sonys Gesamtumsatz.
Ergänzend zur Offerte meldete Microsofts Gaming-Chef Spencer, dass inzwischen weltweit mehr als 25 Millionen Spielefans Microsofts Online-Abo "Gaming Pass" nutzen und dass der Konzern nun "so viele Activision Blizzard-Spiele wie möglich" in seinen Diensten "Xbox Game Pass" und "PC Game Pass" anbieten werde. Einige Marktforscher erwarten, dass Microsoft nun Activision-Blockbuster wie "Call of Duty oder "World of Warcraft" sogar exklusiv für Game-Pass-Abonnenten anbieten wird. Das wäre allerdings eine Steilvorlage für die Bedenken der Kartellbehörden. Microsoft signalisierte bereits, das sich für Playstation-Nutzer diesbezüglich nichts ändern werde.
Cloudgames plus Metaverse
Die Integration von Activision Blizzards Portfolio in Microsofts Cloud-Gaming stärkt die Konzernstrategie von Nadella, der mit der Cloud, also mit der Nutzung von Software und Anwendungen wie Spielen via Internet und im Abo, bestens vertraut ist. Mit diesem Ansatz hat der ehemalige Leiter der Cloud-Sparte die globale Omnipräsenz von Microsofts Betriebssystem Windows in Unternehmen und bei privaten Anwendern genutzt, um den Konzern in der Cloud als innovationsfreudige, starke Nummer 2 nach Amazon zu etablieren.
Beim Gaming dürfte Microsoft mit dem Portfolio von Activision der erste Platz in der Cloud sicher sein. Nadellas Ziel in digitalen Welten ist es, Gemeinschaften zu etablieren. Das Besondere: Wenn die Nutzer mit Avataren mit virtuellen Persönlichkeiten ausgestattet werden, die sie in digitalen Welten wie Figuren in Computerspielen steuern, sollten die Gemeinschaften auch in dem aktuell viel gepriesenen Metaverse funktionieren.
"Eine einzige, zentrale Plattform ist nicht unsere Vorstellung vom Metaverse", sagt Nadella. Microsoft unterstütze deshalb "viele Plattformen und Ökosysteme zum Aufbau von Inhalten und Anwendungen". Universelle Werkzeuge dafür liefert zum Beispiel GitHub, der netzbasierte Dienst zur Versionsverwaltung von Software-Entwicklungsprojekten, den Microsoft 2018 erwarb. Als Kern für Communities in der Unternehmenswelt besitzt Microsoft das Karrierenetzwerk LinkedIn.
Gut vernetzter Spartenchef
Den Aufbau von Microsofts Gamingwelt für die Cloud und das Metaverse leitet Spartenchef Phil Spencer, der in der Branche top vernetzt ist. Der Kauf von Minecraft 2015 funktionierte, weil Spencer dessen Chefentwickler Markus Persson gut kennt. Den Kauf des Spiele-Entwicklers Zenimax für 7,5 Milliarden Dollar vor zwei Jahren verhandelte Spencer persönlich mit Mitgründer Robert A. Altman. Zu Zenimax gehört der populäre Game-Entwickler Bethesda Softworks. Die nächste große Herausforderung für Spencer ist nun die Integration von Activision.
Gelegenheit: Microsofts Strategie
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Name | Hebel | KO | Emittent |
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Bildquellen: Ken Wolter / Shutterstock.com, Asif Islam / Shutterstock.com
Nachrichten zu Microsoft Corp.
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14.06.2018 | Microsoft Underperform | Jefferies & Company Inc. | |
13.06.2018 | Microsoft Underperform | Jefferies & Company Inc. |
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