Grenkeleasing: Meister des Risikos
Der Leasingdienstleister Grenkeleasing steht vor einem Rekordjahr. Finanzchef Jörg Eicker über Wachstumschancen im kniffligen Vermietgeschäft.
von Stephan Bauer, Euro am Sonntag
"Gern auch auf Deutsch statt auf Englisch" — Jörg Eicker, Finanzchef des Mittelständlers Grenkeleasing, reagiert spontan auf die Wünsche des in diesem Fall vorwiegend einheimischen Publikums. Der Vorstand des Finanzdienstleisters präsentiert vor Investoren in Frankfurt. Eicker, ein ehemaliger Banker, der die Gepflogenheiten in der Branche bestens kennt, zeigt sich zurückhaltend und bedächtig. Dabei ist das Unternehmen gerade dabei, erneut ein Rekordjahr hinzulegen.
Zwischen 44 und 48 Millionen Euro soll Grenkeleasing nach eigener Prognose im laufenden Jahr verdienen. 2012 kam das Unternehmen auf 42,5 Millionen, der bisherige Rekord. Bislang, so Eicker, habe das Unternehmen seine Prognosen stets eingehalten. „Ob wir hier allerdings am oberen Ende rauskommen, hängt noch vom Verlauf des vierten Quartals ab“, sagt der Finanzchef.
Die Europäische Zentralbank jedenfalls bringt den Baden-Badenern Rückenwind. Der größte Leasingdienstleister Europas für mittelständische Kunden profitiert von den erneut gesenkten Zinsen. Schließlich kann Grenke den Wareneinkauf für das Neugeschäft dadurch günstig refinanzieren. „Dieser Schritt reduziert unsere Kosten“, sagt Eicker.
Täglicher Bedarf der Firmen
Das Kerngeschäft der Badener ist das Leasing von Büroausstattung wie Kopierern, Computern oder Telefonanlagen. „Wir versorgen kleinere Unternehmen und Mittelständler mit den Dingen, ohne die sie ihr tägliches Geschäft nicht abwickeln könnten“, sagt Eicker. Das sei auch der Grund, weshalb Grenkeleasing vergleichsweise unabhängig vom Konjunkturzyklus sei.
Tatsächlich ging es mit dem Leasingneugeschäft in der Krise 2009 um vergleichsweise moderate 17 Prozent bergab. In diesem Jahr soll das Wachstum 13 bis 16 Prozent betragen — und erstmals über eine Milliarde Euro Volumen erreicht werden.
In der Steuerung des Risikos liege die eigentliche Kompetenz des Unternehmens, sagt der 48-jährige Manager, der früher im Geschäft mit Zins- und Währungsderivaten tätig war. Grenkeleasing hat sich auf kleine Abschlüsse spezialisiert — im Durchschnitt liegt der Wert pro Leasingvertrag knapp über 8.000 Euro. Die Zahl der Verträge ist mit rund 350.000 umso größer. „Das streut unser Risiko“, sagt Eicker.
Um auch in Märkten wie Südeuropa das Risiko von Insolvenzen und damit den Forderungsausfall zu begrenzen, vertraut das Unternehmen auf ein standardisiertes Verfahren zur Leasingvergabe. „Wir passen dieses Modell den Bedingungen in den einzelnen Ländern an“, erklärt Eicker. Grundregel: Je höher das Risiko, desto teurer der Vertrag für den Leasingnehmer. Das schwäche zwar das Wachstum ab, garantiere aber hohe Erträge. Gleichwohl wuchs Grenkeleasing zuletzt auch in Südeuropa um fast zehn Prozent.
Die Expansion über die Grenzen Europas hinweg läuft. In der Türkei, Dubai und Brasilien ist Grenke über Franchisenehmer, die sich an die strengen Hausregeln halten müssen, aktiv. Noch im Dezember soll in Kanada das erste Büro unter der Leitung eines Exmitarbeiters eröffnen.
Neue Dienste sorgen für zusätzliche Wachstumsmöglichkeiten. Die hauseigene Grenke Bank bietet etwa Unternehmensgründern — teils in Zusammenarbeit mit der Kreditanstalt für Wiederaufbau — Gründerdarlehen an. Darüber hinaus lockt das Institut Privatkunden mit Termineinlagen — und erleichtert so die Refinanzierung des Konzerns.
Auch der Aufkauf von Forderungen, das sogenannte Factoring, kommt gut an. „Das bieten wir langjährigen Leasingkunden an. Der Bereich wächst stark“, sagt Eicker. Unternehmen greifen gern zu, um an zusätzliche Liquidität zu kommen.
Für Aktionäre hat der Finanzchef in Frankfurt noch eine erfreuliche Botschaft: „Unsere Ausschüttungsquote soll auch künftig zwischen 20 und 30 Prozent liegen.“ Angesichts der Gewinnprognose dürfte die Dividende also — wie in den vergangenen Jahren — steigen.
Investor-Info
Grenkeleasing
Drei Standbeine
Die Aktie
Dauerläufer im SDAX
Das Papier von Grenke zählt zu den zuverlässigsten Performern im Nebenwertesegment SDAX. Niedrige Leitzinsen liefern ein günstiges Umfeld für nachhaltiges Wachstum. Die Aktie ist zwar teuer, wir halten das Papier wegen des soliden Geschäfts und der guten Marktposition dennoch langfristig für attraktiv.
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