Nach abgesagtem Ant Financial-IPO: Diese chinesischen Fintechs könnten jetzt einen Blick wert sein
Der geplante Börsengang des Alibaba-Ablegers Ant Financial wurde weltweit mit Spannung erwartet und hat den chinesischen Fintech-Markt in den Fokus von Anlegern weltweit gerückt. Und der hat noch mehr als ein Ass im Ärmel - auch nach der IPO-Absage von Ant.
Werte in diesem Artikel
• JD Digits strebt ans Shanghai STAR Board
• Waterdrop erhält prominente Unterstützung durch Tencent
• Wallyt erobert den südostasiatischen Markt
Der vor Kurzem überraschend abgesagte IPO des Alibaba-Zöglings Ant Financial zog große Aufmerksamkeit auf sich. Es hätte der größte Börsengang der Geschichte werden sollen, doch die Pläne wurden vorerst auf Eis gelegt. Wann und ob der IPO tatsächlich durchgeführt wird, bleibt zunächst noch abzuwarten. Doch bei dem Zahlungsdienstleister, der eine Doppelnotierung in Shanghai und Hongkong anstrebte, handelt es sich nicht um das einzige chinesische Fintech, das Anleger im Blick behalten sollten.
JD Digits mit IPO-Plänen
Da wäre zum Beispiel das Finanz-Spinoff JD Digits von Alibaba-Konkurrent JD.com. Die Finanztochter des E-Handelsgiganten bietet laut Unternehmenswebseite die neuesten Technologien wie "Big Data, Künstliche Intelligenz (KI), das Internet der Dinge (IdD) und Blockchain", um Finanz- und Wirtschaftsunternehmen bei der Kostenreduzierung zu helfen sowie ihre Effizienz zu steigern und Benutzererfahrung und Geschäftsmodell zu verbessern. Das Fintech wurde 2013 zunächst als JD Finance gegründet und im November 2018 in JD Digits umbenannt. JD.com-Gründer Richard Liu hält jedoch noch immer einen großen Anteil an der Firma.
Das Unternehmen beantragte diesen Sommer ein IPO und strebt dabei an die chinesische Technologie-Börse Shanghai STAR Board. Laut Angaben von Reuters hofft JD Digits, circa 20 Billionen Yuan, also ungefähr 3 Milliarden US-Dollar, einzunehmen. Das eingenommene Geld solle dann wiederum in die unterschiedlichen Unternehmenszweige fließen. Laut MarketWatch wird der Unternehmenswert auf rund 28 Milliarden US-Dollar geschätzt.
Waterdrop kann auf Tencents Unterstüztung zählen
Auch ein anderes vielversprechendes chinesisches Fintech hat einen prominenten Unterstützer. Die Rede ist von Waterdrop, an dessen vier Finanzierungsrunden bisher jedes Mal Chinas Tech-Gigant Tencent teilgenommen hat. Waterdrop ist eine Technologie-Plattform für digitale Versicherungen, die in der letzten Finanzierungsrunde Ende August satte 230 Millionen US-Dollar an Investitionen einsammeln konnte. Neben Tencent gehörten dabei auch die Credit Suisse, IDG Capital und Wisdom Choice Global Fund zu den Geldgebern. Wie die Nachrichtenagentur Reuters mit Bezug auf zwei Quellen berichtete, hätte allein die Schweizer Großbank 100 Millionen US-Dollar in das Fintech investiert, das während der Finanzierungsrunde auf zwei Milliarden US-Dollar geschätzt worden sei. Der Tencent-Schützling strebt ebenfalls ein IPO an, hat dafür allerdings die USA ins Auge gefasst. Es soll im ersten Quartal 2021 über die Bühne gebracht werden und dabei laut Pandaily rund 500 Millionen US-Dollar einbringen. Die beiden US-Banken Goldman Sachs und die Bank of America sollen dabei unterstützend zur Seite stehen.
Zum Geschäftsmodell des Fintechs gehören jedoch nicht nur die Vermittlung von Versicherungspolicen, sondern auch eine Crowdfunding-Plattform, mit deren Hilfe erkrankte Menschen über Spendenaktionen an das nötige Geld für ihre medizinische Behandlung gelangen können. Darüber hinaus betreibt Waterdrop auch Investmentfonds. Mittlerweile zählt das Versicherungsgeschäft laut Reuters 120 Millionen Menschen mit Versicherungsabschlüssen, was dem Unternehmen 865 Millionen US-Dollar an Prämien im ersten Halbjahr 2020 in die Kassen spülte. Mit den Einnahmen will das Unternehmen weiter in Big Data sowie Künstliche Intelligenz investieren, um sein Dienstleistungsangebot weiter auszubauen.
Für künftige Anleger dürfte ebenfalls noch interessant sein, dass Waterdrop einen Großteil seiner Kunden mithilfe von Tencents WeChat-App gewinnen konnte, die sich in China maximaler Beliebtheit erfreut.
Wallyt etabliert sich in Südostasien und macht sich dabei mächtige Freunde
Wallyt ist ein weiteres chinesisches Fintech, das sich mit digitalen Zahlungen beschäftigt. Das Shenzen-Startup, das Software-as-a-Service (SaaS) anbietet, hat sich darauf spezialisiert, verschiedene Lösungen für digitale Zahlungen anzubieten und konzentriert sich dabei vor allem auf den südostasiatischen Raum. Dabei bietet das Unternehmen Tech- und Marketing-Strategien an, um Banken, Händlern und Finanzunternehmen dabei zu helfen, den Schritt ins digitale Zeitalter zu schaffen. Wallyt-CEO Liu Tong formulierte das Ziel seines Fintechs in einem Interview mit KrASIA folgendermaßen: "Wir wollen der verlässlichste SaaS-Anbieter werden. Wir wollen nie mit Kunden konkurrieren, sondern die besten Produkte anbieten, um Banken dabei zu helfen, Zugang zum Markt zu erhalten".
Wie die Firma auf ihrer Webseite angibt, zählen bereits "32 Millionen Händler in über 50 Ländern und Regionen" zu ihren Kunden. Auch das Transaktionsvolumen kann sich sehen lassen, es beläuft sich auf mehr als 150 Milliarden US-Dollar. Das Unternehmen hat dabei zwei Einkommensflüsse. Zum einen lässt sich das Fintech den Aufbau und die Wartung der Zahlungsstruktur sowie die Beratung von Geschäftspartnern bezahlen. Zum anderen erhält Wallyt ein Gebühr bei jeder getätigten Transaktion. Im Jahresvergleich, verriet Liu Tong, konnte sein Zahlungsunternehmen seine Einnahmen bereits um 200 Prozent steigern und hofft bis Jahresende 80 Millionen Renminbi (circa 11,58 Millionen US-Dollar) zu generieren.
Dabei profitiert der Zahlungsdienstleister vor allem davon, dass in seinem Zielgebiet Südostasien direkt der Sprung zu Smartphone-Zahlungen gemacht wurde, und ein System zur Zahlung mit Kreditkarten gar nicht erst entstand. Anders in den USA, wo es deshalb laut Liu Tong weitaus schwieriger ist, mit digitalen Zahlungslösungen noch viele Kunden zu generieren: "Unsere Lösungen für mobile Zahlungen in den USA zu verkaufen ist schwieriger, da das Kreditkartensystem dort verankert ist und die Zahlung per Smartphone keinen großen Sprung mehr auf die weitverbreiteten Kreditkarten machen kann".
Auch Wallyt kann auf große Kooperationen zurückblicken und führte Ant Financials Alipay sowie Tencent WeChat Pay erfolgreich bei Banken in den Philippinen, Laos und Sri Lanka ein. Bis auch private Anleger an dem Erfolg des Fintech teilhaben können, dürfte es allerdings noch etwas dauern. Ein IPO ist bisher noch nicht vorgesehen. Allerdings bereitet sich Wallyt derzeit auf seine erste ausländische Finanzierungsrunde vor.
Lufax neu an der NYSE
Ganz neu auf dem Börsenparkett ist der chinesische Fintech-Gigant Lufax. Das in Shanghai ansässige Unternehmen ist eine digitale Finanzplattform für Kreditvergabe sowie Vermögensmanagement, wobei für das passende Zusammenbringen von Kunden mit Kreditgebern künstliche Intelligenz und umfassende Daten genutzt werden. Seit dem 30. Oktober 2020 werden die Anteilsscheine des Finanzdienstleisters an der New York Stock Exchange gehandelt, wo das IPO rund 2,36 Milliarden US-Dollar einspielte. Wie Lufax-CEO Greg Gibb in einem Interview mit CNBC verlautete, wolle sich das Fintech in den nächsten "drei bis vier Jahren" zunächst auf den heimischen Markt konzentrieren, langfristig würde jedoch insbesondere der Raum Südostasien "eine großartige Chance" darstellen. Für eine etwaige Expansion in diese Richtung würden schon jetzt die Weichen gestellt.
Lufax startete im Jahr 2011 als Peer-to-Peer-Lending-Plattform in China, aufgrund von Gesetzesänderungen und Regulationen sah sich das Fintech im Jahr 2019 jedoch dazu gezwungen von seinem ursprünglichen Geschäftsmodell Abstand zu nehmen. Nun tut sich der Finanzdienstleister mit Finanzinstitutionen zusammen, um kleine Businesskredite zu vermitteln.
Strenge Regulationen zwingen Ant Financial zum Neuplanen
Strengere Regulationen in China sind derzeit ohnehin ein wichtiges Thema. Je mehr sich der Markt für digitale Finanzdienstleister in der Volksrepublik entwickelt, desto mehr argwöhnen die chinesischen Behörden und erlassen neue Regularien. Aufgrund strengerer Richtlinien sah sich daher auch Alibaba-Schützling Ant Financial gezwungen, sein doppeltes IPO zunächst auszusetzen. Die Entscheidung war einen Tag nach einem Treffen von Alibaba-Gründer Jack Ma mit Chinas Top-Finanzregulatoren verlautet worden, bei dem seitens der chinesischen Behörden offenbart wurde, dass Ants Kreditvergabe-Geschäft künftig strengeren Richtlinien unterliegen würde, wie Reuters unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen berichtete. Wie es nun mit den IPO-Plänen von Ant weitergeht, bleibt zunächst abzuwarten.
Martina Köhler / Redaktion finanzen.net
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