Berichtssaison: Spannendes zweites Halbjahr
Die Berichtssaison der Unternehmen zu ihren Ergebnissen im ersten Halbjahr ist abgeschlossen. Gastautor Michael Schmidt erklärt, was für ein positives zweites Halbjahr spricht.
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von Michael Schmidt, Gastautor von Euro am Sonntag
Nach dem Spiel ist vor dem Spiel: Die Berichtssaison zum zweiten Quartal ist vorbei, die globalen Konzerne haben ihre Daten vorgelegt — aber es bleiben doch einige Fragen offen. Vor dem Hintergrund der Gewinnerwartungen für das Gesamtjahr und den bereits gezeigten Zahlen der Unternehmen kommt der Erlössituation in der zweiten Jahreshälfte besondere Bedeutung zu.
Doch vor allem in der Eurozone geben die Daten wenige Antworten. Bereits vor Beginn der Berichtssaison hatten viele Analysten die Hürden für die Konzerne deutlich verringert und ihre Gewinnschätzungen gesenkt. Offenbar nicht weit genug, denn nur 47 Prozent der Unternehmen konnten die Prognosen übertreffen. Beim Umsatz waren es mit 56 Prozent etwas mehr. Im historischen Vergleich muss man angesichts dieser Zahlen von einer eher schwachen Berichtssaison sprechen. Insbesondere die Sektoren Technologie und Versorger enttäuschten, der industrielle Bereich litt überdies unter der schwächelnden Nachfrage aus Asien.
In den Aktienkursen spiegeln sich diese Entwicklungen nur bedingt wider. Denn während in den USA die Gewinne mit den Kurssteigerungen mithalten konnten — nicht zuletzt aufgrund der üppigen Liquidität im Markt —, hat sich die Erlösdynamik im hiesigen Währungsraum verlangsamt. Die logische Folge: Die Bewertungen der Aktien steigen, und die Titel sind im historischen Vergleich zwar nicht unbedingt teuer, aber richtig billig sind sie auch nicht mehr. Aktuell wird für die Unternehmen des Euroraums auf Basis der prognostizierten Gewinne für die kommenden zwölf Monate ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von rund 12,5 gehandelt. Darin ist ein Gewinnwachstum von acht Prozent gegenüber dem Vorjahr enthalten. Um das wirklich zu erreichen, müssen die Unternehmen in Summe auf der Erlösseite aber noch deutlich nachlegen.
Erwartungshaltung der
Analysten wurde gedämpft
Die Analysten aber scheinen da noch alles andere als optimistisch zu sein. Insgesamt sind die Gewinnrevisionen für die Eurozone — wie auch in den Emerging Markets — weiterhin negativ, das heißt, es wird mit einer Verlangsamung des Gewinnwachstums gerechnet. Lediglich die Revisionen für die USA haben zuletzt in den positiven Bereich gedreht.
Dem zweiten Berichtshalbjahr kommt also für die Aktien eine besondere Bedeutung zu. Es bleiben zwei Möglichkeiten: Entweder die Gewinnperspektiven verbessern sich deutlich, sodass die Analysten ihre Schätzungen nach oben anpassen und die Unternehmensgewinne mit der Kursentwicklung nachziehen. Oder aber die Kurse fallen zurück, weil die Geschäftszahlen enttäuschen. Letzteres erscheint auf den ersten Blick gut denkbar. Denn die Unternehmen haben bei der Vorstellung ihrer Ergebnisse zum zweiten Quartal alles andere als euphorische Ausblicke auf den weiteren Jahresverlauf gegeben und damit die Erwartungshaltung der Marktbeobachter gedämpft.
Andererseits spricht aber auch vieles für die erste Variante: Das konjunkturelle Umfeld hellt sich auf. Der Euroraum hat die Rezession im zweiten Quartal hinter sich gelassen und ist insgesamt gewachsen. Frühindikatoren wie der Ifo-Index oder die Einkaufsmanagerindizes bestätigen das positive Bild. Sie sind zuletzt deutlich angestiegen und liegen in jenem Bereich, der Wachstum signalisiert. Das kräftige Plus bei den Industrieaufträgen signalisiert ebenfalls eine weitere Verbesserung der Geschäftslage. Überdies häufen sich ermutigende Nachrichten aus den wichtigen Absatzmärkten in den aufstrebenden Volkswirtschaften, allen voran aus China.
Mit einem verbesserten konjunkturellen Umfeld sollte daher die Basis für steigende Gewinne gelegt sein, sodass die jüngsten Kursanstiege auch durch verbesserte Unternehmenszahlen unterfüttert werden können.
zur Person:
Michael Schmidt,
Leiter des
Portfoliomanagements Aktien bei Union Investment
Der Autor ist ausgebildeter Bankkaufmann, Diplom-Betriebswirt sowie Chartered Financal Analyst des CFA Institute in Virginia/USA. Er blickt auf 16 Jahre Erfahrung im Aktienfondsmanagement zurück. Union Investment ist die Fondsgesellschaft der Volks- und Raiffeisenbanken und mit rund 191 Milliarden Euro verwaltetem Vermögen einer der größten deutschen Assetmanager für private und institutionelle Investoren.