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Veränderung der Unternehmenskultur bei SpaceX unerwünscht? Das steckt hinter der Kündigungswelle nach der Kritik an Elon Musk

27.06.22 22:38 Uhr

Veränderung der Unternehmenskultur bei SpaceX unerwünscht? Das steckt hinter der Kündigungswelle nach der Kritik an Elon Musk | finanzen.net

In einem offenen Brief kritisieren SpaceX-Mitarbeiter das öffentliche Verhalten von Chef Elon Musk. Sein Auftreten sowie seine Äußerungen auf Twitter würden ein schlechtes Licht auf SpaceX werfen und überhaupt nicht mit der propagierten Unternehmenskultur übereinstimmen. COO Gwynne Shotwell reagierte sofort - und feuerte die Angestellten.

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• In offenem Brief kritisieren SpaceX-Mitarbeiter das Verhalten von Elon Musk und fordern anderen Umgang mit dessen Äußerungen
• Elon Musk machte kurz zuvor Schlagzeilen wegen der möglichen sexuellen Belästigung einer Flugbegleiterin
• Die SpaceX-Führung nahm Musk in Schutz und feuerte die verantwortlichen Angestellten

Mitarbeiter kritisieren Elon Musks Verhalten in offenem Brief

Der offene Brief der SpaceX-Angestellten an die Geschäftsführung des Unternehmens erschien laut "The Verge" in einer internen Chatgruppe der Mitarbeiter und liegt der Nachrichtenseite in voller Länge vor. In diesem möchten die Verfasser der Führungsebene Rückmeldung geben, wie die aktuellen Geschehnisse rund um CEO Elon Musk das Unternehmen sowie dessen Arbeit beeinflussen. Dem Brief hätten sich nach eigenen Angaben Mitarbeiter aus allen Geschäftsbereichen, Altersgruppen, ethnischen Zugehörigkeiten und Geschlechtern angeschlossen. Jeder und jede von ihnen wolle, dass SpaceX zu einem großartigen Arbeitgeber werde. Die Erfüllung dieses Ziels habe nach Ansicht der Angestellten aber offenbar nicht die höchste Priorität bei der Geschäftsleitung. Jüngste Ereignisse würden dies zeigen und den Anstrengungen vieler Mitarbeiter nicht gerecht werden. Insbesondere beziehen sich die Verfasser dabei auf Chef Elon Musk. "Elons Verhalten in der Öffentlichkeit ist für uns eine häufige Quelle der Ablenkung und Verlegenheit, insbesondere in den letzten Wochen. Als unser CEO und prominentester Sprecher wird Elon als das Gesicht von SpaceX angesehen - jeder Tweet, den Elon sendet, ist de facto eine öffentliche Erklärung des Unternehmens. Es ist wichtig, unseren Teams und unserem potenziellen Talentpool klar zu machen, dass seine Botschaften nicht unsere Arbeit, unsere Mission oder unsere Werte widerspiegeln", heißt es im offenen Brief. Die aktuell (vor)gelebte Kultur würde dabei ganz und gar nicht mit den erklärten Werten des Unternehmens übereinstimmen. Vor allem die oft wiederholten "No Asshole"- und "Zero Tolerance"-Richtlinien würden nur ungleich durchgesetzt werden. Das müsse sich dringend ändern. Hierfür schlagen die Verfasser einen Aktionsplan vor, den sie mit der Geschäftsleitung besprechen möchten.

SpaceX müsse mit allen Mitarbeitern gleich umgehen - auch mit Elon Musk

In ihrem Aktionsplan schlagen die Verfasser des offenen Briefs vor, dass SpaceX das schädliche Verhalten von Elon Musk auf Twitter öffentlich ansprechen und sich von den Aussagen distanzieren solle. Das Unternehmen müsse sich schnell und ausdrücklich von Elons persönlicher Marke trennen. Außerdem sollten alle Mitarbeiter gleichermaßen dafür verantwortlich gemacht werden, SpaceX zu einem großartigen Arbeitsplatz für alle zu machen. Probleme, die Angestellte daran hindern würden, ihrer Arbeit voll nachzugehen und ihr Potenzial komplett auszuschöpfen, müssten behoben werden. Hierfür sei es nötig, transparente und gut ausgestaltete Maßnahmen einzuführen. Mit Blick auf die "No Asshole"- und "Zero Tolerance"-Politik des Unternehmens müssten darüber hinaus sämtliche Formen des inakzeptablen Verhaltens genau definiert werden. Anschließend müsse auf ein solches Verhalten einheitlich reagiert werden. Bei einem Verstoß gegen die Werte müssten klare Konsequenzen folgen, ungeachtet dessen, ob es sich bei der Person um den CEO oder einen neuen Mitarbeiter handle. Noch wichtiger als die Mission, die Menschheit zu einer multiplanetarischen Spezies zu machen, sei es nämlich, sich umeinander zu kümmern. Man müsse sich schließlich die Frage stellen, ob die aktuell gelebte Kultur auch die Kultur sei, die man auf den Mars, oder sogar darüber hinaus, bringen wolle.

Vorwürfe der sexuellen Belästigung gegen Musk

Mit dem offenen Brief wenden sich die Mitarbeiter von SpaceX klar an Elon Musk und gegen dessen Auftreten in der Öffentlichkeit. Immer wieder sorgt der SpaceX-Chef und reichste Mensch der Welt durch provokante Aussagen für Aufsehen. Besonders seine gelegentlichen Twitter-Eskapaden sind den SpaceX-Mitarbeitern offenbar ein Dorn im Auge. Diese würden oft mit dem Raumfahrtunternehmen in Verbindung gebracht werden und dessen guten Ruf schädigen. Seien es Pädophilie-Vorwürfe gegen einen Taucher, der im Jahr 2018 Kinder aus einer Höhle rettete, Sticheleien gegen Kritiker und Presse oder ein Vergleich von Kanadas Premierminister Justin Trudeau mit Adolf Hitler. All diese Tweets sind äußerst umstritten. Erst jüngst veröffentlichte Musk ein Foto von Bill Gates, auf dem auch ein Emoji von einem augenscheinlich schwangeren, oder zumindest dickbäuchigen, Mann zu sehen ist. Über das Bild schrieb er: "Für den Fall, dass ihr schnell einen Ständer loswerden müsst". Ein doch recht fragwürdiger Tweet. Besonders, wenn man Musk als Repräsentanten seiner Unternehmen sieht.

Noch schwerer ins Gewicht fallen aktuell für die Verfasser des offenen Briefs allerdings die Anschuldigungen der sexuellen Belästigung gegen ihren Chef. Dieser habe nämlich einer Flugbegleiterin eines Firmenflugzeugs Geld für sexuelle Handlungen angeboten. Als die Vorwürfe publik wurden, habe er der Betroffenen 250.000 US-Dollar Abfindung gezahlt und die Auseinandersetzung außergerichtlich gelöst. Nicht nur der Vorfall selbst, sondern auch der Umgang Musks mit der Situation sorgte für Aufregung. So sagte er, dass wenn er wirklich zu sexuellen Belästigungen geneigt wäre, dies in seiner 30-jährigen Karriere wahrscheinlich nicht das erste Mal wäre, dass so etwas ans Licht käme. Außerdem würde hinter der Geschichte noch viel mehr stecken. Musk soll bei der Aufforderung an die Flugbegleiterin auch den Kauf eines eigenen Pferdes versprochen haben. Auf Twitter witzelte er über diese Behauptung nur und schrieb in einer Antwort: "Hi Chad, lange nicht gesehen! Gut, wenn du mein Würstchen anfasst, kannst du ein Pferd haben."

SpaceX reagiert prompt und feuert die Verfasser

Die SpaceX-Präsidentin und COO Gwynne Shotwell stellte sich hinter ihren Chef Elon Musk und sagte, dass er niemals Frauen sexuell belästigen würde. "Ich persönlich halte die Anschuldigungen für falsch; nicht weil ich für Elon arbeite, sondern weil ich seit 20 Jahren eng mit ihm zusammenarbeite und nie etwas gesehen oder gehört habe, das diesen Anschuldigungen ähnelt", soll Shotwell laut The Verge in einer Mitteilung an ihre Angestellten erklärt haben. "Jeder, der Elon so gut kennt wie ich, weiß, dass er dieses angeblich unangemessene Verhalten niemals tun oder dulden würde", führt sie weiter aus.

Auch nach dem Eingang des offenen Briefs aus der Belegschaft warf sich Shotwell schützend vor Musk. Wie Zeit Online berichtet, habe Shotwell ihren Mitarbeitern geschrieben, dass eine "kleine Gruppe" von Angestellten Unterschriften sammeln wollte, was Unbehagen bei vielen Kollegen ausgelöst habe. Einige hätten sich durch die Aktion "unwohl, eingeschüchtert, schikaniert und/oder verärgert" gefühlt. Der Brief habe auf diese Personen Druck ausgeübt, etwas zu unterschreiben, das gar nicht deren Sichtweise entspräche. "Wir haben zu viel wichtige Arbeit zu leisten und brauchen diese Art von übersteigertem Aktivismus nicht", soll Shotwell laut Zeit Online weiter ausgeführt haben. Im Rahmen interner Untersuchungen soll die Betriebsdirektorin schließlich "eine Reihe an beteiligten Mitarbeitern" festgestellt haben. Alle wurden daraufhin entlassen. Eine Veränderung der Unternehmenskultur und des Umgangs mit Elon Musks öffentlichen Auftritten strebt SpaceX damit wohl nicht an. Mit allzu großer Kritik am Chef höchstpersönlich sollte man sich als Musk-Mitarbeiter also künftig zurücknehmen.

Nicolas Flohr / Redaktion finanzen.net

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