NASDAQ-Aktie Tesla: Vergütung, Schlüsselpersonenrisiko, Kinderarbeit - Diese Punkte stehen beim Tesla-Aktionärstreffen 2023 an
Am 16. Mai findet in der Tesla-Gigafactory in Texas sowie online die jährliche Versammlung der Tesla-Anteilseigner statt. Im Vorfeld des Aktionärstreffens hat der E-Autobauer bei der US-Börsenaufsicht SEC ein Dokument eingereicht, aus dem hevorgeht, welche Themen an diesem Tag auf der Agenda stehen werden.
Werte in diesem Artikel
• Jährliches Tesla-Aktionärstreffen am 16. Mai 2023
• Vier Vorschläge von Tesla und ein Vorschlag von Investoren zur Abstimmung auf der Agenda
• Ein Aktionär will bei Jahresversammlung zusätzlichen Beschluss zu Lieferketten vorschlagen
Über fünf Vorschläge soll beim diesjährigen Aktionärstreffen von Tesla am 16. Mai abgestimmt werden. Die Mehrheit der Tagesordnungspunkte wurde dabei von Tesla selbst eingereicht und dürfte unstrittig sein. Ein Vorschlag, über den die Anteilseigner abstimmen müssen, stammt jedoch auch von einer isländischen Investorengruppe - und hat laut Tesla das Potenzial, dem Unternehmen wettbewerblichen Schaden zuzufügen.
Tesla-Vorstand unterstützt Großteil der Vorschläge
Der Elektroautobauer Tesla hat in einem ausführlichen Dokument, das bei der US-Börsenaufsicht SEC eingereicht wurde, dargelegt, welche Punkte bei der Jahresversammlung 2023 zur Abstimmung stehen werden, wie der Unternehmensvorstand diese bewertet und welches Abstimmungsverhalten den Aktionären empfohlen wird. Die meisten Punkte unterstützt der Tesla-Vorstand - schließlich hat er sie selbst auf die Tagesordnung gesetzt - und empfiehlt dies auch den Aktionären. Laut "Reuters" sind die Tesla-Aktionäre in der Vergangenheit bei den Abstimmungen mehrheitlich der Empfehlung des Vorstands gefolgt - so fiel im vergangenen Jahr nur bei drei von dreizehn Punkten das Ergebnis gegenteilig aus.
Ehemaliger Tesla-CTO soll in den Vorstand zurückkehren
Beim ersten Vorschlag, über den die Aktionäre entscheiden müssen, geht es um die Wahl der Mitglieder für den Tesla-Vorstand. Dieser besteht aktuell aus acht Personen: Elon Musk, Robyn Denholm, Ira Ehrenpreis, Hiromichi Mizuno, Joe Gebbia, James Murdoch, Kimbal Musk und Kathleen Wilson-Thompson. Die Vorstandsmitglieder sind dabei in drei Gruppen aufgeteilt. Die Mitglieder einer Gruppe stellen sich - jeweils um ein Jahr versetzt zur nächsten Gruppe - für eine Amtszeit von drei Jahren zur Wahl. 2023 geht es somit um drei der acht Vorstandssitze. Elon Musk und Robyn Denholm treten dabei zur Wiederwahl an, Hiromichi Mizuno wird hingegen auf der Jahresversammlung aus dem Tesla-Vorstand zurücktreten. Als Nachfolger nominierte der US-Konzern den ehemaligen Tesla-CTO JB Straubel, der auch als Mitgründer des Elektroautobauers gilt.
Straubel kam 2004 zu Tesla und arbeitete laut dem US-Konzern unter anderem an der Batterietechnologie und dem Model 3, bevor er das Unternehmen 2019 verließ und die Batterie-Recycling-Firma Redwood Materials mitgründete. Mit seinem neuen Unternehmen arbeitete er laut "Teslarati" jedoch weiter beim Recycling von Batteriekomponenten mit Tesla zusammen. Nun soll er als neuer Vorstand zum Elektroautobauer zurückkehren. Dort wird er - anders als Mitgründer Martin Eberhard - offenbar noch immer sehr geschätzt: "Wir glauben, dass die umfassende operative Erfahrung von Herrn Straubel in der Führungsebene des Unternehmens [Tesla; Anm. d. Red.], kombiniert mit seiner technischen Expertise und Leidenschaft für Cleantech, ihn zu einem wichtigen Aktivposten für unsere Mission machen wird, den weltweiten Übergang zu nachhaltiger Energie zu beschleunigen", heißt es in dem bei der SEC eingereichten Dokument von Tesla. Insgesamt empfehle der Vorstand den Aktionären, ihre Stimme für die Wahl der drei Kandidaten abzugeben.
Tesla stellt Vergütungspläne für Elon Musk und Co. zur Abstimmung
Zweiter Punkt auf der Agenda des Aktionärstreffen ist die Abstimmung über die Vergütungspläne für Tesla-Führungskräfte, namentlich Elon Musk, CEO und Technokönig von Tesla, Zachary Kirkhorn, Herr der Münze und CFO, sowie Andrew Baglino, Senior Vize-Präsident Powertrain und Energy Engineering. Die Aktionäre können den Vergütungsplänen als Ganzes zustimmen oder sie ablehnen - eine Diskussion einzelner enthaltener Punkte ist nicht vorgesehen -, ihre Entscheidung ist jedoch nicht bindend für das Unternehmen. Sie stelle laut Tesla aber "Informationen über die Stimmung der Anleger über unsere Vergütungsphilosophie, -richtlinien und -praktiken für Führungskräfte [bereit], die der Vergütungsausschuss bei der Festlegung der Vergütung für Führungskräfte für den Rest des laufenden Geschäftsjahres und darüber hinaus berücksichtigen kann".
Der dritte Vorschlag, über den die Tesla-Aktionäre bei der Jahresversammlung 2023 abstimmen sollen - und der mit dem vorangegangenen verwandt ist -, betrifft die Häufigkeit, mit der zukünftig nicht-bindende Abstimmungen über die Vergütung der Führungskräfte abgehalten werden sollen. Als Optionen stehen eine Abstimmung jedes Jahr, alle zwei Jahre oder alle drei Jahre zur Auswahl. Der Tesla-Vorstand empfiehlt dabei eine Abstimmung alle drei Jahre, wie es wohl auch momentan der Fall ist. Dies sei laut Tesla ausreichend, da dieser Ansatz "regelmäßige Beiträge von Aktionären bietet und gleichzeitig Zeit lässt, die Auswirkungen unseres Vergütungsprogramms auf die Performance über einen längeren Zeitraum zu bewerten".
Als weiterer organisatorischer Punkt steht die Abstimmung über die Ernennung von PricewaterhouseCoopers (PWC) als Finanzprüfer für das Fiskaljahr 2023 auf dem Plan. Dieser Punkt dürfte unstrittig sein, da PWC diese Rolle bereits seit 17 Jahren einnimmt.
Isländische Investorengruppe mit kontroversem Vorschlag zu Schlüsselpersonen
Der wohl interessanteste Punkt beim Tesla-Aktionärstreffen 2023 dürfte aber der Vorschlag des isländischen Tesla-Anteilseigners Sumtris ehf sein, über die Erstellung eines Schlüsselpersonen-Risikoberichts abzustimmen. Die Investoren "bitten den Vorstand, die Erstellung und Pflege eines öffentlich zugänglichen Berichts über Teslas Schlüsselpersonenrisiko zu beaufsichtigen, einschließlich der Identifizierung von Schlüsselpersonen und Maßnahmen zur Milderung der Auswirkungen ihres möglichen Verlustes", heißt es dazu im SEC-Dokument. Als Grund für diesen Wunsch wird angegeben, dass Tesla "häufig als prominentes Beispiel für ein Unternehmen angeführt wird, das aufgrund der Bekanntheit seines CEO und des Fehlens eines klaren öffentlichen Nachfolgeplans oder einer Strategie zur Linderung der Auswirkungen seines Verlustes ein sogenanntes Schlüsselpersonenrisiko aufweist". Dahinter steckt die Befürchtung, dass Tesla zu sehr von Elon Musk abhängig sein könnte und sein Verlust - beispielsweise durch seinen plötzlichen Tod oder auch nur die Entscheidung, sich vollständig auf eines seiner anderen Unternehmen zu konzentrieren - Tesla beträchtlich schaden könnte. Tesla selbst hatte in einem Quartalsbericht angegeben "stark abhängig von den Diensten von Elon Musk" zu sein.
Dem Anliegen von Sumtris ehf steht der Tesla-Vorstand jedoch ablehnend gegenüber und empfiehlt den Aktionären, sich gegen den Vorschlag auszusprechen. Als Begründung führt das Unternehmen an, dass die Umsetzung eines solchen Berichts zum Schlüsselpersonenrisiko den Interessen von Tesla und dessen Anteilseignern widerspreche und unnötigen wettbewerblichen Schaden für Tesla verursachen würde. "Die vom Fürsprecher der Aktionäre geforderten Offenlegungen [...] würden zur potenziellen Offenlegung vertraulicher und sensibler Informationen führen wie etwa unserer Geschäftsstrategie und unserem Ausblick, unseren vielversprechendsten internen Kandidaten, aller wünschenswerten externen Kandidaten und anderer Faktoren, die unser Vorstand derzeit im Nachfolgeplanungsprozess berücksichtigt", schreibt Tesla in dem Dokument, das der SEC vorliegt. Aussichtsreiche Kandidaten für eine Musk-Nachfolge könnten dann gezielt von der Konkurrenz angeworben werden, heißt es weiter. Außerdem werden mögliche Zwistigkeiten im Management-Team befürchtet, da nicht alle Führungskräfte für die Nachfolge infrage kämen. Intern widme der Vorstand der Führungskräfte-Entwicklung aber bereits viel Zeit und Mühe und setze mehrere der von Sumtris ehf erörterten Verfahren um. Ob die Tesla-Aktionäre diesen Beteuerungen Glauben schenken, bleibt abzuwarten.
Diskussion über weitere Punkte denkbar
Neben den fünf bereits bekannten Vorschlägen, die bei dem Aktionärstreffen zur Abstimmung gebracht werden, könnten am 16. Mai auch noch andere Punkte zur Sprache kommen. So sei Tesla laut SEC-Eingabe bereits von einem Aktionär über die Absicht informiert worden, "einen Beschluss vorzuschlagen, der die Berichterstattung über Pläne zur Beseitigung von Kinderarbeit und Zwangsarbeit aus [Teslas] Lieferkette fordert". Davon abgesehen gehe Tesla aber nicht davon aus, dass auf der Jahresversammlung 2023 weitere Angelegenheiten vorgebracht werden.
Wie die Aktionäre bei den zur Abstimmung vorgelegten Punkten votiert haben, will Tesla innerhalb von vier Arbeitstagen nach dem Jahrestreffen bei der SEC einreichen und damit öffentlich machen.
Redaktion finanzen.net
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