Deutschland-Besuch

Tesla-Chef Musk in Deutschland - Termin für Fabrik steht - Tesla entert Energiemarkt in Deutschland - Aktie bricht ein

02.09.20 22:10 Uhr

Tesla-Chef Musk in Deutschland - Termin für Fabrik steht - Tesla entert Energiemarkt in Deutschland - Aktie bricht ein | finanzen.net

Wo Tech-Visionär Elon Musk auftaucht, da herrscht auch in Deutschland Aufregung - am Mittwoch in Berlin, vor allem aber vorher im sonst so beschaulichen Tübingen.

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Zu Dutzenden stehen sich Männer aller Altersklassen vor dem Hauptsitz der Biotechfirma CureVac im Weg, als Musk am Dienstagabend durch die Tür tritt. Die Fans machen Fotos, rufen dem notdürftig mit einem Halstuch maskierten Unternehmer Liebesbekundungen zu, einer will ihm sogar eine Bewerbung in die Hand gedrückt haben. Tübingen ist nur die erste von mehreren Stationen auf der kurzen Deutschland-Tour des Tech-Stars, die am Mittwoch im politischen Berlin und im brandenburgischen Grünheide - wo Musk eine neue Elektroautofabrik bauen will - seine Fortsetzung nimmt.

Eigentlich handelt es sich lediglich um Arbeitsbesuche eines Wirtschaftsmannes - doch die Wahrnehmung ist bei vielen lange nicht so simpel und schlicht. Denn der Hype um den US-kanadischen Doppelstaatsbürger Musk und seine Firma Tesla ist auch hierzulande beachtlich, nicht nur vor den CureVac-Türen. Der 49 Jahre alte Multiunternehmer wird von seinen Anhängern und vielen Börsianern nicht nur als schillernder E-Auto-Pionier gefeiert, sondern startet obendrein zahlreiche Nebenprojekte in allen Bereichen; mit seiner Firma SpaceX baut er gar Raketen für die Raumfahrt.

Musks Fans sehen in ihm einen - vielleicht sogar den - großen Visionär von heute. Und zumindest in puncto Arbeitseifer ist der Börsenüberflieger tatsächlich eine Ausnahmeerscheinung. Musk häuft Projekte an wie andere Briefmarken. Und bei einem davon ist CureVac - einer breiten deutschen Öffentlichkeit durch seinen Corona-Impfstoffkandidaten bekanntgeworden - mit von der Partie.

Die Tübinger Firma und die im rheinland-pfälzischen Prüm sitzende Tesla-Tochter Grohmann - ein Maschinenbauer - kooperieren seit langem bei einem Projekt zur sogenannten mRNA-Technologie, das angesichts der Suche nach einem Corona-Impfstoff mehr denn je in den Blickpunkt gerät. Es geht vereinfacht gesagt um tragbare Fertigungen für die Entwicklung neuer Impfstoffe und Arzneimittel. Spezielle Drucker, die wie kleine Minifabriken funktionieren, sollen Impfstoffkandidaten und andere mRNA-basierte Therapeutika bald vollautomatisch produzieren können. mRNA ist eine Art Botenmolekül, in dem die Bauanleitung zur Herstellung von Proteinen steckt.

CureVac ist längst nicht der einzige Hersteller, der an einem Impfstoff gegen das bisweilen tödliche und wirtschaftlich verheerende Coronavirus arbeitet. Doch die Firma gilt durchaus als ein Hoffnungsträger. Die EU-Kommission hatte sich beispielsweise bereits bis zu 405 Millionen Dosen von einem Impfstoff des Unternehmens gesichert. Klar ist: Wer am schnellsten einen Impfstoff auf den Markt bringen kann, dem winkt das große Geld.

Dass Musk, der Milliardär aus dem fernen Amerika, eigens nach Tübingen reist, überraschte dennoch. Schnell machten Spekulationen die Runde, es sei Größeres im Spiel als ein schlichter Arbeitsbesuch. Ob der Tesla-Chef sich möglicherweise an CureVac beteiligen wolle, wurde gefragt. Oder ob er das deutsche Unternehmen gar übernehmen wolle? Alles Quatsch, sagt ein CureVac-Sprecher am Mittwoch. Bei dem Treffen mit Firmenvertretern sei es nur um das Projekt gegangen. Von einer möglichen Beteiligung Musks an CureVac sei bei der Unterredung dagegen keine Rede gewesen.

In Grünheide wirkte am Mittwoch alles wie das Warten auf einen Popstar, dabei war nicht mal klar, ob der Tesla-Chef zur Baustelle seiner neuen Elektroautofabrik kommt. Journalisten, Fans, aber auch Gegner der Fabrik stehen an diesem Mittwochnachmittag am Eingang des Geländes. Zahlreiche Kameras hatten sich positioniert. Der Hauptdarsteller fehlte, auch einen roten Teppich gab es nicht. Dafür märkischen Sand und zahlreiche Baufahrzeuge, die herein und heraus fahren und einen Eindruck vom Baufortschritt geben.

Ab Juli nächsten Jahres sollen dort rund 500 000 Fahrzeuge im Jahr produziert werden. Möglicherweise ist das Werk in Brandenburg schneller fertig als jenes in Shanghai - Tesla hat die Fabrik dort in elf Monaten hochgezogen. Seit Ende Mai hat Tesla in Brandenburg die Zulassung für Fundamentarbeiten. Am Freitag solle schon Richtfest für die Lackiererei in Grünheide sein, heißt es. Noch baut Tesla auf eigenes Risiko mit vorläufigen Teilgenehmigungen, das abschließende grüne Licht des Bundeslandes steht aus.

In Berlin führte Musk Gespräche am Rande einer Klausur der Unionsfraktionsspitze. Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) sagte Musk bei seinen Unternehmungen in Deutschland weitere Unterstützung zu. Musk würdigte die Zusammenarbeit zwischen Tesla und dem Biotech-Unternehmen CureVac. Er verwies auf eine von der Firma Tesla Grohmann Automation und CureVac entwickelte Maschine im Foyer des Klausurgebäudes, die voll automatisiert Impfstoff produziert. Der Tesla-Chef sprach von einer wirklich revolutionären Technologie.

Die Eröffnung der Tesla-Fabrik in Grünheide bei Berlin ist nach Angaben der Brandenburger Landesregierung trotz der Corona-Krise weiter für den Sommer 2021 geplant. Das sei bei einem Treffen von Tesla-Chef Elon Musk mit Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) in Berlin besprochen worden, teilte die Staatskanzlei mit. Woidke betonte: "Vor uns steht noch viel Arbeit." Die geplante Autofabrik habe aber bereits jetzt eine "Sogwirkung".

In Grünheide sind allerdings nicht alle in der Region begeistert von der geplanten Fabrik. Viele befürchten negative Folgen für die Umwelt. Auf Transparenten der Bürgerinitiative gegen die Gigafactory Grünheide steht am Mittwoch: "Keine Industrie im Wasserschutzgebiet" und "Raubbau an Natur und Grundwasser sofort stoppen!" Am 23. September ist eine öffentliche Anhörung der Einwände gegen die Tesla-Fabrik geplant.

Es gibt - wie in Tübingen - aber auch echte Fans, die auf Musk warten. Dazu gehört ein Schüler, der jedes Wochenende Videos von dem Gelände der Fabrik dreht. Auch er war in Grünheide dabei und kam mit dem Rad. Er hoffte, Musk zu sehen: "Es wäre wirklich mein größter Wunsch!" Doch dazu kam es erstmal nicht - bis zum Einbuch der Dunkelheit ließ sich Musk nicht auf der Baustelle sehen. Möglicherweise gibt es noch Hoffnung, wenn Musk noch einige Tage bleibt.

Tesla-Chef Musk würdigt Zusammenarbeit mit deutschen Unternehmen

Unionsfraktionschef Ralph Brinkhaus hat nach einem Treffen mit Tesla-Chef Elon Musk die Zusammenarbeit deutscher Unternehmen mit dem Tesla-Konzern begrüßt. Es sei wichtig, dass Deutschland bei neuen Technologien international vernetzt sei, sagte der CDU-Politiker am Mittwoch in Berlin am Rande einer Klausur der Unionsfraktionsspitze. Und es sei gut, dass deutsche Maschinenbauer mit dem Tesla-Konzern kooperierten.

Musk, der für ein paar Tage nach Deutschland gekommen ist, würdigte die Zusammenarbeit zwischen Tesla und dem Biotech-Unternehmen CureVac. Er verwies auf eine von der Firma Tesla Grohmann Automation und Curevac entwickelte Maschine im Foyer des Klausurgebäudes, die voll automatisiert Impfstoff produziert. Der Tesla-Chef sprach von einer wirklich revolutionären Technologie. Brinkhaus sagte, er hoffe, dass die Maschine im Kampf gegen das Corona-Virus helfen könne.

Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) sagte Musk bei seinen Unternehmungen in Deutschland weitere Unterstützung zu.

E-Auto-Pionier Tesla entert Energiemarkt in Deutschland

Die Automobilbranche hat Tesla schon aufgerollt, jetzt nimmt der Elektroautopionier die Energiebranche in Deutschland ins Visier.

Der Konzern von Elon Musk, der gerade auf Deutschland-Besuch ist, lotet aus, ob die Kunden Interesse an einem neuen Stromtarif aus dem Hause Tesla haben könnten und bringt hierzu seine Batterie-, Solar- und Speichertechnik ins Spiel. "Würden Sie eine Photovoltaikanlage und einen Heimspeicher (Tesla Powerwall) von Tesla kaufen, wenn Sie damit auf einen speziell entwickelten Tesla-Stromtarif umsteigen könnten?", wandte sich der Konzern vor wenigen Wochen mit einem Schreiben an seine Kunden, in das Reuters Einblick hatte. Gelingt der Markteintritt in den Stromvertrieb, könnte der Newcomer Experten zufolge die Branche mit Platzhirschen wie E.ON oder RWE aufmischen - insbesondere, wenn er einen oder mehrere Partner ins Boot holt. Tesla wollte sich auf Nachfrage dazu nicht äußern.

Den Grundstein für einen Vorstoß in den Energiemarkt hat Tesla längst gelegt. Zu den Produkten für zu Hause gehört die Powerwall, eine Batterieanlage, mit der sich Solarstrom speichern lässt. Und im Juni sicherte sich das Unternehmen eine Handelslizenz an der Pariser Energiebörse EPEX, die zwei Drittel des nordwesteuropäischen Kurzfriststrommarktes abdeckt. Damit ist Strombeschaffung für den Folgetag und innerhalb eines Tages möglich. "Tesla ist nicht wirklich ein Autokonzern", bewertet der Chef der Beratungsfirma Munro & Associates, Sandy Munro den Vorstoß. "Die schauen sich das Thema Energie an und wie sie dies beherrschen können."

Kontrolle über die Ladezeiten

Teslas Interesse an Erneuerbarer Energie ist auch ein Grund dafür, dass der Konzern Brandenburg als Standort für seine neue Autofabrik gewählt hat, wie ein Insider Reuters sagt. In Brandenburg drehen sich zahlreiche Windräder. Diese produzieren jedoch oftmals mehr Strom als benötigt wird. Hier kommt Tesla ins Spiel. Mit seinen Batterien für Autos und für zu Hause und seiner Software könnte Tesla aus dem überschüssigen Strom ein Geschäft machen.

Auf jeden Fall bringt das kalifornische Unternehmen neue Ideen mit: In dem Schreiben werden die Kunden gefragt, ob sie damit einverstanden wären, wenn Tesla die Kontrolle über die Ladezeiten ihrer E-Autos übernähme. Dann könnte Tesla zum Aufladen Ökostrom zu Überschusszeiten beispielsweise nachts günstig einkaufen, beschreiben Branchen-Experten den Hintergedanken. Mit Hilfe der Erlöse aus dem Stromverkauf könnte Tesla die Preise für seine Fahrzeuge senken und damit den Druck auf Autobauer wie Volkswagen, Audi, Daimler, BMW oder Porsche erhöhen.

Zu den Rivalen in dem E-Mobility-Geschäft gehören große Versorger wie E.ON, EnBW oder Vattenfall. Ähnliche Geschäftsmodelle wie Tesla verfolgt die zum Ölriesen Shell gehörende Stromspeicherfirma Sonnen oder der Ökostromanbieter LichtBlick, der mithilfe seiner Schwarmbatterie Solarstrom im Haus überwacht, speichert und ins öffentliche Netz speist. "Der nächste logische Schritt für Tesla wäre, in die Produktion einzusteigen, vor allem von erneuerbaren Energien", sagt Berthold Hannes, langjähriger Berater im Energiesektor. "Tesla könnte seine eigenen Standorte nutzen, zum Beispiel Dächer der Werke oder Ladestationen, oder alternativ oder zusätzlich bei Betreibern von Solaranlagen oder Windparks einsteigen."

Harter Wettbewerb

Allerdings ist es noch ein weiter Weg, bis Tesla ein großer Stromanbieter in Deutschland wird. "Dass Tesla in absehbarer Zeit alleine in den deutschen Stromvertrieb einsteigen wird, ist unwahrscheinlich", sagt der Portfolio-Manager der Fondsgesellschaft Union Investment, Thomas Deser. "Zusammen mit einem kompetenten Partner aus der Energiebranche könnte das schon anders aussehen." Unklar sei aber etwa, wie viele Fahrzeuge ständig an das Stromnetz angeschlossen wären. Auch die Netzfrage sei offen. "Tesla wäre ja auf das bestehende Stromnetz angewiesen. Dort könnte Tesla aber von den klassischen Versorgern ausgekontert werden." Auch Andreas Radics, Partner bei der Strategieberatung Berylls, sieht die fragmentierte Marktlandschaft beim Strom als Hürde. "Sich durchzusetzen wäre mühselig. Es würde kein einfacher Sieg," sagte er.

Berater Munro ist dagegen von den Fähigkeiten des charismatischen Unternehmers Musks überzeugt: "Tesla wird den Markt dominieren. Da bin ich sicher."

Tesla-Aktien notierten am Mittwoch im NASDAQ-Handel letztlich 5,83 Prozent im Minus bei 447,37 US-Dollar.

(dpa-AFX/Reuters)

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Bildquellen: Ken Wolter / Shutterstock.com

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