Netflix-Aktie, Meta-Aktie & Co. in der Krise: Hedgefonds haben im ersten Quartal massiv Tech-Aktien verkauft
Wie Berichte der US-Börsenaufsichtsbehörde SEC zeigen, haben viele Hedgefonds im ersten Jahresquartal ihre Beteiligungen an Tech-Unternehmen - allen voran Netflix und Meta - reduziert. Es waren also nicht zuletzt die institutionellen Investoren, die die Tech-Aktien auf Talfahrt schickten. Immerhin: Einige Investmentmanager steigen zu vergünstigten Preisen wieder ein.
Werte in diesem Artikel
• Viele namhafte Hedgefonds reduzierten ihre Tech-Gewichtung enorm
• Besonders Netflix und Meta wurden abverkauft, aber auch Amazon oder Alphabet
• Einige Großinvestoren steigen (wieder) ein
Es waren Big Techs wie allen voran Netflix(-70 Prozent auf Jahressicht, Stand: 24. Mai 2022) und der Facebook-Mutterkonzern Meta Platforms(-46 Prozent), die in den ersten Monaten des Jahres unter die Räder gerieten. Die neuesten Meldungen über Aktienkäufe und -verkäufe, die die US-Börsenaufsichtsbehörde Securities and Exchange Commission (SEC) vergangene Woche veröffentlichte, beweisen, in welchem Ausmaß große Hedgefonds ihre Beteiligungen an Netflix & Co. abstießen.
Die marktbewegende Macht der Hedgefonds
Hedgefonds sind aktiv verwaltete Investmentfonds, die versuchen mittels Zukäufen oder Leerverkäufen von der Preisentwicklung von Aktien, Rohstoffen, Anleihen oder auch Währungen zu profitieren. Aufgrund ihres massiven Investitionsvolumens haben Hedgefonds eine große Bedeutung für den Markt, ihre Zu- und Verkäufe können sogar die Kurse von Blue Chip-Unternehmen bewegen. Zudem haben die Handelsentscheidungen der bekannten Manager wie George Soros, Ray Dalio, Kenneth Griffin oder Bill Ackman eine hohe psychologische Wirkkraft auf Heerscharen von Marktteilnehmern.
So sorgte Bill Ackmans Äußerung, er habe nach den enttäuschenden Zahlen von Netflix für das vierte Quartal 2021, bei dem Streaming-Giganten nachgekauft, für einen kurzzeitigen Kurssprung der Netflix-Aktie. Bill Ackman schlug sein Netflix-Engagement jedoch nach den erneut schwachen Ergebnissen für das erste Quartal 2022 wieder los - was das ohnehin negative Sentiment rund um die Netflix-Papiere weiter verdunkelte.
Netflix-Aktie fiel in Ungnade bei zahlreichen Hedgefonds
Bill Ackmans Investmentvehikel Pershing Square Capital ist nur einer von vielen Hedgefonds, die ihre Beteiligungen an Netflix spätestens nach dem zweiten Zahlendesaster in Folge abstießen. Daten der SEC zufolge waren einige Fonds dabei schneller als Ackman und verkauften ihre Netflix-Anteil bereits vor der Veröffentlichung der Q1-Zahlen. Tatsächlich schlugen die Hedgefonds Tiger Global Management, Winslow Capital Management, Light Street und Scopus Asset Management ihre Beteiligungen schon vor März 2022 los. Die einst rosigen Aussichten des Streaming-Riesen haben sich nämlich merklich eingetrübt, im ersten Quartal musste Netflix-CEO Reed Hastings den ersten Nutzerrückgang seit 2011 verzeichnen.
Auch Meta, Amazon und Alphabet von massiven Hedgefonds-Verkäufen betroffen
Netflix ist aber nur ein besonders heftiges Beispiel für einen allgemeinen Abverkauf bei Tech-Titeln. Der temporäre Corona-Boom für Digitalunternehmen ist vorbei, die Kaufkraft der Menschen sinkt angesichts der hohen Inflation, zudem findet die Liquiditätsflut, von der hochbewertete Tech-Highflyer jahrelang profitierten, durch die schrittweisen Leitzinsanhebungen durch die US-Notenbank Fed ein Ende. Schlechte Aussichten folglich für die jahrelang hoch gehandelten Tech-Unternehmen. Die schwächeren Erwartungen spiegeln sich darin wider, dass zahlreiche Hedgefonds ihre Positionen in wachstumsorientierten Unternehmen verringerten. Neben Netflix steht vor allem auch Meta auf dem Verkaufszettel vieler Hedgefonds. Light Street verkaufte 149.025 Meta-Aktien, bei Hitchwood Capital Management LP waren es 390.000, bei Melvin Capital sogar 850.000 Meta-Papiere.
Ebenfalls einen heftigen Verkaufsdruck erleiden derzeit die Amazon-Aktien. Auf Jahressicht ist der Internetriese circa 37,5 Prozent im Minus. Hedgefonds wie Light Street und auch D1 Capital verringerten ihre Amazon-Beteiligungen. Auch die Aktien von Google-Mutter Alphabet, die noch verhältnismäßig glimpflich durch die ersten Monate 2022 gekommen ist, wurden von Light Street zur Hälfte abgestoßen. Die Frage ist nun, ob der Trend anhält und weitere Hedgefonds ihre Tech-Gewichtung weiter abbauen.
Neue Investmentchancen zu Rabattpreisen? Einige Hedgefonds greifen bei abgestraften Werten zu
Die SEC-Berichte können hier jedoch keinen Aufschluss geben. Ein essentielles Charakteristikum der "Securities Filings" der SEC, also der Veröffentlichung voluminöser Aktien-Trades, ist nämlich deren Rückwärtsgewandtheit. Die Daten zeigen folglich nicht die aktuellen Positionen der Hedgefonds an, sondern machen vergangene Trades in der Retrospektive publik. So ist nicht bekannt, wie die bedeutsamsten Hedgefonds derzeit bei den Tech-Aktien positioniert sind. Möglicherweise finden die günstigeren Aktien nun vermehrt wieder Schnäppchenkäufer.
Der jüngste Handel des bekannten US-Hedgefondsmanagers Michael Burry, der dank des Hollywood-Hits "The Big Short" (2015) einem breiten Publikum bekannt ist, illustriert, dass namhafte Investoren bei den abgestraften Tech-Titel wieder Einstiegschancen sehen. Die Börsenlegende Warren Buffett nutzte mittels seiner Investmentholding Berkshire Hathaway die jüngste Schwäche der Apple-Aktien. Auch Michael Burry kaufte Long-Positionen in den vergleichsweise günstig bewerteten Tech-Unternehmen Meta (2022er Kurs-Gewinn-Verhältnis von circa 16) und Alphabet (KGV: etwa 19), mit einem Leerverkauf von Apple-Aktien will er sich indes vor einer drohenden Rezession schützen. Und wie weithin bekannt, macht auch die Starinvestorin Cathie Wood aus ihrem Zukunftsoptimismus für "disruptive" Tech-Unternehmen kein Geheimnis.
Auch einige Hedgefonds glauben weiterhin an die Zukunft der Big Techs. So griff Farallon Capital Management beherzt bei den abgestraften Meta-Papieren zu, 689.195 Stück kaufte dieser Hedgefonds. Coatue Management erhöhte die Meta-Position um 18,2 Prozent auf nun 2.797.896 Stück; auch bei Netflix ist Coatue langfristig bullish, der Fonds stockte seine Beteiligung merklich auf.
Erst die nächsten SEC-Filings werden indes Aufschluss darüber geben, ob große Hedgefonds ihre Wetten gegen die Big Techs derzeit wieder verringern und ob sie die vergünstigen Kurse vermehrt zu einem (Wieder-)Einstieg nutzen.
Redaktion finanzen.net
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