Höchstes CAPE der Welt: Kennzahl weist auf Überbewertung des US-Aktienmarktes hin
Eine Kennzahl weist auf eine starke Überbewertung des US-Aktienmarktes hin. Mit dem höchsten CAPE der Welt sind US-Aktien damit derzeit extrem teuer. Wie die Vergangenheit zeigt, könnte nun ein starker Rücksetzer am Markt bevorstehen.
• US-CAPE deutet auf extrem überbewerteten Markt hin
• Kennzahl war bislang nur während der Dotcom-Blase höher
• Rasanter Markt-Einbruch zu erwarten?
Bewertungskennzahlen deuten derzeit darauf hin, dass US-Aktien extrem teuer geworden sind. Der US-amerikanische Aktienmarkt ist stark überbewertet, wie das CAPE aufzeigt. Das Cyclically Adjusted Price-to-Earnings Ratio, oder auch zyklisch bereinigtes Kurs-Gewinn-Verhältnis genannt, wurde durch den Nobelpreisträger und Finanzprofessor der Yale University Robert Shiller bekannt. Das Shiller-KGV ähnelt konzeptionell dem typischen KGV, im Gegensatz dazu bezieht es sich allerdings nicht auf die zurückliegenden 12-Monats-Gewinne, sondern auf den Durchschnitt der inflationsbereinigten Unternehmensgewinne der vergangenen 10 Jahre.
CAPE für US-Aktienmarkt ist das höchste der Welt
"Die immer neuen Rekorde bei den Aktienindizes sehe ich langsam kritisch. Gemessen am Shiller-KGV sind die Bewertungen aktuell auf dem zweithöchsten Stand seit 1850. Nur während der Dotcom-Blase war die Bewertung noch höher", zitiert das Handelsblatt Werner Krämer, Senior Economic Analyst bei Lazard Asset Management. Damals lag das CAPE an der Wall Street bei 44, wie finanzmarktwelt berichtet.
Mark Hulbert gibt derweil bei MarketWatch zu bedenken, dass sich die Finanzwelt in den letzten Jahren und Jahrzehnten stark verändert hat, wodurch die CAPE-Werte nur bedingt miteinander verglichen werden könnten. Dennoch könne man das aktuelle CAPE der USA mit dem anderer Länder vergleichen. Dabei stellt sich heraus, dass das zyklisch bereinigte Kurs-Gewinn-Verhältnis des US-Aktienmarktes derzeit das höchste der Welt ist. Für den S&P 500 liegt der Wert mittlerweile bei 36,6. Das US-CAPE sei somit deutlich mehr als das Doppelte des 150-jährigen Durchschnitts von 16,8, macht Wallstreet-Online deutlich. Diese Kennzahl deutet somit auf einen extrem überbewerteten US-Markt hin. Wie Barclays berechnet hat, liegt das durchschnittliche CAPE der Aktienmärkte von 25 Industrienationen derzeit bei 21,4, also nur etwas mehr als die Hälfte des CAPEs des S&P 500, schreibt MarketWatch. US-Aktien seien derzeit also extrem teuer.
Hohes CAPE führt zu hohen Verlusten
Um die Relevanz dieser Kennzahl zu verdeutlichen, hat sich Hulbert angeschaut, wie sich die Aktienmärkte während des Platzens der Dotcom-Blase in Abhängigkeit von ihrem Shiller-KGV zu Beginn entwickelt haben. Das Fazit des Experten: Niedrigere CAPEs vor der Internetblase haben zu niedrigeren Verlusten in dem nachfolgenden Bärenmarkt geführt. Während des Crashs am Markt Anfang 2020 habe es wohl keine Korrelation zwischen dem CAPE und den Verlusten gegeben, wie Hulbert weiter herausfand. Die Kennzahl funktioniere demnach nicht bei jeder Baisse. Das liege jedoch daran, dass diese Tiefststände durch die Schwere der Pandemie und die damit verbundenen Lockdowns verursacht wurden, das korreliere jedoch nicht damit, ob ein Aktienmarkt überbewertet sei, betont Hulbert. Ein hohes CAPE führe demnach nur zu hohen Verlusten, wenn der Markt ohnehin bereits extrem hoch bewertet sei.
Auch Wallstreet-Online berichtet, dass es in der Vergangenheit stets zu rasanten Kursrücksetzern gekommen sei, sobald das Shiller-Kurs-Gewinn-Verhältnis die Marke von 30 überschritten und über einen gewissen Zeitraum gehalten habe. Der Richtwert-Index sei daraufhin immer zwischen 20 und 89 Prozent eingestürzt, heißt es weiter. In der Vergangenheit war also stets ein großer Einbruch zu erwarten, wenn die Bewertungen so stark gestiegen sind, wie es aktuell der Fall ist.
Zusammenfassend stellt Hulbert fest: Das CAPE kann äußerst hilfreich sein, um Börsen vor einem Bärenmarkt zu schützen, der durch eine Überbewertung entsteht. Ob dem US-Markt also auch in naher Zukunft wieder ein starker Einbruch bevorsteht, bleibt abzuwarten.
Redaktion finanzen.net
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