Aktienmärkte: Warum sie weiter steigen werden
Geldschwemme und Unternehmensgewinne treiben die Märkte zu neuen Rekorden. Der nächste Kandidat für Höchstkurse ist der DAX.
Werte in diesem Artikel
von Wolfgang Ehrensberger, Euro am Sonntag
Das wohl zutreffendste Bild lieferte am vorvergangenen Dienstag ein Aktienhändler aus Chicago: „Man kann die Leistung nicht genug hervorheben, dass wir aus diesem Krater endlich herausgeklettert sind“, staunte der Mann, und auch viele andere trauten ihren Augen kaum: Da hatte der US-Aktienindex Dow Jones gerade mit einem Schlussstand von 14.254 Punkten den höchsten Wert in seiner 116-jährigen Geschichte markiert — und somit auch die alte Bestmarke bei 14.165 Punkten von Oktober 2007 geschlagen.
Der bekannteste Aktienindex der Welt war damals als Folge der Immobilien- und Finanzkrise um über die Hälfte eingebrochen und bis März 2009 auf einen Tiefstand von etwas mehr als 6.500 Punkten abgesackt. Seitdem aber nimmt das Börsenbarometer kontinuierlich an Fahrt auf, flankiert von der expansiven Geldpolitik der US-Notenbank Fed.
„Fiskalpolitik? Interessiert doch keinen“
Gipfeljagd statt Krisenangst lautet inzwischen das Motto: Als der Index am Dienstag zum ersten Mal höher als vor der Finanzkrise notierte, kam das auch deshalb so unvermittelt, weil noch am Wochenende ein letzter Vermittlungsversuch im US-Haushaltsstreit gescheitert war — und die Märkte nun eigentlich unter der gefürchteten Fiskalklippe der Etatkürzungen leiden sollten. Von der andauernden Verunsicherung durch Konjunktursorgen oder die europäische Schuldenkrise ganz zu schweigen.
„Mal ehrlich: Die Fiskalpolitik ist bei den Unternehmern und Verbrauchern in den USA ein Nicht-Ereignis. Da kümmert sich doch kein Mensch drum“, erläutert Assenagon-Chefvolkswirt Martin Hüfner. „Für die Leute wirklich wichtig ist, dass die Häuserkrise vorbei ist, dass die Industrie gut verdient und dass die privaten Haushalte weniger Schulden haben und mehr für den privaten Verbrauch ausgeben.“
Dem Boom in der Privatwirtschaft steht außerdem eine Rezession der öffentlichen Wirtschaft gegenüber. Auch das treibt den Dow. Am wichtigsten sind jedoch die guten US-Unternehmenszahlen. So steigerten die Konzerne ihre Gewinne im vierten Quartal überraschend deutlich um sechs Prozent. „Das zeigt, dass die Wirtschaft brummt, vor allem aber, dass die Aktienkurssteigerungen nicht nur eine liquiditätsgetriebene Blase sind“, erläutert Hüfner. Trotzdem gilt bei der expansiven Geldpolitik: „Wenn sich hier etwas ändern sollte, ist die Hausse vorbei.“ Der Chefvolkswirt glaubt allerdings, dass zumindest zum jetzigen Zeitpunkt die Diskussion über ein Ende der lockeren Geldpolitik eher theoretischer Natur ist. „Die Fed bereitet die Märkte jedoch darauf vor, dass sich die Situation einmal ändern könnte, und das ist grundsätzlich gut.“ Grundsätzlich gute Voraussetzungen für eine Fortsetzung der Hausse sieht auch Aktienstratege Matthias Thiel von M.M. Warburg. „Im Vergleich zu 2007 sind US-Aktien immer noch um zehn Prozent günstiger bewertet.“
Das gilt im Übrigen auch für viele deutsche Titel, die im langjährigen Vergleich noch immer unterbewertet sind, deren Bilanzen jedoch deutlich besser aussehen als beispielsweise 2007. Politische Unsicherheiten hin oder her: Experten wie Martin Hüfner sind davon überzeugt, dass der deutsche Aktienindex DAX nicht nur die 8.000er-Marke zuverlässig knacken wird. „Ich halte einen Höchststand bei 8.500 Punkten in diesem Jahr für möglich“, sagt Hüfner.
Ähnlich sieht es Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer: „Unser Jahresendziel für den DAX liegt bei 8.500 Punkten.“ So wie die Konjunktur unter dem Hochkochen der Schuldenkrise gelitten habe, profitiere sie nun vom Abebben der Krise. Krämer stützt seine Erwartung vor allem auf wichtige konjunkturelle Frühindikatoren wie das Ifo-Geschäftsklima. „Sie weisen nach oben und signalisieren eine ordentliche Konjunkturerholung. Der DAX hat in der Tat noch Raum nach oben.“
Zenit ist noch längst nicht erreicht
Carsten Klude von M.M. Warburg betont noch einen anderen Punkt: Bei internationalen Indexvergleichen würden häufig Äpfel mit Birnen verglichen. „So sind die Indizes der Deutschen Börse wie DAX, MDAX oder SDAX sogenannte Performance-Indizes, bei denen auch die ausgeschütteten Dividenden in die Indexberechnung einbezogen werden. Die meisten internationalen Aktienindizes wie der Dow sind hingegen Kursindizes, bei denen Dividendenausschüttungen nicht berücksichtigt werden.“ Im Unterschied zum DAX-Performance-Index liegt der DAX-Kursindex aber immer noch um gut 30 Prozent unter seinem Rekordwert von März 2000. „Auch das spricht unserer Meinung nach dafür, dass die Kurse noch nicht ihren Zenit erreicht haben.“
Die Rückkehr der Privatanleger?
Möglicherweise ruft dieses Aufholpotenzial auch wieder mehr Privatanleger auf den Plan. Denn die haben nach der Statistik der Bundesbank derzeit lediglich fünf Prozent ihres Geldvermögens in Aktien angelegt. Da durch die lockere Geldpolitik praktisch in allen Industrienationen das Zinsniveau deutlich gedrückt ist, könnte der DAX im weiteren Jahresverlauf auch von der Rückkehr der Privatanleger profitieren, die mit festverzinslichen Anlagen keinen realen Vermögenserhalt mehr hinbekommen. „Substanzstarke Titel mit solidem Geschäftsmodell, niedriger Verschuldung und hoher Dividendenrendite sind gefragt“, sagt M.M.-Warburg-Stratege Thiel. „Diese Titel haben zwar höhere Schwankungen als Rentenpapiere, doch es besteht immerhin die Möglichkeit, damit real das Vermögen zu erhalten.“ Sollten sich im Jahresverlauf auch noch die konjunkturellen Perspektiven weiter aufhellen, könnten demnach zyklische Titel überdurchschnittlich profitieren.“
Bleibt die Frage nach dem kurzfristigen Rückschlagpotenzial. Das stufen einige Experten derzeit als sehr hoch ein. „Der Markt ist zu lange nach oben gegangen. Die Stimmung ist zu gut. Es gibt zu wenig Zweifler. Das ist ungesund“, sagt Hüfner. Für Chefvolkswirt Krämer steht und fällt der DAX mit der Staatsschuldenkrise. Oder um das eingangs zitierte Bild des Chicagoer Händlers noch mal aufzugreifen: „Am Kraterrand herrscht noch immer Absturzgefahr.“
Investor-Info
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Vontobel US Value Fund
Auf Wachstum setzen
Trotz des anders lautenden Namens setzt das New Yorker Team der Schweizer Bank auf Wachstumsaktien. Die in die Irre führende Fondsbezeichnung ist aber auch der einzige Makel eines Portfolios, das sich seit Jahren hervorragend schlägt. Im Fonds befinden sich neben Schwergewichten wie Coca-Cola und Citigroup auch kleineren Unternehmen wie die Fast-Food-Kette Chipotle.
BonusZertifikat
Dow Jones mit Risikopuffer
Bei den hohen Kursen des Dow Jones schadet eine Absicherung nicht. Die bietet das RBS-Bonuszertifikat auf den US-Leitindex mit 27 Prozent Puffer. Wird bis Ende 2014 die Barriere bei 10 450 Zählern nie berührt, wird mindestens das Bonuslevel von 16.000 Punkten bezahlt, was 4,0 Prozent Jahresrendite entspricht. Anleger partizipieren auch an Erträgen darüber hinaus, tragen aber das Währungsrisiko.
Einzelaktien
Favoriten mit Ausdauer
Bank of America profitiert stark von der Erholung des US-Immobilienmarkts. General Electric und
McDonald’s bieten solide Dividendenrenditen. IBM ist ein langjähriger Techfavorit.
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Der Hebel muss zwischen 2 und 20 liegen
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