Dilemma für Anleger: Was soll man kaufen, wenn alles teuer ist?
Das aktuelle Marktumfeld macht es nicht nur Value-Investoren wie Warren Buffett schwer, unterbewertete Investments zu finden. Auch Anleger, die jenseits des reinen Aktienmarktes investieren wollen, befinden sich in einem Dilemma.
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Auch wenn immer mehr Experten vor einer drohenden Rezession und damit verbunden einem Abschwung am Aktienmarkt warnen: Noch deutet sich an den Börsen keine rückläufige Tendenz an. Das betrifft aber nicht nur die Aktienmärkte - auch Anleger, die in Anleihen oder Gold umschichten wollen, sehen sich mit der Tatsache konfrontiert, dass nahezu alle Assetklassen auf hohem Niveau gehandelt werden. Sogar am Kryptowährungsmarkt, wo die Kurse im vergangenen Jahr deutlich rückläufig waren, hat vor einigen Wochen eine Erholung eingesetzt, die Bitcoin & Co. jenseits von Schnäppchenpreisen handeln lassen.
Notenbanken im Fokus
Dabei sind es insbesondere die Notenbanken in den USA und Europa, die die Kurse weiter treiben. Die Hoffnung auf geldpolitische Lockerungen hatte zuletzt die Europäische Notenbank EZB angeheizt. Am Geldmarkt nahmen die Wetten darauf, dass die europäischen Währungshüter die Leitzinsen im Juli weiter senken werden, weiter zu, nachdem EZB-Ratsmitglied Klaas Knot unter anderem gesagt hatte, es sei unbestreitbar, dass die Inflation immer noch zu niedrig und die Notenbank entschlossen sei, bei negativen Szenarien zu handeln.
Und auch die US-Notenbank Federal Reserve hat in diesem Jahr bereits eine überraschende Kehrtwende hingelegt - vor rund einem Monat hatte Fed-Chef Jerome Powell seine Bereitschaft zu Zinssenkungen bekräftigt: "Angesichts dieser Unsicherheiten und des gedämpften Inflationsdrucks wird der Ausschuss genau die Implikationen der hereinkommenden Informationen für den Wachstumsausblick prüfen und die geeigneten Maßnahmen treffen, um für Wirtschaftswachstum, einen starken Arbeitsmarkt und für Inflation nahe dem symmetrischen Ziel von 2 Prozent zu sorgen", so der oberste Währungshüter der USA. Noch einen Monat zuvor hatte man davon gesprochen, dass man bei der Festlegung der Geldpolitik "geduldig" sein werde.
Die Währungshüter scheinen den Märkten deutlich zu signalisieren, dass sie bereit sind, neues Geld in die Märkte zu bringen, indem sie ihre Niedrigzinspolitik fortsetzen.
Doch was können Anleger dann eigentlich noch kaufen?
Vor diesem Hintergrund wird es für Finanzmarktanleger immer schwieriger, aussichtsreiche Investment-Schnäppchen zu finden. Denn die Kurse steigen weiter: Am Aktienmarkt sind es die Notenbanken, die Aktienkurse stützen - und die Hoffnung der Anleger, dass die Währungshüter Verwerfungen aller Art durch geldpolitische Lockerungen abfangen werden. Bei Anleihen sind es Rezessionssorgen, die steigende Bond-Kurse bedingen: Anleihenanleger nehmen zur Absicherung sogar Minuszinsen in Kauf. Daneben hat der Goldpreis in den vergangenen Wochen kräftig zugelegt: In den letzten drei Monaten stieg der Preis für das Edelmetall um rund zehn Prozent. Und auch der Bitcoin hat seinen Schnäppchenstatus aufgegeben, die weltgrößte Kryptowährung hat ihre Tiefs aus dem Jahr 2018 deutlich hinter sich gelassen.
Michael Antonelli, Marktstratege bei Baird, erklärte gegenüber MarketWatch: "Ich denke, eines der unbeabsichtigten, aber im Nachhinein vorhersehbaren Ergebnisse der Niedrigzinspolitik ist es, die Anleger dazu zu zwingen, nach Renditen zu suchen, wo immer sie sie finden können". Das ist im aktuellen Marktumfeld allerdings alles andere als leicht. Was bleibt, ist vor diesem Hintergrund ein gut diversifiziertes Depot, glaubt Lindsey Bell, Investmentstrategin bei CFRA. Sie empfiehlt, Investments breit zu streuen: 55% in Aktien (15% in ausländischen Aktien), 25% in Anleihen, 15% in Bargeld und eine Allokation von 5% in Gold. "Das Depot muss sorgfältig zusammengestellt sein", so die Expertin bei MarketWatch.
Redaktion finanzen.net
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