Prof. Otte-Kolumne Max Otte

Wie Starunternehmen aus dem Technologiesektor Geld verbrennen und Aktionäre ausnehmen

26.08.13 12:44 Uhr

Wie Starunternehmen aus dem Technologiesektor Geld verbrennen und Aktionäre ausnehmen | finanzen.net

Derzeit bin ich in einem Hotel am Harvard Square, um an der Harvard-University die Bachelorarbeit von Henry Kissinger zu recherchieren.

Werte in diesem Artikel
Fonds

270,08 EUR -0,07 EUR -0,00%

146,23 EUR -3,01 EUR -0,02%

Aktien

187,10 EUR 3,84 EUR 2,10%

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245,50 EUR 2,00 EUR 0,82%

3,62 EUR 0,08 EUR 2,32%

61,57 EUR 0,51 EUR 0,84%

419,05 EUR 1,45 EUR 0,35%

Indizes

43.325,8 PKT 28,8 PKT 0,07%

21.768,3 PKT -29,3 PKT -0,13%

20.020,4 PKT -10,8 PKT -0,05%

2.976,5 PKT -2,0 PKT -0,07%

6.037,6 PKT -2,5 PKT -0,04%

24.749,0 PKT 149,5 PKT 0,61%

PKT PKT

Er schrieb sie über „Kant, Toynbee und Spengler und die Bedeutung der Geschichte“. Da die Arbeit nur auf Anfrage verfügbar ist, muss ich sie hier in den Archiven einsehen. Gleichzeitig besuche ich einige alte Freunde.

Heute Morgen lag die New York Times vor meinem Hotelzimmer. Dort wird über die Optionspraktiken von Research in Motion (Black Berry) berichtet. Die Blackberries waren vor einigen Jahren die Stars, als es die iPhones noch nicht gab. Auch auf meinen Seminaren wurde ich oft auf die Aktien von Research in Motion angesprochen.

Bei Technologieunternehmen sind wir immer skeptisch. Vielleicht erreichen sie kurzzeitig Starstatus mit einem revolutionären Produkt, um dann abzustürzen. Auf eine Microsoft, Google (ich war beim Start skeptisch), Amazon oder eBay kommen hunderte oder tausende gescheiterter Ideen.

Zudem verteilen Technologieunternehmen ungern Dividenden. Am Anfang sind sie oft cashflownegativ, und später werden die Gewinne einbehalten, um die „Wachstumschancen der Zukunft“ wahrzunehmen. Eigentlich müssten die Unternehmen dann, wenn sie ein Top-Produkt haben, sofort anfangen, die Gewinne zu verteilen. Denn die Chancen auf ein zweites Top-Produkt gehen gegen null Prozent. Aber das will natürlich kein Management hören.

Im Juni 2008 erreichte die Aktie von Research in Motion ihr Allzeithoch von 148 Dollar. Heute steht die Aktie bei 10 Dollar. Die Erwartung des Marktes ist, das Research in Motion sich selber an ein größeres Technologieunternehmen verkauft, das die Patente und die Liquidität will und dass der Blackberry vielleicht noch ein Nischendasein führt.

Das Blackberry-Management sagt nun, dass man doch 3,5 Milliarden Dollar in Form von Aktienrückkäufen an die Aktionäre gegeben habe. Eine beachtliche Leistung für ein Unternehmen, das nun 5 Milliarden Dollar wert ist. An der Sache ist aber ein Haken.

Ein Großteil der Rückkäufe bestand aus der Einlösung von Optionen durch das Management. Diese wurden noch einmal großzügig verteilt, nachdem der Kurs der Aktie auf 70 Milliarden Dollar gefallen war. Durchschnittlich zahlten die Manager 4,38 Dollar je Aktie. Die Manager hatten 10 Jahre Zeit, die Optionen einzulösen. Die letzten Optionen wurden Ende 2007 vergeben.

Das bewirkt mehreres. Erstens wird das Management verleitet, mit dem Unternehmen zu „wetten“, da die Belohnung für ein neues Produkt viel höher ist als die Strafe für ein schlechtes Management der Ressourcen. Zweitens wirken die Aktienrückkäufe am Markt kursstützend und nähren die Illusion einer lebhaften Nachfrage für die Aktien. Blackberry zahlte im Durchschnitt 36,10 Dollar je zurückgekaufter Aktie – fast das Vierfache dessen, was das Unternehmen heute wert ist.

Natürlich hätten auch die Aktionäre Aktien verkaufen können. Aber die Aktionäre bei Blackberry mussten an die Story glauben (wie bei Apple, Google, Amazon, Solarworld, Biotechunternehmen) und konnten nicht aufgrund der hohen Bewertung gekauft haben. Sie hatten also keinerlei Anhaltspunkt für einen Ausstieg – insbesondere bei einem Management, das sich im eigenen Interesse sehr optimistisch gab. So lief ein Spiel der Insider (Management) gegen Outsider (freie Aktionäre) ab, bei dem die Spielregeln die Insider begünstigten. Deshalb misstraue ich Unternehmen, die Optionen vergeben. Ich misstraue Unternehmen, die nichts ausschütten, obwohl es gelingen kann. Beispiele sind Microsoft und Apple, die erst recht spät mit Dividendenzahlungen begonnen haben und Amazon.

Microsoft hat übrigens vor Jahren seine Optionspraxis gestoppt und vergibt nur noch Belegschaftsaktien, eine absolut sinnvolle Praxis. Das Unternehmen zahlt eine Dividende. Allerdings nicht genug, denn auch Microsoft hat Probleme, neue Produkte in den Markt zu bringen und sollte das Geld lieber ausschütten. Dennoch halte ich Microsoft im PI Global Value Fund und Max Otte Vermögensbildungsfonds. Die Bewertung ist niedrig und es wird – immerhin – eine Dividende gezahlt. Sollte sich die Dividendenpraxis ändern, würde sich der Kurs wohl sehr positiv entwickeln.

Prof. Dr. Max Otte ist Herausgeber des PRIVATINVESTOR (www.privatinvestor.de) und Gründer der IFVE Institut für Vermögensentwicklung GmbH. Das Institut analysiert nach der von ihm entwickelten Strategie der Königsanalyse © börsennotierte Unternehmen und setzt sich dafür ein, mit transparenten Informationen Privatanleger bei der Entwicklung nachhaltiger und langfristig ausgerichteter Aktienstrategien zu unterstützen. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.

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