Frankreichs Wirtschaft taumelt - Anlegern winken dennoch Chancen
Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Eurozone gilt als nächster Krisenkandidat. Die Reformen sind unzureichend und laufen zu langsam an. Immerhin: Der Aktienmarkt bietet Chancen.
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von Astrid Zehbe, Euro am Sonntag
Bei dem angeschlagenen französischen Autobauer Renault geht es ans Eingemachte: Bis 2016 will das Unternehmen 7.500 Stellen abbauen, was fast einem Fünftel aller Arbeitsplätze des Konzerns in Frankreich entspricht. Zudem werden Gehälter eingefroren und die Arbeitszeit durch Urlaubsverzicht um 6,5 Prozent angehoben — ohne Lohnausgleich. Dass ausgerechnet die traditionell streiklustigen französischen Gewerkschaften den Kahlschlag ohne größere Proteste hinnahmen, zeigt, wie prekär die wirtschaftliche Lage ist. Hohe Arbeitslosenzahlen, sinkende Wettbewerbsfähigkeit und das hohe Haushaltsdefizit machen die Grande Nation zum nächsten Krisenkandidaten.
Vergangene Woche gab es wieder einmal eine schallende Ohrfeige für den Élysée-Palast: Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat dem Land für das laufende Jahr eine Rezession vorhergesagt. Während Paris noch von einem Wachstum von 0,1 Prozent ausgeht, schätzt der IWF, dass die französische Wirtschaft um denselben Wert schrumpfen wird. Zudem prognostiziert der IWF fürs laufende Jahr einen Anstieg der Arbeitslosigkeit von rund zehn auf über elf Prozent.
Vorwärts in Minischritten
Dabei sind die hohen Arbeitskosten eines der größten Probleme. Während in der Eurozone ein Angestellter pro Stunde im Schnitt 30,10 Euro kostet, liegt der Preis in Frankreich bei über 34 Euro. Die einst hohe Produktivität der Franzosen hat über die Jahre nachgelassen, sodass die zweitgrößte Volkswirtschaft der Eurozone immer weiter an Wettbewerbsfähigkeit verliert. Kritiker — darunter die EU-Kommission und der IWF — hatten das Land mehrfach ermahnt, endlich Schritte einzuleiten, um wieder konkurrenzfähig zu werden.
Mittlerweile räumt auch Präsident François Hollande, der die Probleme lange negiert hatte, Reformbedarf ein. In Anlehnung an die deutsche Agenda 2010 hat er Maßnahmen auf den Weg gebracht, die den Arbeitsmarkt flexibilisieren sollen. Angeschlagene Unternehmen wie Renault sollen bei konjunkturellen Einbrüchen Löhne leichter senken und Arbeitskräfte schneller entlassen können. Zudem gibt es für Unternehmen Steuererleichterungen von 20 Milliarden Euro. In der französischen Finanzwelt werden diese Maßnahmen allerdings bestenfalls als erster kleiner Schritt in die richtige Richtung gewertet. Um die Probleme in den Griff zu bekommen, reiche dies noch lange nicht.
Auf das zweite Problem hat der französische Fondsmanager Edouard Carmignac vergangene Woche öffentlichkeitswirksam aufmerksam gemacht: In einem in mehreren europäischen Zeitungen abgedruckten und an den französischen Präsidenten gerichteten offenen Brief prangert er die Rolle des Staates in seiner Heimat an: „Frankreich ist das einzige Industrieland, in dem die Zahl der Beschäftigten im öffentlichen Sektor schneller gestiegen ist als in der Privatwirtschaft.“ Über ein Viertel aller Arbeitsplätze wird aus Steuermitteln bezahlt. Insgesamt stemmt der französische Staat 57 Prozent der Wirtschaftsleistung. Das ist nach Dänemark der zweithöchste Wert in Europa. In Deutschland liegt diese Quote bei 44 Prozent.
Igor de Maack, Fondsmanager bei dem französischen Vermögensverwalter DNCA Finance, pflichtet seinem Kollegen bei: „Angesichts der angespannten Haushaltssituation haben wir keine andere Wahl, als die Staatsquote deutlich herunterzufahren.“ Neben Strukturreformen sei darum die Haushaltskonsolidierung ein wichtiger Schritt, um die Krise allmählich zu überwinden.
Doch auch hier tut sich das Land schwer. Zwar sollen die Einnahmen um sechs Milliarden Euro steigen, etwa durch höhere Steuern und eine mögliche Anhebung der Rentenbeiträge. Weil das jedoch die Gefahr einer Rezession erhöht, hat Wirtschaftsminister Pierre Moscovici seine Sparziele vergangene Woche um ein Jahr verschoben. Die Staatsschulden werden darum in diesem Jahr voraussichtlich um mehr als zwei Milliarden Euro auf 93,6 Prozent des BIP steigen. Erst 2015 könnte die Verschuldungsquote wieder sinken.
Unternehmen sind stärker
Um Geld in die Kassen zu spülen, denkt die Regierung in Paris offenbar auch darüber nach, ihr Tafelsilber zu verscherbeln: Der französische Staat besitzt Anteile an Unternehmen im Wert von knapp 60 Milliarden Euro, unter anderem an France Télécom, Air France-KLM oder Électricité de France (EdF). Derzeit verhandelt er mit dem europäischen Luft- und Raumfahrtkonzern EADS darüber, seine Beteiligung um drei auf zwölf Prozent zu verringern — allerdings auch, weil es ein Abkommen mit Deutschland so vorsieht. Jedoch dürften Verkäufe ans aktuelle Kursniveau gekoppelt sein, was bei einigen Firmen wie EdF oder France Télécom zurzeit eher ungünstig wäre.
Trotzdem stehen die meisten französischen Unternehmen besser da als der Staat. „Frankreich wird wegen seiner politischen Probleme abgestraft. Dabei wird oft übersehen, dass wir gute Firmen haben“, sagt Igor de Maack, der den europäischen Mischfonds DNCA Invest Eurose mit verantwortet. „Viele französische Aktienunternehmen sind exportstark, zahlen hohe Dividenden und machen gute Geschäfte, vor allem außerhalb Europas.“
Im Moment würde er dem französischen Leitindex CAC 40 den Vorzug gegenüber seinem deutschen Pendant geben. „Beide Indizes sind zwar ähnlich bewertet, der CAC 40 ist jedoch breiter aufgestellt als der deutsche DAX, der mit seinen Auto- und Industriekonzernen sehr konjunktursensibel ist.“ Zudem sei die Dividendenrendite mit aktuell 3,78 Prozent etwas höher als beim DAX. Langfristig, so de Maack, sei er auch optimistisch, was die wirtschaftliche Lage Frankreichs angeht. „Die Franzosen sehen täglich, wie sich die Krise in den Nachbarstaaten Spanien und Italien zuspitzt. Ihnen ist bewusst, dass sie Reformen umsetzen müssen.“ Renault hat es vorgemacht, François Hollande sollte sich daran ein Beispiel nehmen.
Investor-Info
Indexzertifikat
Open End France CAC 40
Mit dem Zertifikat auf den französischen Aktienindex CAC 40 können Anleger an der Wertentwicklung der 40 größten Unternehmen des Landes eins zu eins partizipieren. Diese sind in den vergangenen zwölf Monaten um 15 Prozent gestiegen und konnten den DAX damit knapp schlagen. Durch den
Total-Return-Ansatz bietet das Papier den Vorteil, dass Anleger auch von den Dividendenausschüttungen profitieren. Die sind in Frankreich traditionell höher als hierzulande und liegen derzeit bei knapp vier Prozent. Dass Kritiker längst unken, wegen der Globalisierung handle es sich bei vielen Unternehmen gar nicht mehr um französische Firmen, ist ein gutes Zeichen: Ein Großteil der Gewinne wird im wirtschaftlich stärkeren Ausland gemacht.
BonusZertifikat
CAC 40 BonusCap 2013/12
Mit dem Bonuszertifikat der BNP Paribas können Anleger auch dann eine Rendite einfahren, wenn der Basiswert — in diesem Fall der CAC 40 — nur seitwärts läuft oder leicht fällt. Denn das Papier garantiert einen festen Mindestgewinn. Dieser beträgt beim aktuellen Kaufkurs rund neun Prozent. Allerdings darf der CAC 40 die Schwelle von 2.800 Punkten nicht berühren oder unterschreiten. Auf diesem Niveau war der Index zuletzt kurzzeitig im Herbst 2011. Derzeit befindet er sich mehr als 800 Punkte darüber, was einem Bonuspuffer von fast 23 Prozent entspricht. Nach oben ist das Zertifikat mit einem Cap von 4.000 Punkten versehen. Steigt der CAC 40 über diese Marke, können Anleger den Gewinn nicht mehr steigern. Das Papier läuft am 19.12.2013 aus.
Fonds
Fidelity France Fund
Auch wenn die Aussichten für die französische Wirtschaft vorerst etwas eingetrübt sind, gibt es eine Reihe von Unternehmen, in die es sich lohnt zu investieren. Fondsmanager Vincent Durel versucht sie für den von ihm gemanagten Fidelity France Funds zu finden. Dabei bewies er in der Vergangenheit Geschick: Seit 2012 ist der Aktienfonds um 40 Prozent gestiegen. Zuletzt schwächelte er allerdings etwas. Anlageziel ist es, eine langfristig bessere Entwicklung zu erzielen als der französische Markt, was ihm in den vergangenen zwölf Monaten auch gelungen ist. Rund die Hälfte des Fondsvermögens investiert der Franzose in Verbrauchsgüterhersteller, Industrieunternehmen und Finanztitel. Die größten Einzelpositionen sind Sanofi, Total und BNP Paribas. Zehn Prozent sind in Luxusgüterproduzenten angelegt.
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05.11.2024 | Airbus SE (ex EADS) Overweight | Barclays Capital |
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21.11.2024 | Airbus SE (ex EADS) Hold | Deutsche Bank AG | |
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06.08.2024 | Airbus SE (ex EADS) Sell | Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank) | |
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