Der Super-Affe
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Menschen lieben den Super-Affen und sind ständig auf der Suche nach ihm. Nehmen Sie an dieser Suche nicht teil. Dieses Muster führt nicht zum Erfolg!
Stellen Sie sich 128 Affen vor, die eine Prognose über die Kapitalmärkte abgeben sollen. Zur Auswahl stehen die beiden Szenarien „der Markt steigt“ und „der Markt fällt“. Nehmen wir an, dass die Affen keine Präferenz für ein Szenario haben, und sich in jeder Prognoserunde 50 % der Affen für das positive Szenario und 50 % für das negative Szenario entscheiden. Wer falsch liegt, fliegt raus. In der Folge halbiert sich die Anzahl der Affen von Runde zu Runde. Nach sieben Durchgängen steht der Sieger des Wettkampfs fest: Der Super-Affe. Sieben Mal in Folge eine richtige Prognose abgegeben. Durch seinen Erfolg zieht er die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf sich. Der Super-Affe wird zum gern gesehenen Gast in Talkshows, seine Expertenmeinung ist besonders in schwierigen Situationen gefragt. Gerne erklärt er immer wieder seine „Super-Strategie“. Er legt einen Investmentfonds auf, Anleger vertrauen ihm massenhaft ihre Gelder an. Anleger lieben den „Helden des Augenblicks“.
Schnell merkt der Super-Affe - und auch seine Anleger - jedoch, dass die Erfolge der Vergangenheit nicht beliebig reproduzierbar sind. Er hat Probleme, überhaupt mit der Entwicklung des Marktes mitzuhalten. Enttäuschung macht sich unter den Anlegern breit. Von einem Super-Affen hätten sie deutlich mehr erwartet. Und die Lehre aus dieser Geschichte?
Börse, Zufall und erfolgreiche Affen
Eine Prise Humor ist sicherlich vonnöten, um dieses Beispiel auf das reale Börsengeschehen übertragen zu können. Viele Anleger orientieren sich allerdings bei ihrer Entscheidungsfindung, wo und wie investiert werden soll, tatsächlich sehr stark an den Erfolgen der „Super-Affen“. Dort fühlt man sich sicher und gut aufgehoben, sogar überhöhte Gebühren werden gern in Kauf genommen. Problematisch hierbei: Es ist äußerst selten der Fall, dass die beste Fonds-Anlage der jüngsten Vergangenheit auch die profitabelste Anlage der nahen Zukunft ist. Oftmals wird die Outperformance mit einem relativ geringen Volumen vollzogen. Wächst das Volumen in der Folge erheblich an, ist die Entwicklung nüchtern betrachtet meist unterdurchschnittlich – die volumengewichtete Performance demnach alles andere als spektakulär. Die Mehrheit der Anleger profitiert dabei nicht wirklich von den guten Phasen, denn sie ist erst nach der erfolgreichen Phase eingestiegen. Vielen Anlegern ist es in den letzten Jahren so ergangen. Die Fonds, die sich in der Krise 2008/2009 am besten schlagen konnten, hinkten fast alle seither dem Markt hinterher. Auf der Suche nach den „krisenresistenten Fonds“ haben damit viele Anleger die lahmen Enten im Aufschwung erwischt.
Zurück zum Super-Affen: Worin ist sein Erfolg begründet? Reines Glück. Einer muss zwangsläufig gewinnen. Den Erfolg an der Börse lediglich dem „Glück“ zuzuschreiben, ist sicherlich zu kurz gedacht. Was zählt, ist der langfristige Erfolg – dieser zeugt von klugem Handeln und Denken, von Geduld und Disziplin. Kurzfristig ist jedoch der Faktor „Zufall“ nicht zu unterschätzen! Ein oder zwei richtige Entscheidungen gewährleisten nicht, dass die langfristige ausgerichtete Strategie der jeweiligen Anlage der Marktentwicklung nachhaltig überlegen ist.
Fazit
Unterschätzen Sie den Faktor Zufall an der Börse nicht. Denken Sie an den Super-Affen. Um den langfristigen Erfolg an der Börse zu erreichen, sind weitaus vielfältigere Qualitätsmerkmale eines Managers gefragt. Prüfen Sie diese mit größter Sorgfalt!
Bitte beachten Sie die Nutzungsbedingungen/Disclaimer unter www.gruener-fisher.de.
Thomas Grüner ist Firmengründer und Geschäftsführer der Vermögensverwaltung Grüner Fisher Investments GmbH. Seine oft dem allgemeinen Marktkonsens entgegen stehenden Prognosen sorgten schon mehrfach für großes Aufsehen. Weitere Informationen unter http://www.gruener-fisher.de.
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