Globales Finanzsystem

Gefährliche Schattenbanken: Auslöser der nächsten Finanzkrise?

17.04.15 03:00 Uhr

Gefährliche Schattenbanken: Auslöser der nächsten Finanzkrise? | finanzen.net

Immer mehr Geldgeschäfte werden außerhalb des offiziellen Bankensystems abgewickelt. Die sogenannten Schattenbanken boomen weltweit - und könnten so am Ende eine neue Finanzkrise auslösen.

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von Gisela Baur, Euro am Sonntag

Bescheidenheit ist nicht unbedingt die auffälligste Eigenschaft von Jack Ma, dem Gründer von Alibaba in China. Rund 25 Milliarden US-Dollar spielte er im vergangenen Jahr mit dem Börsengang seines riesigen Onlineshops ein. Doch er will mehr: "In zehn Jahren sind wir vielleicht größer als Walmart."

Daher ist es bemerkenswert, wenn Ma die Größe eines seiner Unternehmen kleinredet. Seine Finanzierungsgruppe Yu’e Bao, die 2014 umgerechnet 90 Milliarden US-Dollar eingesammelt hat, sei bei Weitem nicht "to big to fail", soll er gegenüber den chinesischen Regulierungsbehörden beteuert haben. Also nicht so groß, dass eine Pleite dieses Unternehmens die chinesische Wirtschaft insgesamt in Mitleidenschaft ziehen würde. Das soll die Behörden beruhigen, die sich zunehmend um die Struktur ihrer Finanzwirtschaft sorgen.

Denn China hat ein Problem: Unternehmen wie Yu’e Bao. Es gehört zum boomenden Schattenbanksektor. Dabei handelt es sich keineswegs um dunkle Büros von Kredithaien, die in schäbigen Gassen zu finden sind. Schattenbanken sind millionen- oder gar milliardenschwere Unternehmen und sie residieren an den besten Adressen der großen Metropolen der Welt.

Sie sammeln Anlegergelder, geben Kredite, investieren in Unternehmen oder Wohnungen und schaffen Zahlungskanäle. Sie firmieren als Pensionsfonds, Finanzierungszweckgesellschaften, Geldmarktfonds oder Hedgefonds und verwalten immense Summen. Sie tun vielerlei, was auch Banken tun. Doch Regeln zur Risikosteuerung oder gar Überwachung gibt es kaum. Für Aufsichtsbehörden fließt das Geld durch undurchsichtige Kanäle. Rund ein Drittel aller Kredite in China werden nach der jüngsten Verschuldungsstudie des McKinsey Global Institute inzwischen über Schattenbanken abgewickelt. Seit der Finanzkrise ist der Sektor dort um 36 Prozent gewachsen.

Billionen im Schattenreich

Das Kreditwachstum zu beeinflussen war noch nie leicht - im Schattenbanksektor ist es so gut wie unmöglich. Anders als bei regulären Banken fehlen den Aufsichtsbehörden dafür viele wichtige Instrumente, allen voran die Geldpolitik: Wenn die Zentralbank die Leitzinsen erhöht, dann müssen die Geschäftsbanken mehr für ihre Kredite verlangen und das dämpft die Nachfrage. Schattenbanken finanzieren sich aber nicht über Zentralbankkredite, sondern mit Einlegergeldern - von Privatleuten, Unternehmen, Regierungen, aber auch von Banken. Angebot und Nachfrage bestimmen die Konditionen und das Kreditvolumen. Schattenbanken sind ein globales Phänomen, ihr wichtigster Markt sind die Industrieländer, allen voran die USA. Etwa jeder zweite Kredit dort wird heute nach Einschätzungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) von Schattenbanken vergeben. In der Eurozone liegt der Anteil bei gut 25 Prozent. Das heißt, auch hier hängt ein wichtiger Teil der wirtschaftlichen Aktivitäten direkt von einer Schattenbank ab.

Und der Umfang der Aktivitäten aus dem Schattenreich ist gigantisch: Weltweit verwalteten diese Nicht-Banken im Jahr 2014 nach aktuellen Berechnungen des IWF 76 Billionen US-Dollar. Das entspricht der Wirtschaftsleistung der gesamten Welt im selben Jahr. Und internationale Aufsichtsbehörden wissen sehr wenig über die Geschäfte. Als "die derzeit größte Gefahr für die Stabilität des gesamten Finanzsystems" bezeichnet der IWF daher auch den Schattenbanksektor.

Doch einfach abschaffen können Regierungen ihn schon lange nicht mehr. Denn er spielt eine immer wichtigere Rolle in der Weltwirtschaft. Nach der Finanzkrise wurden die Banken in allen Ländern an die Kandare genommen und müssen nun zahlreiche Regulierungen beachten - so viele, dass einige von ihnen viele Geschäfte nicht mehr rentabel ausführen können. Um dennoch an Kredite zu kommen, bleibt gerade kleineren Unternehmen nur noch der Gang zur Schattenbank ihres Vertrauens. Ohne sie würde die Weltwirtschaft wohl schon lange in einer ernsten Kreditklemme stecken.

Gefährliche Ergänzung

Selbst das internationale Financial Stability Board, welches das globale Finanzsystem überwacht und dem Sektor sehr kritisch gegenübersteht, räumt in seinem jüngsten Bericht daher ein, dass "Schattenbanken das traditionelle Bankensystem ergänzen können, indem sie den Zugang zu Krediten verbessern oder auch Risiken aufteilen".

Dennoch warnen so gut wie alle Experten vor den möglichen Gefahren, die dort schlummern. Mit den Krediten "wandern auch die Risiken in den Schattenbankensektor", warnt IWF-Ökonom José Vinals. "Wenn sich darum keiner kümmert, dann können diese Risiken die Stabilität der Finanzmärkte weltweit bedrohen."
"Das Problem ist, dass wir nicht genug über sie wissen", sagt IWF-Chefin Christine Lagarde. Wer wann welche Engagements eingeht und was geschieht, wenn es zu Pleiten und Zahlungsausfällen kommt, das kann schlicht derzeit keiner sagen.

In der Theorie müsste die Gefahr einer Ansteckung gering sein. Schattenbanken sammeln Anlegergelder ein und legen sie an. Gehen sie pleite, ist das zwar schlecht für die Anleger, sollte aber keine weiteren Auswirkungen haben.
Doch die Praxis sieht anders aus. Die Schattenfinanciers sind eng mit Staaten, Privatpersonen, aber auch Unternehmen und Banken verwoben. Es gibt gegenseitige Kredite, Beteiligungen und Einlagen, und sollte es zu einem Ausfall kommen, wären Dominoeffekte programmiert.

Zwar denkt niemand heute noch ernsthaft an ein komplettes Verbot aller Schattenbanken, doch regelmäßig verlangen Politiker und Experten zumindest mehr Überwachung für den Billionen-Sektor, um globale Risiken rechtzeitig erkennen und ihnen begegnen zu können. Dabei wäre es eigentlich ganz einfach: "Was wie eine Bank aussieht", fordert etwa Gaston Gelos, Leiter der Analyseabteilung für Finanzstabilität beim IWF, "sollte auch entsprechend reguliert werden."

Investor-Info

Vermögen
Mächtige Schattenbanken

Auf insgesamt 76 Billionen US-Dollar ist das Vermögen der Schattenbanken global inzwischen angewachsen. Sie sind damit zum zweitwichtigsten Kreditgeber der Welt aufgestiegen. Zu den Schattenbanken zählen unter anderem Pensionsfonds, Finanzierungszweckgesellschaften, Geldmarktfonds oder Hedgefonds, aber auch der Vermögensverwalter Vanguard. Allein das US-Unternehmen steigerte seine Anleihe-Assets seit 2008 von 170 Milliarden Dollar auf aktuell rund 500 Milliarden Dollar.

Schulden
Immer tiefer in die Miesen

Ob Haushalte, Staaten, Unternehmen oder Finanzinstitute - die Schuldenberge wachsen seit der Jahrtausendwende nicht nur in absoluten Zahlen immer weiter. Denn auch im Verhältnis zum weltweiten Bruttoinlandsprodukt haben die Verbindlichkeiten seither deutlich zugelegt. Wichtigster Trend: Während bis 2007 die Schulden der Haushalte überdurchschnittlich gewachsen sind, mussten die Regierungen nach dem Beinahe-Zusammmenbruch des Finanzsystems 2008 immer größere Kredite schultern. Diese Entwicklungen haben den Schattenbanken zu einem Wachstum von 36 Prozent im Jahr seit 2007 verholfen.

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Bildquellen: Yu Lan / Shutterstock.com, Nagy Bagoly Arpad / Shutterstock.com

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