Geldanlage-Report Armin Brack

Pfizer: Wie geht es weiter!?

06.07.11 12:08 Uhr

Pfizer: Wie geht es weiter!? | finanzen.net

Patente laufen aus: Harte Zeiten für Pfizer!

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Laut einer Analyse der Tufts University aus Medford/Massachusetts drohen führenden Pharmaunternehmen in den kommenden zwei Jahren Milliardenverluste durch jede Menge auslaufender Patente. Das bedeutet: Generikahersteller dürfen dann Kopien von Milliarden-Blockbustern auf den Markt werfen, zu Preisen, die deutlich günstiger sind, als das was man heute auf den Tresen des Apothekers legen muss. Während die Uni-Wissenschaftler auf mögliche Umsatzverluste von rund 114 Milliarden Dollar pro Jahr kommen, beziffert die US-Marktforschungsagentur IMS Health die Verluste sogar noch höher: 130 Milliarden Dollar.

Größter Verlierer könnte Pfizer sein, weil auch das Potenzmittel Viagra zu den auslaufenden Patenten gehört. 29 Milliarden Dollar pro Jahr könnte der US-Hersteller allein bis 2013 verlieren, das wären über 40 Prozent der 67 Milliarden Dollar Umsatz von 2010. Ein gutes Argument, um den Hersteller der berühmten blauen Pillen, die ein tief liegendes Problem der männlichen Anatomie lindern helfen, umgehend aus dem Depot zu befördern. Oder doch nicht?

In den letzten fünf Jahren ist von kleineren Mitbewerbern immer wieder versucht worden, eine staatliche Erlaubnis für mögliche Viagra-Alternativen zu erhalten. Diese Bemühungen scheiterten mehr oder weniger alle. Nun kratzt mit Teva Pharmaceuticals ein ernstzunehmender Konkurrent an der Dominanz von Pfizer. Anwälte beider Unternehmen erschienen vor Amtsrichterin Rebecca Beach Smith. Diese wird entscheiden müssen, ob der Blockbuster mit einem anderen Namen bereits ab 2012 verkauft werden darf.

Patentverlängerung für die Wunder-Pille?

Pfizers Anwalt Aaron Stiefel argumentierte für eine Patentverlängerung, dass auch die Methode der Verabreichung abgedeckt werde. Zu einer Zeit als andere Arzneimittel eine Injektion an empfindlichen Stellen benötigten, musste Pfizers Wunder-Pille eben nur geschluckt werden. Die Möglichkeit, Erektionsstörungen auch Oral zu behandeln, ist wesentlicher Bestanteil des Patents, so Stiefel. Teva, ansässig in Israel, konterte, dass es bereits 2007 die vorläufige Befugnis der US-Regierung erhalten habe, eine allgemeine Version des sildenafil citrats, dem wichtigsten Wirkstoff in Viagra, herzustellen. Eine Patentverlängerung werde man in jedem Fall anfechten, hieß es.

Meine Meinung:

Die Argumentation des Pfizer-Anwalts ist dünn – so sehen es auch viele Pharmaexperten in den USA. Dennoch sollte man Macht, Einfluss und Hartnäckigkeit von Pfizer nicht unterschätzen, wenn es darum geht, die eine Milliarde Dollar an Umsatz, die Viagra jährlich mindestens in die Kasse spült, zu verteidigen.

Pfizer hat allerdings an mehreren Fronten zu kämpfen. Auch der Cholesterinsenker Lipitor, der bereits Generika-Konkurrenz in Kanada und Spanien hat, und dessen Erlöse im 1. Quartal um 13% einbrachen, macht Probleme. Und beim lukrativen Alzheimer-Medikament Aricept macht sich der Patentablauf ebenfalls negativ bemerkbar. Die Entwicklung neuer Produkte kommt dazu nur schleppend voran. Bei einem Hoffnungsträger gegen Rheuma gab es zuletzt sogar einen schweren Rückschlag. Der Umsatz wird 2011 darum auf maximal 67,2 Milliarden Dollar zurückgehen und 2012 nochmals auf höchstens 64,7 Milliarden Dollar.

Einen neuen Hoffnungsträger hat Pfizer allerdings schon in der Pipeline: Zusammen mit Bristol-Myers Squibb vermeldete der Pharma-Konzern den Durchbruch bei der gemeinsamen Wirkstoffentwicklung von Apixaban. Experten trauen dem auf diesem Wirkstoff basierenden Schlaganfall-Medikament die Marktführerschaft im Bereich der Schlaganfall-Prävention zu. In dem naturgemäß stark umkämpften Markt würde Pfizer damit dem Bayer-Blockbuster Xarelto Konkurrenz machen.

MEIN FAZIT:

- Wie andere Pharma-Giganten versucht sich Pfizer seit Jahren neu aufzustellen und wird (und muss) diesen Prozess jetzt noch beschleunigen. Forschungsausgaben werden gekürzt, Zukäufe und Joint Ventures ersetzen die Grundlagenforschung.

- Pfizer-Chef Read kündigte bereits an, große Teile des Konzerns mit insgesamt rund 40 Prozent des Umsatzes zu verkaufen, um sich dann mit allen verfügbaren Mitteln auf den Aufkauf und die Erforschung innovativer Wirkstoffe zu fokussieren.

- Der Konzern sieht sich künftig stärker als Vermarkter denn als Forscher. Dennoch ist der Ablauf der Patente bei Viagra und vor allem auch beim Cholesterinsenker Lipitor, dem weltweit meistverkauften Medikament, ein schwerer Schlag.

- Die Perspektive für das Unternehmen und die Aktie scheinen erst einmal begrenzt zu sein.

Armin Brack ist Chefredakteur des Geldanlage-Reports. Gratis anmelden unter: www.geldanlage-report.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.

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