DAX: Konjunktursorgen drücken auf die Kurse

Ich denke Letzteres. In der letzten Woche drückten jedenfalls drückte neben schwachen Konjunkturdaten aus den USA auch eine schlechter als erwartet verlaufende Anleiheemission aus Italien auf die Kurse. Dazu kam eine Warnung von Standard & Poor´s: Es sei irgendwann mit einem weiteren Schuldenschnitt bei Griechenland zu rechnen. Soso. Nicht wirklich überraschend, wie ich finde. Schließlich geht es die ganze Zeit um nichts anderes als darum, Zeit zu erkaufen. Der DAX fiel jedenfalls zeitweise bis zur Unterstützung bei 6.850 Punkten zurück.

Enttäuschende US-Konjunkturdaten

Was sind die Gründe für die (bislang) kleine Korrektur? Zum einen haben sich über mehrere Tage negative Meldungen aufgestaut. Zum anderen fehlen auch schlicht die konkreten Impulse für weiteren Optimismus, nachdem der Kursrückgang von 2011 weitgehend wettgemacht wurde. In den USA enttäuschten fast alle zuletzt veröffentlichten Konjunkturdaten. Doch das ist nicht wirklich ein Grund zur Beunruhigung: Die Konjunktur in den USA entwickelt sich stabil, mehr sollte man ohnehin nicht erwarten. Auch der Vorsitzende der US-Notenbank betonte das in seinen jüngsten Reden und er bekräftigte auch die Fortdauer der expansiven Geldpolitik. Und niedrige Zinsen sind immer gut für den Aktienmarkt!

China macht Sorgen – wann reagiert Peking?

Bedenklicher – auch aus Sicht der deutschen Unternehmen – ist da schon die Lage in China. Das Wachstum dort kühlt sich deutlich ab. Das ist ein wichtiger Grund dafür, dass zuletzt speziell die Aktien deutscher Industriekonzerne wie BASF, BMW und Siemens schwächer tendierten. Denn: Der deutsche Exporterfolg hängt inzwischen stark am Tropf Ostasiens. Das ist meist ein Vorteil, aber manchmal eben auch ein Nachteil. Allerdings erwartet kaum jemand, auch wir nicht, einen echten Wachstumseinbruch in China, sondern nur eine Abschwächung. Und die ist volkswirtschaftlich gesehen gar nicht einmal ungesund. Die Anleger würden sich mit der Situation allerdings sehr viel wohler fühlen, wenn Peking auf die Abschwächung mit einer weiteren Lockerung der Geldpolitik reagieren würde. Ich denke, das wird demnächst geschehen und die Börsen beruhigen.

H&M und Singulus enttäuschen

Allerdings drückten in dieser Woche auch einige weniger erfreuliche Meldungen aus den Unternehmen auf die Kurse: So ist die Billig-Textilkette H&M zwar im ersten Quartal ihres Geschäftsjahres weiter gewachsen – aber auf Kosten der Marge. Der Aktie bekam das gar nicht, sie fiel deutlich bis auf ihre Aufwärtstrendlinie im Bereich von 235 SEK zurück. Wir rechnen damit, dass die Aktie vorerst unter Druck bleibt und es noch zu einem Test der Unterstützung bei 225 SEK kommt. Auch Singulus, der deutsche Hersteller von Anlagen zur Produktion von Speichermedien und Solarzellen konnte bei der Vorlage der Jahreszahlen die Erwartungen nicht erfüllen. Vor allem der Ausblick blieb vage. Immerhin will das Unternehmen aber mit dem Erlös aus einer Anleiheemission neue Wege beschreiten. Der Aktie ist dennoch derzeit nicht viel zuzutrauen.

Fazit

Die Kursschwäche dürfte noch anhalten, denn die Stimmung hat sich eingetrübt. Positiv: Der Test der massiven Unterstützungszone bei 6.850/6.800 Punkten war bislang erfolgreich. Dort verläuft neben einem horizontalen Support auch ein als Auffanglinie dienender Aufwärtstrend.

Stefan Böhm (Diplom-Volkswirt) ist Chef-Redakteur des DaxVestor Börsenbriefs. Weitere Informationen finden Sie unter: www.dax-vestor.deDer obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.