DAX: Geht es weiter abwärts?
In der EU geht die Diskussion weiter, wie man mit dem griechischen Schuldenproblem umgehen soll.
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Von einer Umschuldung über den Haircut bis hin zum Rauswurf Griechenlands aus der Euro-Zone ist für jeden Geschmack etwas dabei. Die Entwicklung am Anleihemarkt zeigt, dass die Anleger mit dem Schlimmsten rechnen. Geradezu grundsolide wirken im Vergleich spanische Staatsanleihen. De facto ist eine Lösung für Griechenland immer noch nicht in Sicht. Der Vorschlag einer Umschuldung stößt bei der EZB auf starke Ablehnung. Die Europäische Zentralbank befürchtet, dass sie Griechenland dann nicht mehr mit Liquidität versorgen könnte. Die griechischen Banken wären wohl pleite, wenn die EZB keine Staatsanleihen als Sicherheit mehr akzeptiert. Auch die EZB müsste große Verluste verbuchen, denn inzwischen dürfte die Zentralbank rund 50 Mrd. Euro in Griechenland-Anleihen halten. Das ist auch eine Folge des Aufkaufprogramms von Staatsanleihen. Was also tun? Ein gangbarer Vorschlag, mit dem Schuldner, Gläubiger und Währungshüter leben können, ist bislang noch nicht gemacht worden. Vielleicht sollten sich die Beteiligten auf unkonventionelle Vorschläge einigen, wie z. B. auf eine Treuhandlösung, die von Schwedens Finanzminister Borg ins Spiel gebracht wurde. Diese könnte die Privatisierung von Staatsbeteiligungen vorantreiben und so Geld in die griechische Kasse spülen. Doch auch das kann nur ein Baustein sein.
Robuste Aktienmärkte machen IPOs zum Erfolg
An den Aktienmärkten haben die Anleger trotz aller Probleme wieder Mut gefasst. Das zeigen auch die erfolgreichen Börsengänge des Rohstoffhändlers Glencore und des Internet-Karriereportals LinkedIn. Das Online-Netzwerk wird mit 45 USD und damit zum Maximalpreis an die Börse kommen und damit mit 4,3 Mrd. USD bewertet sein. Der Rohstoffhändler Glencore wurde mit 530 Pence zugeteilt und damit in der Mitte der Angebotsspanne. Die Aktie startete mit einem Plus von vier Prozent. Das Unternehmen ist damit 37,1 Mrd. GBP bzw. über 42 Mrd. Euro wert, das entspricht fast dem Börsenwert der Allianz!
Zieht die Fed wirklich die Zügel an?
Letztlich zeigen die erfolgreichen Börsengänge aber auch, dass die Aktienmärkte sehr robust sind und die vielen Probleme möglicherweise auch überschätzt werden. In der Tat schwächt sich die Gewinndynamik der Unternehmen zwar ab, aber die Bewertungen für viele Aktien sind noch nicht zu hoch. Auch könnte ich mir vorstellen, dass die US-Notenbank Fed nach Auslaufen des Anleiheaufkaufprogramms zur Jahresmitte schnell wieder aktiv wird, sollte sich herauskristallisieren, dass die Straffung der Geldpolitik für die US-Konjunktur noch zu früh kommt. Darauf deuten zumindest Äußerungen von Fed-Chef Bernanke hin, dem der Arbeitsmarkt weiterhin große Sorgen bereitet. Der Leitzins könnte nach Meinung von Volkswirten gegen Ende des Jahres erstmals wieder angehoben werden. Wie in Europa auch ist damit jedoch nicht gleich eine ganze Serie von Zinsschritten zu erwarten. Man muss sich außerdem vor Augen halten, dass auch ein Leitzins von 0,5 oder 1,0 Prozent immer noch eine expansive Geldpolitik signalisieren würde. Eine Leitzinserhöhung als Drama zu stilisieren, wäre daher nicht angebracht. Vielmehr wäre sie eigentlich ein positives Zeichen, das eine Normalisierung anzeigt.
DAX behauptet sich über 7.240 Punkten
Der DAX tauchte bis zum Mittwoch ab und testete die Unterstützungslinie bei 7.240 Punkten, die sich beim ersten Test als tragfähiger Boden erwiesen hat. Am Freitag drückte aber ein etwas skeptischerer Ausblick der Bundesbank für die deutsche Wirtschaft auf die Stimmung. Dazu kamen negative Impulse von der Wall Street, wo einige Unternehmen enttäuschende Quartalsergebnisse vorlegten. Der DAX testet daher erneut die Unterstützung bei 7.240 Punkten. Sollte diese gebrochen werden, dann könnte es weiter nach unten bis zur Marke von 7.000 Punkten gehen. Mittelfristig ist mit einem Anhalten der volatilen Seitwärtsbewegung zu rechnen.
Stefan Böhm (Diplom-Volkswirt) ist Chef-Redakteur des DaxVestor Börsenbriefs. Weitere Informationen finden Sie unter: www.dax-vestor.deDer obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.
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