Christian Scheid

Ein neuer Immobilien-Riese entsteht

28.01.16 10:31 Uhr

Ein neuer Immobilien-Riese entsteht | finanzen.net

Knapp acht Jahre nach der Insolvenz im November 2006 und rund vier Jahre nach der Aufhebung des Insolvenzverfahrens hat WCM einen Neuanfang gestartet.

Dazu wurde im September 2014 auf einer Pressekonferenz das neue Konzept als Spezialist für Gewerbeimmobilien vorgestellt. Im ersten Schritt wurde ein Portfolio aus vier Gewerbeimmobilien in Berlin, Bonn, Düsseldorf und Frankfurt erworben - mit einem Deal-Volumen von mehr als 100 Mio. Euro ein viel versprechender Anfang.
Maßgeblich initiiert hat die Transaktion der Immobilienexperte Stavros Efremidis. Mit seiner Berufung zum weiteren Vorstandsmitglied neben Manfred Schumann wurde der Neuanfang unterstrichen. Als CEO der börsennotierten KWG hat Efremidis von 2007 bis 2012 den Immobilienbestand des Unternehmens von rund drei Mio. Euro auf mehr als 400 Mio. Euro gesteigert. Mit knapp 10.000 Wohneinheiten und einer Gesamtmietfläche von circa 600.000 Quadratmetern erhöhte er das bilanzielle Eigenkapital des Konzerns auf mehr als 170 Mio. Euro und initiierte den Verkauf der Mehrheit von etwa 60 Prozent der KWG-Anteile an die österreichische Conwert Immobilien Invest.

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Schneller Portfolioaufbau

Ein ähnliches Szenario könnte sich nun bei WCM anbahnen. Der Portfolioaufbau erfolgt sogar in einem noch schnelleren Tempo als bei KWG. Seit dem Neustart hat WCM innerhalb von gut einem Jahr Gewerbeimmobilien im Wert von 500 Mio. Euro zusammengekauft. "Unser Timing ist ideal: Anders als bei Wohnimmobilien ist im Bereich Gewerbe bislang noch nicht viel passiert. Zudem finden wir derzeit gute Kreditkonditionen vor", erklärt Efremidis.

Das ist aber noch nicht alles: "Dank umfangreicher Verlustvorträge können wir Gewinne größtenteils steuerfrei kassieren", so der Manager. Die Verlustvorträge belaufen sich auf rund 271 Mio. Euro (Körperschaftsteuer) bzw. rund 250 Mio. Euro (Gewerbesteuer) und wurden ohne Vorbehalt der Nachprüfung festgestellt. Außerdem hat WCM ein steuerliches Einlagekonto im Volumen von mehr als einer Mrd. Euro. Dadurch sind steuerfreie Ausschüttungen an die Aktionäre ohne Abzug von Kapitalertragsteuer möglich. "Wir wollen ein Dividendenwert werden", so Efremidis. Eine erstmalige Ausschüttung sei für 2017 geplant.

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Für die weitere Expansion hat WCM im November per Kapitalerhö-hung 24 Mio. Euro eingenommen. Der Platzierungspreis lag bei 2,20 Euro je Aktie. Seitdem hat sich der Titel präch-tig entwickelt. Um die Investmentstory abzurunden, fehlt eigentlich nur noch der Verkauf an einen Konkurrenten oder an einen Investor - ganz nach dem Vorbild KWG. Die auffällige Stabilität der Aktie während der jüngsten Korrektur deutet jedenfalls auf einen Aufkäufer hin. Mit den neu aufgelegten Turbos von Société Générale können spekulative Anleger gehebelt auf eine weiterhin erfreuliche operative Entwicklung des Konzerns sowie das Übernahme-Szenario setzen.

Der Schein bildet die Kursentwicklung der WCM-Aktie aktuell mit dem Faktor 3,88 ab. Sollte der Titel also um rund 8,5 Prozent auf 3,0 Euro zulegen, läge der Schein knapp 27 Prozent in der Gewinnzone. Die K.o.-Barriere wurde bei 2,26 Euro eingezogen, also rund 18 Prozent unter dem aktuellen Aktienkurs. Sollte diese berührt oder unterschritten werden, wird das Papier vorzeitig fällig und zum Restwert zurück-bezahlt.

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Christian Scheid ist seit rund 18 Jahren als Wirtschafts- und Finanzjournalist tätig, davon seit circa zehn Jahren als freier Autor. Aktuell schreibt er für mehrere deutschsprachige Fachmagazine und -zeitungen in den Bereichen Aktien und Derivate, darunter Börse Online, Capital, Euro am Sonntag und Zertifikate // Austria. Per 1. Juli 2014 kehrte er zum ZertifikateJournal zurück, wo er bis Ende 2009 schon einmal tätig war und die damalige Österreich-Ausgabe des ZJ verantwortete.


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