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Börse Frankfurt-News: "Ungewöhnlich hohe Ausschläge" (Anleihen)

07.10.22 14:34 Uhr

Börse Frankfurt-News: "Ungewöhnlich hohe Ausschläge" (Anleihen) | finanzen.net

FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Die Märkte bleiben angegriffen, Zinsängste dominieren wieder. Im Handel mit Unternehmensanleihen sorgte Metalcorp diese Woche für einen Schockmoment.

7. Oktober 2022. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Es bleibt volatil am Rentenmarkt. "Das Schwanken zwischen Angst und Hoffnung hält an, die Ausschläge sind ungewöhnlich hoch", berichtet Rainer Petz von Oddo BHF. Entscheidendes Thema blieben weiter die Zinsen.

Wichtige Signale diesbezüglich werden von den am heutigen Freitagnachmittag zur Veröffentlichung anstehenden US-Arbeitsmarktzahlen erwartet. Sollten diese einen weiter robusten Arbeitsmarkt zeigen, könnte die US-Notenbank ihren konsequenten Kurs gegen die hohe Inflation leichter fortsetzen. "Dann könnten die Zinssorgen wieder Oberhand gewinnen und die Renditen steigen."

Der extreme Renditeanstieg der Vorwochen hat sich diese Woche nicht fortgesetzt. Nach zwischenzeitlichen Rückgängen liegen zehnjährige Bund-Renditen am Freitagmittag bei 2,13 Prozent und damit in etwa auf dem Niveau der Vorwoche. Zehnjährige US-Treasuries rentieren mit 3,84 Prozent, Ende September waren es kurzzeitig sogar mehr als 4 Prozent. "Steigende Zinsen sind nicht gut für den Anleihenmarkt", bemerkt Tim Oechsner von der Steubing AG. Die Stimmung bleibe daher wacklig.

"Realrenditen so hoch wie seit Jahren nicht"

Anleiheanalyst Hauke Siemßen von der Commerzbank weist darauf hin, dass durch die steigenden Nominalrenditen auch die Realrenditen deutlich zugelegt haben. "Sogar in Deutschland waren sie im zehnjährigen Laufzeitensegment positiv." Dies erlaube Anlegern theoretisch, ihr Erspartes ohne oder mit nur sehr geringen Kaufkraftverlusten in die Zukunft zu transferieren. Seit Jahren seien die Realrenditen wohl nicht mehr so hoch gewesen. "Der jüngste Anstieg dürfte aber nicht ausreichen, um umfangreiche Käufe auszulösen."

Hohe Risikoaufschläge für Italien

Für Unruhe sorgt weiter Italien. "Die Renditeaufschläge italienischer Staatsanleihen gegenüber Bunds bewegen sich seit den Wahlen vor zwei Wochen auf einem recht hohen Niveau nahe 240 Basispunkten", stellt Siemßen fest. Zuletzt habe die Rating-Agentur Moody's vor den mittelfristig sich verschlechternden Wachstumsaussichten der italienischen Wirtschaft gewarnt. "Die Unsicherheit bezüglich des Ratings von Moody's ist besonders groß, da dieses mit Baa3/negativ nur eine Stufe über der kritischen Schwelle für Investment Grade liegt."

Etwas entspannt hat sich die Lage in Großbritannien: Nachdem die ambitionierten Steuersenkungspläne der neuen Regierung auf massiven Widerstand gestoßen waren, ruderte Premierministerin Liz Truss Anfang der Woche zurück. Die Senkung des Spitzensteuersatzes wurde kassiert. Im Kern will Truss ihre Vorhaben allerdings durchziehen. Zuvor waren Pfund und Anleihemarkt eingebrochen, die britische Notenbank musste mit Notkäufen von Staatsanleihen eingreifen.

Unternehmensanleihen: Mehr Käufer unterwegs

Corporate Bonds werden mit den gestiegenen Zinsen wieder interessanter. "Die Kaufseite ist stärker", stellt Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank fest. "Zwar liegen die Renditen - mit je nach Laufzeit 4 bis 5 Prozent oder mehr - unter der Inflationsrate. Viele sagen sich aber wohl: Besser als nichts."

Umsätze meldet Daniel für die bis 2023 laufende Anleihe von DIC Asset mit Kupon von 3,5 Prozent (DE000A2NBZG9). Diese war vergangene Woche wegen eines größeren Abgebers von 97 auf 90 Prozent gefallen und ist diese Woche wieder auf 96 Prozent gestiegen. "Jetzt sind es 93 Prozent, was eine Rendite von 11,47 Prozent ergibt." 6,81 Prozent Rendite biete mittlerweile die beliebte ThyssenKrupp-Anleihe, die 2024 fällig ist und einen Kupon von 2,875 Prozent aufweist (DE000A2TEDB8). Eher verkauft wird Daniel zufolge derzeit der Bond von UBM Development mit 3,125 Prozent bis 2023 (AT0000A23ST9).

Metalcorp zahlt nicht

Eine Schocknachricht kam diese Woche von Metalcorp, wie die Händler berichten: Das Rohstoffunternehmen zahlte eine am Montag fällige Anleihe () nicht zurück. Begründet wurde das mit einer geplatzten Kreditzusage. "Das war nicht erwartet worden", stellt Rainer Petz fest. "Da ist einiges an Vertrauen verloren gegangen."

"Dass nach Fälligkeit bekannt wird, dass nicht zurückgezahlt werden kann, ist schon sehr ungewöhnlich", bemerkt Oechser. Die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) kritisierte das mit klaren Worten: "Es ist völlig unverständlich, wieso die Gesellschaft die Anleiheinhaber erst so spät darüber informiert, die Rückzahlung nicht leisten zu können."

Auf der am gestrigen Donnerstag abgehaltenen Gläubigerversammlung wurde nun vereinbart, dass die Anleihehalten zwischen dem 22. und 25. Oktober über eine Verlängerung der Anleihe um ein Jahr abstimmen sollen. Dann könnte der Handel der Anleihe auch wieder aufgenommen werden.

"Die noch laufende, bis 2026 fällige Metalcorp-Anleihe mit Kupon von 8,5 Prozent fiel von 86 Prozent auf rund 30 Prozent", berichtet Oechser. Aktuell sind es wieder rund 40 Prozent. "Wir sehen weiterhin hohe, von News getriebene Umsätze auf der Geld- und Briefseite." Ebenfalls betroffen sind laut Oechser Anleihen der Muttergesellschaft Monaco Resources Group MRG (XS1897122278) sowie einer weiteren MRG-Tochter, dem Hafeninfrastrukturbetreiber R-Logitech (DE000A19WVN8, DE000A3K73Z7). Alle verloren deutlich.

von: Anna-Maria Borse, 7. Oktober 2022, © Deutsche Börse AG

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)