Börse Frankfurt-News: "Nervöse Schaukelbörse" (Wochenausblick)
FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Auf oder Ab an der Börse - das bestimmt derzeit der Live-Ticker mit Nachrichten zum Ukraine-Krieg. Eindeutige Prognosen gibt daher kaum jemand ab.
28. März 2022. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Ukraine-Krieg sowie die hohe Inflation bleiben die kursbestimmenden Themen am Aktienmarkt. "Die sehr unsichere weitere Entwicklung im Ukraine-Krieg mit der Hoffnung auf Fortschritte in den Friedensverhandlungen und dem steigenden Risiko unterbrochener russischer Gaslieferungen dürfte zu einer nervösen, volatilen Schaukelbörse führen", fasst es Chris-Oliver Schickentanz von der Commerzbank zusammen. Dazu kämen beunruhigende Nachrichten aus China mit dem Lockdown in Shanghai. "Die Situation in China entwickelt sich zunehmend zu einer Bremse für die Weltwirtschaft."
"US-Zahlen könnten stützen"
Laut Claudia Windt von der Helaba könnten die Aktienmärkte diese Woche allerdings von einem positiven US-Arbeitsmarktbericht mit rückläufiger Arbeitslosenquote sowie steigender Beschäftigung profitieren. "Auch ein robuster US-Einkaufsmanagerindex sollte unterstützen", meint die Analystin. Dennoch blieben die Ukraine und die Frage nach den russischen Gaslieferungen zentral für die Kapitalmärkte. Bislang lehnten es die EU-Staats- und Regierungschefs noch ab, ihre Rechnungen in Rubel zu bezahlen. "Es ist abzuwarten, wer es sich leisten kann, hier standhaft zu bleiben."
Aktien als Inflationsschutz? Nicht alle
Bastian Ernst von der Weberbank weis darauf hin, dass Aktien neben Rohstoffen als Profiteure steigender Inflation gelten. "Unternehmen können steigende Kosten meist durch eine Erhöhung ihrer Verkaufspreise kompensieren", erklärt der Portfoliomanager. Die Gewinnschätzungen für den US-amerikanischen Markt seien daher in den vergangenen Wochen sogar weiter gestiegen - vor allem für Energie-, Grundstoff- und Technologiekonzerne.
Die erwarteten Gewinne im Konsumbereich gingen hingegen zurück. "Die steigende Inflation könnte zu geringeren Konsumausgaben führen", betont Ernst. Die Bank empfiehlt, in Aktien investiert zu bleiben und dabei einerseits US-Aktien zu bevorzugen und andererseits auf Unternehmen zu setzen, die sich durch eine hohe Preissetzungsmacht und hohe Margen auszeichneten. "Diese Unternehmen dürften im Umfeld steigender Kosten besser abschneiden."
"Verschnaufpause Vorbote für deutliche Bewegung"
Wie Christoph Geyer erläutert, hat der DAX bislang eine V-Formation gebildet, die noch nicht vollendet ist. In der letzten Woche habe der deutsche Leitindex technisch betrachtet auf der Stelle getreten und eine Verschnaufpause eingelegt. "Solche Phasen sind meist Vorboten für eine deutliche Bewegung", stellt der unabhängige Charttechniker fest. Diese könne in beide Richtungen erfolgen. "Von den Indikatoren her gibt es wenige Hinweise auf einen Schub in die eine oder andere Richtung." Lediglich der abkippende MACD-Indikator sei Grund zur Sorge.
Allerdings beginne nun die statistisch deutlich bessere Phase, die im Normalfall bis Sommer anhalte. "Normal ist in diesen Tagen allerdings kaum etwas, weshalb weiterhin auf die geopolitischen Ereignisse geschaut werden muss", macht Geyer klar. In den letzten Wochen hätten sich die Marktteilnehmer aber von den Auseinandersetzungen eher distanziert. "Daher besteht eine gute Chance darauf, dass die Statistik wieder einmal greifen könnte."
Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftsdaten
Mittwoch, 30. März
14.00 Uhr. Deutschland: Verbraucherpreise März. In Deutschland hat sich die Energie im März nach Einschätzung der Commerzbank noch stärker verteuert als im Euroraum-Durchschnitt. Die Analysten erwarten die (nicht-harmonisierte) Inflationsrate bei 7,5 Prozent, nach 5,1 Prozent im Februar.
Donnerstag, 31. März
9.55 Uhr. Deutschland: Arbeitslosenzahlen März. Die Helaba rechnet mit einem weiteren Rückgang der Arbeitslosenzahlen. Zumindest die Corona-Pandemie sei Vergangenheit, nur in der Langzeitarbeitslosigkeit seien noch Spuren zu erkennen.
14.30 Uhr. USA: Deflator des privaten Konsums Februar. Der Deflator, aus Sicht der US-Notenbank das wichtigste Inflationsmaß, dürfte im Februar von 6,1 auf 6,4 Prozent gestiegen sein, meint die DekaBank. Im März drohe ein weiterer Anstieg wegen der hohen Energiepreise.
Freitag, 1. April
11.00 Uhr. Eurozone: Verbraucherpreise März. Die Commerzbank geht davon aus, dass die Inflationsrate im März mit 7,7 Prozent ein neues Allzeithoch markieren wird. Stark gestiegen seien vor allem die Energie- und Lebensmittelpreise, aber auch die Verbraucherpreise in der Breite. Die Kernrate ohne Energie, Nahrungs- und Genussmittel hat den Analysten zufolge voraussichtlich von 2,7 Prozent auf 3,1 Prozent zugelegt.
14.30 Uhr. USA: Arbeitslosenquote März. Der US-Arbeitsmarktbericht dürfte laut DekaBank einen weiteren hohen Beschäftigungsaufbau beinhalten. Seit Januar vergangenen Jahres habe der Stellenaufbau bei gut 560.000 pro Monat gelegen. Mit einem ähnlich hohen Zuwachs sei auch im März zu rechnen.
16.00 Uhr. USA: ISM Index März. Die Analysten der Helaba erwarten trotz des Schocks durch die Ukraine-Krise einen Indexstand für die Industrie von 57, "solide im Expansionsterritorium". Obwohl die Lieferengpässe andauerten und bremsend wirkten, deuteten die ISM-Indizes damit unverändert auf ein robustes BIP-Wachstum hin.
von: Anna-Maria Borse
28. März 2022, © Deutsche Börse AG
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