Internetaktien: Popstars der Wall Street
Onlineriesen wie Facebook und Tencent sind Hunderte Milliarden Dollar wert. Trotzdem eilen die Kurse von einem Hoch zum nächsten. Droht der Absturz oder geht die Rally weiter?
Werte in diesem Artikel
von Florian Westermann, Euro am Sonntag
Die Wall Street ist wie elektrisiert. Unternehmer wie Amazon-Gründer Jeff Bezos, Facebook-Chef Mark Zuckerberg oder Tencent-Boss Ma Huateng werden von den Anlegern wie Popstars verehrt. Die Aktien vieler Internetriesen klettern von Hoch zu Hoch und bringen oft um ein Vielfaches mehr als die alteingesessener Unternehmen. Google etwa ist mit einer Marktkapitalisierung von über 370 Milliarden Dollar mehr wert als die drei größten DAX-Konzerne Bayer, Volkswagen und Daimler zusammen. Da stellt sich die Frage: Ist das gerechtfertigt? Unter Kriterien wie dem Kurs-Gewinn-Verhältnis oder dem Kurs-Umsatz-Verhältnis sind Internetaktien oft hoch bewertet. Vielen Unternehmen stehen aber goldene Jahre bevor. Die Redaktion von €uro am Sonntag hat die größten Internetkonzerne der Welt unter die Lupe genommen und nennt die aussichtsreichsten.
Hohe Erwartungen an Facebook
Mit einer Marktkapitalisierung von 230 Milliarden Dollar kommt Facebook noch nicht an Google heran, reiht sich aber in der Liste der wertvollsten Unternehmen der Welt immerhin auf Platz 17 ein. Die Anleger sind vom hohen Wachstum begeistert. Inzwischen nutzen rund 1,4 Milliarden Menschen das soziale Netzwerk regelmäßig. Allein im vergangenen Jahr kamen 160 Millionen neue Mitglieder hinzu. Im ersten Quartal hat der zweitgrößte Internetkonzern der Welt seinen Umsatz um 40 Prozent auf 3,6 Milliarden Dollar gesteigert, so die Erwartung der Analysten. Auf bereinigter Basis dürfte der Gewinn um ein Drittel auf 1,2 Milliarden Dollar gestiegen sein - alles andere wäre eine Enttäuschung.Ein Selbstläufer wie einst ist das Geschäftsmodell nicht mehr. Seit Eltern und Verwandte Facebook für sich entdeckt haben, gilt das Netzwerk bei vielen Jugendlichen als "uncool". Junge Nutzer suchen immer öfter Alternativen. Langfristig wird der Teenieschwund zum Problem. Dessen ist sich auch Gründer Mark Zuckerberg, der im Kapuzenpulli gern mit seinem Alter kokettiert, bewusst. Der 30-Jährige reagierte früh und übernahm vor drei Jahren für eine Milliarde Dollar die Foto- und Video-App Instagram. 2014 legte er 19 Milliarden Dollar für WhatsApp auf den Tisch. Mit rund 700 Millionen aktiven Mitgliedern ist WhatsApp inzwischen der weltgrößte Kurznachrichtendienst fürs Smartphone.
Die nächste Hürde ist, aus den neuen Angeboten Profit zu schlagen. Die Analysten der Citigroup hegen keine Zweifel, dass Zuckerberg das gelingt. Instagram soll im kommenden Jahr 1,4 Milliarden Dollar zum Umsatz beisteuern. Im Jahr darauf könnte WhatsApp die Milliardenmarke durchbrechen. Für Zuckerberg spielt es am Ende keine Rolle, ob sich die Menschen bei Facebook, WhatsApp oder Instagram austauschen. Außerdem wird der Selfmademilliardär nicht müde, immer neue Dienste zu starten.
Besonders hohe Wachstumsraten verspricht etwa das Geschäft mit Onlinezahlungen. Um sich ein Stück vom Kuchen zu sichern, statten die Kalifornier die Facebook-Messenger-App in den kommenden Monaten mit einer Zahlfunktion aus. Zuckerberg zielt damit direkt auf die Ebay-Tochter PayPal und Apples Bezahldienst Apple Pay.
Google: Gerüchte um Twitter
Mit einem Börsenwert von 34 Milliarden Dollar ist der Kurznachrichtendienst Twitter im Vergleich zu Google und Facebook eine kleine Nummer - doch das könnte sich ändern. Gerüchten zufolge sind zwei Parteien an Twitter interessiert. Als Interessent wird zum einen Facebook gehandelt. Dass Zuckerberg eine Übernahme stemmt, ist aber unwahrscheinlich. Twitters Marktkapitalisierung zuzüglich einer angemessenen Prämie - Analysten sprechen von bis zu 100 Prozent - könnte wohl selbst Facebook-Chef Zuckerberg nicht ohne Widerstand der eigenen Aktionäre aufbringen.Mit 65 Milliarden Dollar ist die Kriegskasse von Google prall gefüllt. Dem Suchmaschinenbetreiber wird ebenfalls Interesse an Twitter nachgesagt. Schließlich bleibt Googles soziales Netzwerk Google+ trotz der 2,2 Milliarden registrierten Nutzer weit hinter den Erwartungen zurück. Die Datenkrake Nummer 1 hält sich mit genauen Zahlen zurück, aber der amerikanische Techanalyst Edward Morbius kommt zu dem ernüchternden Ergebnis, dass nur jeder zehnte Profilbesitzer überhaupt jemals bei Google+ gepostet hat. Ob sich Twitter trotz seiner 290 Millionen aktiven Mitglieder sinnvoll ins Geschäftsmodell von Google integrieren lässt, bezweifeln Analysten. Zumal Twitter noch immer rote Zahlen schreibt. 2014 fiel bei einem Umsatz von 1,4 Milliarden Dollar ein Verlust von über einer halben Milliarde Dollar an. Immerhin: In diesem Jahr soll vor Sondereffekten ein Gewinn von 250 Millionen Dollar herausspringen.
Tencent erobert Asien
Noch mehr als Twitter unter Googles Dach muss Zuckerberg den chinesischen Konkurrenten Tencent fürchten. An der Börse wird das chinesische Unternehmen mit knapp 200 Milliarden Dollar bewertet. Das bedeutet Rang 28 in der Weltliste. Betrachtet man nur die Internetbranche, liegt Tencent auf Platz 4.Das von Ma Huateng gegründete Unternehmen betreibt in China das mit Facebook vergleichbare Netzwerk Qzone mit über 650 Millionen aktiven Nutzern. Auch der Kurznachrichtendienst Wechat - ein direkter Konkurrent von WhatsApp mit 500 Millionen Usern - zählt zu Huatengs Imperium. Um seine Stellung in China muss er sich nicht sorgen. Die rigide Internetzensur der Pekinger Regierung schützt Tencent auf dem Heimatmarkt vor unliebsamer Konkurrenz aus dem Ausland. Auf einen solchen Schutzwall kann Zuckerberg nicht bauen.
Besonders der Kurznachrichtendienst Wechat erfreut sich auch außerhalb Chinas einer immensen Beliebtheit. In Asien ist die Dominanz der Chinesen bereits erdrückend. Sogar in den USA nutzen den Dienst laut Daten der Analysefirma Global Web Index rund drei Millionen Menschen. Huatengs Marschroute ist klar: Die Stellung in China ausbauen und die Auslandsmärkte Stück für Stück erobern.
Alibaba: Angriff auf die USA
Mit einer ähnlichen Strategie geht Jack Ma vor. Mit seinem Handelsriesen Alibaba, dem weltweit drittgrößten Internetunternehmen, hat Ma Chinas E-Commerce-Markt in der Hand. Im vierten Quartal verlor der Onlineriese laut den Analysten von William Blair zwar leicht Marktanteile, mit 61 Prozent ist der Konzern aber noch immer Marktführer beim Onlinehandel mit Endkunden.Die Aktie von Alibaba profitierte davon zuletzt nicht, obwohl Ma wie versprochen die Expansion ins Ausland vorantreibt. Mit einem eigenen Rechenzentrum außerhalb der Volksrepublik etwa tritt der Konzern im Bereich Cloud-Dienstleistungen gegen die Platzhirsche Amazon, Microsoft und Google in den USA an. Mit dem E-Commerce-Portal Shop Runner, an dem Alibaba mit nahezu 40 Prozent beteiligt ist, zielt Ma direkt auf den US-Markt und den dortigen Marktführer Amazon.
In diesem Jahr hofft das Management von Shop Runner, die Kundenbasis auf rund fünf Millionen zu verdoppeln. Außerdem investierte Alibaba Gerüchten zufolge 200 Millionen Dollar in die Foto-App Snapchat, an der einst auch Zuckerberg Interesse bekundet haben soll. Alibaba geriet zuletzt allerdings immer wieder wegen gefälschter Produkte auf seinen Handelsplattformen in die Schlagzeilen. Ein Problem, das Ma durch mehr Kontrollen in den Griff bekommen will und muss, soll der Angriff auf Amazon in den USA und Europa von Erfolg gekrönt sein.
Investor-Info
Tencent
Eine Macht in Asien
2015 dürfte der Konzern seinen Umsatz um rund ein Drittel auf 16 Milliarden US-Dollar steigern. Beim bereinigten Gewinn rechnen Analysten mit einem ähnlichen Anstieg auf fünf Milliarden Dollar. Bei Wachstum und Profitabilität ist Tencent knapp auf Augenhöhe mit Facebook. Die Aktie ist im direkten Vergleich günstiger. Kaufen.
Facebook
Vernetzte Welt
Rund 17 Milliarden US-Dollar wird der Konzern in diesem Jahr voraussichtlich umsetzen - ein Plus von nahezu 40 Prozent. Der bereinigte Gewinn soll um 20 Prozent auf 5,6 Milliarden Dollar klettern. 2016 dürfte sich die Dynamik erhöhen und der Gewinn um ein Drittel steigen. Spekulativ.
Google
Basisinvestment
Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis unter 20 ist die Aktie des weltgrößten Internetkonzerns relativ günstig. Mit einem Gewinnwachstum von 15 Prozent in diesem Jahr ist Google aber auch nicht mehr so wachstumsstark wie die Konkurrenz. Trotzdem bleibt die Aktie im Internetsektor ein Basisinvestment.
Twitter
Übernahmefantasie
Das Kursziel wurde nach der Kaufempfehlung in Ausgabe 36/14 erreicht. Die neu aufflammenden Übernahmespekulationen könnten den Kurs weiter beflügeln. Aus fundamentaler Sicht ist die Aktie allerdings extrem teuer. Anleger, die noch dabei sind, sichern ihre Position mit einem Stopp ab.
Alibaba
Kurzfristig angeschlagen
Der Gewinn dürfte in den kommenden Jahren kräftig zulegen. Von vier Milliarden Dollar in diesem Jahr auf elf Milliarden Dollar 2018. Kurzfristig ist die Aktie aber angeschlagen. Abwarten.
Amazon.com
Alles auf Wachstum
Amazon investiert weiter massiv in Expansion. Bei über 100 Milliarden Dollar Umsatz sind 2015 daher nur 130 Millionen Gewinn zu erwarten. Bis 2018 soll der Gewinn Analysten zufolge auf fünf Milliarden steigen. Selbst dann wäre die Aktie teuer. Halten.
DNB Technology A
Breit gestreut
Wer ein Einzelinvestment scheut, ist mit dem DNB Technology A gut beraten. Der Technologiefonds setzt schwerpunktmäßig auf Technologie-, Medien- und Kommunikationsunternehmen.Ausgewählte Hebelprodukte auf Alibaba
Mit Knock-outs können spekulative Anleger überproportional an Kursbewegungen partizipieren. Wählen Sie einfach den gewünschten Hebel und wir zeigen Ihnen passende Open-End Produkte auf Alibaba
Der Hebel muss zwischen 2 und 20 liegen
Name | Hebel | KO | Emittent |
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Bildquellen: catwalker / Shutterstock.com, Amazon
Nachrichten zu Volkswagen (VW) AG Vz.
Analysen zu Volkswagen (VW) AG Vz.
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06.12.2024 | Volkswagen (VW) vz Market-Perform | Bernstein Research | |
03.12.2024 | Volkswagen (VW) vz Overweight | Barclays Capital | |
03.12.2024 | Volkswagen (VW) vz Sell | UBS AG | |
29.11.2024 | Volkswagen (VW) vz Market-Perform | Bernstein Research | |
29.11.2024 | Volkswagen (VW) vz Market-Perform | Bernstein Research |
Datum | Rating | Analyst | |
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03.12.2024 | Volkswagen (VW) vz Overweight | Barclays Capital | |
11.11.2024 | Volkswagen (VW) vz Buy | Jefferies & Company Inc. | |
11.11.2024 | Volkswagen (VW) vz Buy | Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank) | |
01.11.2024 | Volkswagen (VW) vz Buy | Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank) | |
31.10.2024 | Volkswagen (VW) vz Buy | Deutsche Bank AG |
Datum | Rating | Analyst | |
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06.12.2024 | Volkswagen (VW) vz Market-Perform | Bernstein Research | |
29.11.2024 | Volkswagen (VW) vz Market-Perform | Bernstein Research | |
29.11.2024 | Volkswagen (VW) vz Market-Perform | Bernstein Research | |
27.11.2024 | Volkswagen (VW) vz Neutral | JP Morgan Chase & Co. | |
26.11.2024 | Volkswagen (VW) vz Market-Perform | Bernstein Research |
Datum | Rating | Analyst | |
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03.12.2024 | Volkswagen (VW) vz Sell | UBS AG | |
30.10.2024 | Volkswagen (VW) vz Sell | UBS AG | |
07.10.2024 | Volkswagen (VW) vz Sell | UBS AG | |
30.09.2024 | Volkswagen (VW) vz Sell | UBS AG | |
13.09.2024 | Volkswagen (VW) vz Sell | UBS AG |
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