Aktienstrategie-Kolumne Wolfgang Braun

Wer hat Angst vor Deflation?

11.12.14 12:47 Uhr

Wer hat Angst vor Deflation? | finanzen.net

Eine Deflation gilt als das Schreckgespenst für die Wirtschaft und die Börsen.

Verwiesen wird dabei gerne auf die Lage in Japan, wo das Platzen der Immobilienblase Anfang der 90er-Jahre eine lang dauernde Phase mit fallenden Preisen einläutete. Der Nikkei büßte in Folge dessen mehr als 80 Prozent seines Werts ein und hat seinen Abwärtstrend erst mit der extrem expansiven Notenbankpolitik der vergangenen beiden Jahre beendet. Allerdings sind fallende Preise nicht per se schlecht: Sie schonen die Geldbeutel der Verbraucher und stützen damit den Konsum. Sofern sich der Preisverfall in Grenzen hält, können die Unternehmen auch ordentliche Gewinne einfahren, weil sie von den dann ebenfalls sinkenden Rohstoffpreisen und niedrigen Lohnzuwächsen profitieren.

Wer­bung

Grund zur Sorge?

Zumindest in Deutschland sind wir von einer Deflation noch ein Stück entfernt. Nach vorläufigen Berechnungen kletterten die Verbraucherpreise im November im Vergleich zum Vorjahr um 0,6 Prozent. Ohne die volatilen Energiepreise, die im Jahresvergleich um 2,5 Prozent nachgaben, dürfte der Anstieg bei rund einem Prozent liegen. Diese Entwicklung bezeichnet man als "Disinflation", also rückläufige Inflationsraten. Eine lange disinflationäre Phase gab es von 1980 bis um die Jahrtausendwende. In dieser Zeit boomten die Aktienmärkte.

Gefährliche Inflation

Ich gehe davon aus, dass die Börsen noch so lange ordentlich abschneiden, wie von Deflation die Rede ist. Geringe Preiszuwächse (oder sogar fallende Preise) lassen den Notenbanken nämlich Spielraum, um ihre expansive Geldpolitik fortzusetzen. Die hohe Liquidität war in den vergangenen Jahren der Haupttreiber für den Aufwärtstrend bei Dividendentiteln. Je mehr die Inflationsgefahren zunehmen, desto stärker müssen die Notenbanken gegensteuern. Zinserhöhungen sind aber Gift für Aktien. Dass Anleger eher vor Inflation als vor Deflation Angst haben sollten, zeigt der Blick in die 70er-Jahre. Die damalige Explosion beim Ölpreis trieb die Preise in die Höhe. Die Börsen kamen ein Jahrzehnt nicht von der Stelle.

Wer­bung

Wolfgang Braun ist Chefredakteur der „Aktien-Strategie“ (früher Global Performance). Der seit 1999 erscheinende Börsenbrief hat sich auf deutsche Wachstums-Aktien spezialisiert. Dank einer ausgefeilten und bewährten Anlagestrategie schlägt das Musterdepot die Vergleichsindizes deutlich. So schaffte das Depot seit seiner Auflegung im März 1999 eine durchschnittliche jährliche Performance von rund 15 Prozent - obwohl in diesen Zeitraum der dramatische Niedergang des Neuen Marktes sowie die Finanzkrise 2008 fällt. Weitere Informationen unter www.aktien-strategie.de

Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.