Wer hat Angst vor Deflation?
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Eine Deflation gilt als das Schreckgespenst für die Wirtschaft und die Börsen.
Verwiesen wird dabei gerne auf die Lage in Japan, wo das Platzen der Immobilienblase Anfang der 90er-Jahre eine lang dauernde Phase mit fallenden Preisen einläutete. Der Nikkei büßte in Folge dessen mehr als 80 Prozent seines Werts ein und hat seinen Abwärtstrend erst mit der extrem expansiven Notenbankpolitik der vergangenen beiden Jahre beendet. Allerdings sind fallende Preise nicht per se schlecht: Sie schonen die Geldbeutel der Verbraucher und stützen damit den Konsum. Sofern sich der Preisverfall in Grenzen hält, können die Unternehmen auch ordentliche Gewinne einfahren, weil sie von den dann ebenfalls sinkenden Rohstoffpreisen und niedrigen Lohnzuwächsen profitieren.
Grund zur Sorge?
Zumindest in Deutschland sind wir von einer Deflation noch ein Stück entfernt. Nach vorläufigen Berechnungen kletterten die Verbraucherpreise im November im Vergleich zum Vorjahr um 0,6 Prozent. Ohne die volatilen Energiepreise, die im Jahresvergleich um 2,5 Prozent nachgaben, dürfte der Anstieg bei rund einem Prozent liegen. Diese Entwicklung bezeichnet man als "Disinflation", also rückläufige Inflationsraten. Eine lange disinflationäre Phase gab es von 1980 bis um die Jahrtausendwende. In dieser Zeit boomten die Aktienmärkte.
Gefährliche Inflation
Ich gehe davon aus, dass die Börsen noch so lange ordentlich abschneiden, wie von Deflation die Rede ist. Geringe Preiszuwächse (oder sogar fallende Preise) lassen den Notenbanken nämlich Spielraum, um ihre expansive Geldpolitik fortzusetzen. Die hohe Liquidität war in den vergangenen Jahren der Haupttreiber für den Aufwärtstrend bei Dividendentiteln. Je mehr die Inflationsgefahren zunehmen, desto stärker müssen die Notenbanken gegensteuern. Zinserhöhungen sind aber Gift für Aktien. Dass Anleger eher vor Inflation als vor Deflation Angst haben sollten, zeigt der Blick in die 70er-Jahre. Die damalige Explosion beim Ölpreis trieb die Preise in die Höhe. Die Börsen kamen ein Jahrzehnt nicht von der Stelle.
Wolfgang Braun ist Chefredakteur der „Aktien-Strategie“ (früher Global
Performance). Der seit 1999 erscheinende Börsenbrief hat sich auf
deutsche Wachstums-Aktien spezialisiert. Dank einer ausgefeilten und
bewährten Anlagestrategie schlägt das Musterdepot die Vergleichsindizes
deutlich. So schaffte das Depot seit seiner Auflegung im März 1999 eine durchschnittliche jährliche Performance von rund 15 Prozent - obwohl in diesen Zeitraum der dramatische Niedergang des Neuen Marktes sowie die Finanzkrise 2008 fällt. Weitere Informationen unter
www.aktien-strategie.de
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