Aktienstrategie-Kolumne Wolfgang Braun

Steiler Absturz

12.02.15 09:35 Uhr

Steiler Absturz | finanzen.net

Die Berichtssaison in den USA befindet sich - ganz im Gegensatz zu Deutschland - bereits im fortgeschrittenen Stadium.

Obwohl wie gewohnt die Mehrzahl der Unternehmen die Prognosen der Analysten übertrifft, werden die Konzerngewinne im S&P 500 im vierten Quartal wohl leicht sinken. Auch die Ausblicke fallen eher schlapp aus. Entsprechend haben die Finanzhäuser ihre Schätzungen für 2015 zuletzt erheblich zurückgenommen.

Wer­bung

Keine Schnäppchen, aber auch kein Extrem

Aktuell rechnen die Experten für den S&P 500 mit operativen Indexgewinnen von 118,87 Dollar. Zu Jahresbeginn waren es noch 130,99 Dollar. Das entspricht einem Rückgang von fast zehn Prozent innerhalb von sechs Wochen. Da die Kurse bereits in den zurückliegenden drei Jahren weit schneller gestiegen sind als die Gewinne, ergibt sich für US-Aktien inzwischen auf Basis der neuen Schätzungen ein 2015er-KGV von 17,4. Billig ist das sicher nicht, zumal der starke Dollar im Jahresverlauf noch die ein oder andere negative Überraschung auf der Ergebnisseite bringen könnte. Von einer extremen Überbewertung kann man aber auch nicht sprechen: Von 1988 bis heute brachte es der S&P 500 auf ein durchschnittliches KGV (auf Basis der operativen Gewinne) von 18,7.

Suche nach fairem Wert

Das geduldete Gewinnvielfache für Aktien hängt grundsätzlich mit den Anleiherenditen zusammen. Besonders günstig waren Dividendentitel Ende der 70er- bis Anfang der 80er-Jahre. Damals wiesen die großen US-Konzerne im Schnitt ein KGV von rund 7 auf. Langfristig laufende US-Anleihen brachten damals bis zu 15 Prozent. Mitte der 60er wurden für US-Aktien ähnliche Bewertungen gezahlt wie heute. Damals lagen die Anleiherenditen mit gut vier Prozent auf niedrigem Niveau, aber etwa doppelt so hoch wie heute. Ich glaube zwar nicht, dass man daraus schließen kann, dass sich die Bewertungen von Aktien noch verdoppeln können. Die historisch gesehen recht üppige Bewertung der Börsen relativiert sich aber. Und deutsche Aktien sind sogar noch ein Stück günstiger als ihre US-Pendants - und profitieren zusätzlich vom schwachen Euro.

Wolfgang Braun ist Chefredakteur der „Aktien-Strategie“ (früher Global Performance). Der seit 1999 erscheinende Börsenbrief hat sich auf deutsche Wachstums-Aktien spezialisiert. Dank einer ausgefeilten und bewährten Anlagestrategie schlägt das Musterdepot die Vergleichsindizes deutlich. So schaffte das Depot seit seiner Auflegung im März 1999 eine durchschnittliche jährliche Performance von rund 15 Prozent - obwohl in diesen Zeitraum der dramatische Niedergang des Neuen Marktes sowie die Finanzkrise 2008 fällt. Weitere Informationen unter www.aktien-strategie.de

Wer­bung


Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.