Aktienstrategie-Kolumne Wolfgang Braun

Das dicke Ende kommt

04.12.14 09:45 Uhr

Das dicke Ende kommt | finanzen.net

Auf dem Höhepunkt der Finanzkrise wurden die Forderungen nach der Ausgabe sogenannter Euro-Bonds immer lauter.

Kanzlerin Merkel hatte sich damals standhaft dagegen gewehrt und am Ende durchgesetzt. Dafür habe ich sie an dieser Stelle mehrfach gelobt. Denn gemeinschaftliche Anleihen hätten Sparbemühungen konterkariert. Profiteur wären die Länder gewesen, die ihren Bürgern die meisten Geschenke machen. Geblutet hätten dafür die Staaten, die zumindest halbwegs solide wirtschaften, weil sie für die Schulden der Partner hätten aufkommen müssen.

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Durch die Hintertür

Auch wenn uns Euro-Bunds durch den energischen Einsatz von Frau Merkel bislang erspart blieben. Durch die Hintertür droht doch zunehmend eine Vergemeinschaftung der Schulden. Vor allem die EZB ist dafür verantwortlich. Nach den Aussagen von Mario Draghi, den Euro unter allen Umständen ("whatever it takes") zu bewahren, gehen die Finanzmärkte zunehmend davon aus, dass im Notfall die Partner füreinander einspringen. Nur so lassen sich die extrem niedrigen Zinsniveaus erklären, die selbst einem angeschlagenen Land wie Frankreich gewährt werden, das alle Kriterien aus dem Maastricht-Vertrag deutlich verletzt.

Macht die europäische Notenbank Ernst und kauft demnächst - wie von vielen Experten erwartet - Staatsanleihen im großen Stil, wäre der Haftungsverbund auch explizit. Denn an eventuellen Verlusten der EZB ist Deutschland mit 27 Prozent beteiligt.

Reformdruck sinkt

Die zusätzlichen Gelder, die in den Kauf von Staatsanleihen fließen, würden die Börsen voraussichtlich erst einmal weiter antreiben. Fraglich ist aber, wie ein Ausstieg aus dieser bislang völlig unerprobten Geldpolitik gelingen soll. Vielmehr nimmt die Geldschwemme den Druck von den Krisenländern, nötige Reformen durchzusetzen, und erlaubt stattdessen, den Schuldenberg noch höher aufzutürmen. Am Ende wird wohl nur der Weg bleiben, die Verbindlichkeiten auf die ein oder andere Weise zu entwerten. Spätestens dann dürften sich die derzeit viel gescholtenen Edelmetalle wieder verstärkter Nachfrage erfreuen.

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Wolfgang Braun ist Chefredakteur der „Aktien-Strategie“ (früher Global Performance). Der seit 1999 erscheinende Börsenbrief hat sich auf deutsche Wachstums-Aktien spezialisiert. Dank einer ausgefeilten und bewährten Anlagestrategie schlägt das Musterdepot die Vergleichsindizes deutlich. So schaffte das Depot seit seiner Auflegung im März 1999 eine durchschnittliche jährliche Performance von rund 15 Prozent - obwohl in diesen Zeitraum der dramatische Niedergang des Neuen Marktes sowie die Finanzkrise 2008 fällt. Weitere Informationen unter www.aktien-strategie.de

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