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Ab März kauft die EZB Anleihen im Umfang von 60 Milliarden Euro monatlich.
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Ziel: Wirtschaftliche Belebung und Vermeidung einer Deflation. Nötig wäre der Schritt gar nicht gewesen. Denn es gibt bereits Anzeichen für eine konjunkturelle Belebung in der Euro-Zone. Der Einkaufsmanagerindex zog im Februar zum dritten Mal in Folge an und liegt klar über der Expansionsschwelle. Damit stehen die Chancen gut, dass die Notenbank auch bei ihrem Inflationsziel erfolgreich ist - und eventuell sogar über das Ziel hinausschießt. Gerade in Deutschland führt die gute Situation am Arbeitsmarkt zunehmend zu höheren Lohnforderungen.
Am Ende könnten sich die gigantischen Liquiditätsströme rächen und (vielleicht ab 2017) eine Situation eintreten, die zumindest teilweise an die 1970er-Jahre erinnert.
Hohe Inflation
Damals trieben die hohen Energiepreise die Inflation massiv in die Höhe.
Von 1970 bis 1982 kletterten die Verbraucherpreise in Deutschland im Schnitt um 5,1 Prozent. Die Wirtschaft wuchs (abgesehen von 1974 und
1982) dennoch teils ordentlich, so dass sich das nominale BIP in dieser Zeitspanne um den Faktor 1,4 erhöhte. Ich glaube kaum, dass so hohe Zuwächse in Zukunft möglich sind, über einen Anstieg der Inflation könnten aber die massiven Verschuldungsquoten reduziert werden. Würden wir zehn Jahre lang eine Preissteigerung von vier Prozent akzeptieren und das BIP gleichzeitig um ein Prozent im Jahr zulegen, könnte der Staat jährlich sogar ein Prozent der Wirtschaftsleistung an neuen Schulden aufnehmen, die Schuldenquote würde dennoch auf rund 54 (zuletzt
75) Prozent sinken. Kein Wunder also, dass die Notenbank so starkes Interesse an einer anziehenden Inflation hat.
Und die Börsen
Hohe Inflation gibt Unternehmen zwar die Möglichkeit, Preise anzuheben und so weiter ordentliche Gewinne einzufahren, die Börsen haben in den 1970er-Jahren aber dennoch schwach abgeschnitten. Der Stand von Ende 1969 wurde erst 1983 wieder überschritten. Hohe Anleiherenditen boten Anlegern eine gute Alternative zu Aktien, die aus Bewertungssicht deutlich nachgaben. Das KGV im Dow Jones lag zeitweise bei 6 - ein Drittel des heutigen Niveaus. Noch profitieren die Börsen von der lockeren Geldpolitik. Sobald sich aber Inflation zeigt, müssen Anleger auf der Hut sein.
Wolfgang Braun ist Chefredakteur der „Aktien-Strategie“ (früher Global
Performance). Der seit 1999 erscheinende Börsenbrief hat sich auf
deutsche Wachstums-Aktien spezialisiert. Dank einer ausgefeilten und
bewährten Anlagestrategie schlägt das Musterdepot die Vergleichsindizes
deutlich. So schaffte das Depot seit seiner Auflegung im März 1999 eine durchschnittliche jährliche Performance von rund 15 Prozent - obwohl in diesen Zeitraum der dramatische Niedergang des Neuen Marktes sowie die Finanzkrise 2008 fällt. Weitere Informationen unter
www.aktien-strategie.de
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