"Wie Versicherungspolice"

Morgan Stanley-Analyst: Darum dürfte die Tesla-Aktie überdurchschnittlich stark von US-Steuergutschriften profitieren

30.05.23 22:19 Uhr

Morgan Stanley-Analyst: Darum dürfte die Tesla-Aktie überdurchschnittlich stark von US-Steuergutschriften profitieren | finanzen.net

In den USA wurde im Sommer 2022 der Inflation Reduction Act (IRA) verabschiedet, der Maßnahmen zur Eingrenzung der Inflation enthält und außerdem die US-Industrie klima- und zukunftsfest machen soll. In dem Gesetz enthalten sind auch diverse Prämien und Steuergutschriften - und diese seien laut einem Analysten besonders für Platzhirsch Tesla vorteilhaft.

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• IRA legt Kaufprämie für E-Autos fest - unter strengen Bedingungen
• Tesla in E-Autobranche wohl als größter Nutznießer des IRA
• Analyst sieht langfristigen positiven Katalysator für Tesla



Im August 2022 verabschiedete die US-Regierung unter Joe Biden den Inflation Reduction Act (IRA). Das Investitionspaket im Volumen von mehr als 400 Milliarden US-Dollar soll nicht nur bei der Eindämmung der hohen Inflation helfen, sondern auch die US-Industrie stärken und sie fit für die Zukunft machen. Bei den Maßnahmen zum Klimaschutz, die das Gesetz vorsieht, ist unter anderem auch eine Steuergutschrift in Form einer Kaufprämie für Elektroautos enthalten. Außerdem bietet das Gesetz für Fahrzeughersteller auch weitere, produktionsbezogene Anreize. Während einige Experten davon ausgehen, dass der IRA dadurch auf dem Markt für Elektromobilität für ausgeglichenere Wettbewerbsbedingungen sorgen wird, ist Analyst Adam Jonas von der Investmentbank Morgan Stanley hingegen davon überzeugt, dass die Prämien vor allem bei Platzhirsch Tesla für Rückenwind sorgen werden. Denn die Regeln für die Förderfähigkeit der E-Autos sind streng - und der Konzern von Elon Musk verfügt über einige Vorteile.

Kaufprämie für E-Autos: Harte Bedingungen für Gutschrift in voller Höhe

Der IRA fördert den Kauf eines E-Autos durch eine Steuergutschrift in Höhe von bis zu 7.500 US-Dollar, die direkt beim Kauf vom Preis des Autos abgezogen wird. Das Auto wird für den Käufer somit billiger, der jeweilige Hersteller erhält jedoch den vollen Preis. Damit die Prämie jedoch in voller Höhe fließt, müssen bestimmte Bedingungen erfüllt sein. Damit sich ein Elektro-Fahrzeug überhaupt für die Förderung qualifiziert, muss es laut "auto motor und sport" in Nordamerika montiert worden sein, auf Batteriekomponenten aus China verzichten und darf - je nach Fahrzeugtyp - nicht mehr als 55.000 US-Dollar bzw. 80.000 US-Dollar kosten. Doch auch dann fließt laut dem Magazin die erste Hälfte der Prämie nur, wenn mindestens 40 Prozent der für die Akkus benötigten Mineralien aus den USA oder Ländern mit Freihandelsabkommen stammen. Um auch die zweite Hälfte der Prämie zu erhalten, müssen mindestens 50 Prozent aller Batteriekomponenten aus den USA oder Ländern mit Freihandelsabkommen kommen. Bis 2029 sollen diese Prozentsätze sukzessive auf 100 Prozent angehoben werden.

Während also E-Autos von ausländischen Herstellern wie BMW, Hyundai oder Toyota aufgrund der fehlenden US-Produktion größtenteils direkt aus dem Raster fallen - lediglich der ID.4 von Volkswagen ist förderfähig -, qualifizieren sich bei Tesla laut Liste des US-Finanzamts sowohl Model Y als auch Model 3 für die Prämie. Daneben befinden sich allerdings auch Modelle von Rivian, Ford, General Motors (GM) und der US-amerikanischen Stellantis-Marken Chrysler und Jeep auf der Liste. Bei ihnen können sich US-Käufer über einen durch die IRA-Prämie reduzierten Preis freuen und dürften ihnen beim E-Autokauf somit den Vorzug vor Fahrzeugen geben, die nicht förderfähig sind. Doch auch im Vergleich zu den anderen auf der Liste vertretenen Autobauern wird Tesla stärker von der Förderung profitieren, ist Morgan Stanley-Analyst Adam Jonas überzeugt.

Analyst erwartet Schwung für Tesla durch hohe IRA-Vorteile

"Viele Autoanalysten glauben, dass der Inflation Reduction Act (IRA) dazu beiträgt, alle Elektrofahrzeuge anzukurbeln, dass jeder Anreiz besser ist als kein Anreiz. Das glauben wir nicht. Tesla kann weitaus mehr IRA-Vorteile 'ernten' als seine Konkurrenten", schrieb Jonas im Mai in einem Research-Update. Tesla habe in den letzten Jahren sein vertikal integriertes Geschäftsmodell, seine technologische Innovation und seine Fertigungskenntnisse genutzt, um eine Kostenführerschaft und - zumindest noch bis vor Kurzem - branchenweit hohe Margen zu erreichen. Der IRA werde nun dazu beitragen, diese Marktführerschaft von Tesla zu zementieren und den Abstand zur Konkurrenz noch zu vergrößern, ist sich der Morgan Stanley-Analyst sicher. Nach seinen Berechnungen werde das Gesetz, ausgehend von den aktuellen Schätzungen für das Fiskaljahr 2023, für GM eine Verbesserung in Höhe von rund 223 Millionen US-Dollar mit sich bringen und für Ford eine Verbesserung in Höhe von rund 344 Millionen US-Dollar. Tesla könnten im Geschäftsjahr 2023 durch den IRA jedoch Steuergutschriften im Bereich zwischen drei und fünf Milliarden US-Dollar zufließen.

Seine Annahmen stützt Adam Jonas zum einen auf die schiere Menge an förderfähigen E-Autos, die Tesla verkauft. "Während Tesla, GM und Ford alle über E-Modelle verfügen, die für IRA-Steuergutschriften in Frage kommen, übersteigt die schiere Größe des Elektrofahrzeugvolumens von Tesla jeden Wettbewerbsvorteil, den sich die traditionellen Autobauer möglicherweise durch berechtigte Angebote erkämpft haben", heißt es in dem Research-Update. So schätze das Team um Adam Jonas, dass Tesla im Geschäftsjahr 2023 rund 1,75 Millionen förderfähige Elektrofahrzeuge verkaufen werde, während GM und Ford zusammen auf weniger als 400.000 förderfähige E-Autos kommen würden. "Tesla dürfte sowohl absolut als auch relativ gesehen der mit Abstand größte Nutznießer der IRA im Bereich der Elektrofahrzeuge sein", so der Analyst laut "Teslarati".

Zum anderen dürfte der Musk-Konzern aber auch von seiner Batteriefertigung und den damit verbundenen produktionsbezogenen Anreizen des IRA für Hersteller profitieren. "Da Teslas Batterieproduktion die eigene Herstellung von 4680-Zellen bei Giga Austin, einen eventuellen Produktionsanstieg auf 100 GWh bei Giga Nevada und eine gemeinsame Produktion mit Panasonic über ein JV umfasst, gehen wir davon aus, dass Tesla 75 Prozent der Steuergutschrift für die Advanced Manufacturing-Produktion behalten wird", führte Jonas laut "Seeking Alpha" weiter aus. Beim "Advanced Manufacturing Production Credit" handelt es sich um eine Steuergutschrift für Hersteller bestimmter Komponenten wie beispielsweise Batterien. GM und Ford müssten diese Steuergutschrift hingegen zu gleich Teilen mit ihren jeweiligen Partnern für die Batteriezellenfertigung, LGES beziehungsweise SK On, teilen, behielten also nur 50 Prozent.

Analyst: IRA für Tesla wie eine Versicherungspolice

"Wir glauben, dass der IRA für Tesla in absoluten Dollarbeträgen und im Vergleich zu den traditionellen Fahrzeugherstellern so vorteilhaft ist, dass er als Versicherungspolice fungiert, die von Anlegern derzeit übersehen wird", so Jonas weiter. Dabei dürfte sich das Gesetz über Jahre als positiver Katalysator für Tesla erweisen, die Nachfrage ankurbeln, den Marktanteil weiter steigern und so auch den Aktienkurs antreiben. Entsprechend bestätigte der Analyst sein Overweight-Rating für die Tesla-Aktie mit einem Kursziel von 200 US-Dollar. Zuletzt schloss das Papier bei 193,17 US-Dollar, dementsprechend ergibt sich ein Kurspotenzial von rund 3,5 Prozent (Stand: Schlusskurs vom 26. Mai 2023).

Redaktion finanzen.net

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