"Smart City"-Projekt

Google-Mutter Alphabet verwirft Pläne für Stadt der Zukunft in Toronto

18.05.20 22:04 Uhr

Google-Mutter Alphabet verwirft Pläne für Stadt der Zukunft in Toronto | finanzen.net

Alphabet gibt eines seiner größten Prestige-Projekte auf: Das hochtechnisierte und gleichzeitig nachhaltige "Smart City"-Projekt in Toronto. Mitverantwortlich dafür ist auch die Corona-Krise.

Werte in diesem Artikel

• Aus für "Smart City"-Projekt in Toronto
• Finanziell nicht tragfähig
• Neue Alphabet-Führung

Sidewalk Labs, ein in 2015 gegründetes Startup des Alphabet-Konzerns, ist darauf spezialisiert, die städtische Infrastruktur durch Digitalisierung und technologische Lösungen zu verbessern. In Toronto war dazu ein Vorzeigeprojekt geplant, das zeigen sollte, dass Alphabet auch bei der Digitalisierung von Städten in der ersten Reihe mitspielt.

So sollte ein fast 49.000 Quadratmeter großes Grundstück direkt am Ufer des Lake Ontario entwickelt und mit neuesten Technologien ausgestattet werden. Das "Smart City"-Projekt sollte den Städtebau revolutionieren: So war unter anderem vorgesehen, dass die klimafreundlichen Gebäude mit geplanten 3.000 Wohneinheiten den nötigen Strom und Wärme mittels Solaranlagen und geothermaler Hitze gewinnen und insgesamt 75 bis 85 Prozent weniger Emissionen ausstoßen. Außerdem waren unter anderem smarte Verkehrssysteme, Straßen mit dem Fokus auf Fußgänger, Radfahrer und autonome Fahrzeuge sowie Fiberglass-Leitungen in allen Gebäuden geplant.

Corona und die Kosten

Doch nun gab Sidewalk Labs bekannt, dass das Projekt aufgegeben wird und begründete diese Entscheidung mit dem Ausbruch der Corona-Pandemie. Diese habe rund um die Welt zu einer beispiellosen wirtschaftlichen Unsicherheit geführt und auch den Immobilienmarkt in Toronto unter Druck gesetzt. Deshalb sei es inzwischen zu schwierig geworden, das Projekt finanziell tragfähig zu gestalten, ohne Kernbestandteile des Plans zu opfern.

"MarketWatch" nannte noch einen weiteren Grund: die hohen Kosten. So berichtet das Nachrichtenportal unter Berufung auf eine beteiligte Person, dass der Google-Mutterkonzern Alphabet hunderte Millionen Dollar in Sidewalk Labs investiert hätte - das meiste Geld sei dabei in das geplante High-Tech-Stadtviertel in Toronto geflossen - und könne dafür im Gegenzug kaum etwas vorweisen.

Umstrittenes Projekt

Sidewalk Labs hatte für das neue vernetzte "Smart-City"-Viertel in der kanadischen Großstadt auf viel Hightech gesetzt. So sollten beispielsweise Sensoren in Ampeln oder Abfallbehältern die Bewegungen der Bewohner verfolgen und städtische Systeme entsprechend den Bedürfnissen der Menschen steuern.

Doch obwohl das Projekt sogar die Unterstützung des kanadischen Premierministers Justin Trudeau erhielt, formte sich lokaler Widerstand. Die Gegner des Projekts meldeten nämlich Bedenken hinsichtlich des Umgangs mit den gesammelten Daten an. Außerdem kritisierten sie, das Unternehmen habe zu viel Kontrolle über die Stadtplanung erhalten. Tatsächlich hatte die "Smart-City"-Tochter von Alphabet sehr weitreichende Befugnisse erhalten und durfte sogar Bebauungspläne entwickeln.

Neue Alphabet-Führung

Laut "MarketWatch" hatte sich Alphabets Chief Financial Officer Ruth Porat bereits vor Ausbruch der Corona-Pandemie gegen das ambitionierte Projekt ausgesprochen, doch sei Google-Mitgründer Larry Page, der bis Dezember 2019 dem Konzern als CEO vorstand, ein großer Fan gewesen.

Dass das globale Vorzeigeprojekt nun doch aufgegeben wird, dürfte also auch mit dem Führungswechsel bei Alphabet zusammenhängen. Denn inzwischen hat Sundar Pichai das Ruder übernommen und seither einige Einsparungen in die Wege geleitet. Das "Smart City" Projekt ist jedoch der bisher herausragendste Einschnitt des neuen Konzernchefs.

Redaktion finanzen.net

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