Tesla will Preis für E-Autos halbieren - Investorentag bringt wenig Neues
Tesla-Chef-Elon Musk ist bei einem Investorentag erhoffte Details zu künftigen Modellen des Elektroautobauers schuldig geblieben.
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Teslas Chefingenieur Lars Moravy sagte, dass bei der Produktion der nächsten Fahrzeug-Generation die Kosten um bis zu 50 Prozent gesenkt werden könnten. Das würde ein Modell für 25.000 Dollar näher bringen, das Musk einst in Aussicht gestellt hatte. Tesla hatte in den vergangenen Wochen die Preise für die aktuellen Fahrzeuge zum Teil deutlich gesenkt, was bei Branchenbeobachtern die Frage aufwarf, ob Musk mit Effizienzsteigerungen im Rücken einen Preiskrieg anzettelt. Er betonte bei dem Event in der Nacht zum Donnerstag, der Preis sei für viele das größte Hindernis, sich ein Tesla-Auto zu kaufen.
Musk hatte in den vergangenen Monaten auch ein speziell für Robotaxi-Dienste ausgelegtes Fahrzeug ins Gespräch gebracht. In der mehr als dreistündigen Präsentation wurden zwei Modelle auf dem Bildschirm nur verhüllt dargestellt. Details zu künftigen Fahrzeugen soll es bei gesonderten Vorstellungen geben. Für ihre Produktion soll ein zusätzliches Werk in Mexiko gebaut werden, konkrete Details zu der Fabrik gab es aber auch nicht. Die nächste Fahrzeug-Plattform soll wieder die Basis für mehrere Modelle bieten.
Bei dem Event stellte Musk seinen dritten "Masterplan" vor, wie er die Strategie-Ankündigungen für die Zukunft nennt. Ein Kern war diesmal der Gedanke, dass mit der weitgehenden Elektrifizierung der Wirtschaft eine nachhaltige Zukunft mit erneuerbaren Energien möglich werde. Tesla wolle eine wichtige Rolle auf dem Weg dorthin spielen, bis hin zum möglichen Einstieg ins Geschäft mit Wärmepumpen, sagte Musk. Der Konzern bietet bereits nicht nur Elektrofahrzeuge an, sondern ist insbesondere in den USA auch als Anbieter von Energiespeichersystemen für private Haushalte aktiv. Die nächste Generation der Tesla-Motoren soll auch ohne seltene Erden auskommen.
Bei den vorherigen Masterplänen hat Musk eine gemischte Bilanz. Der erste ging mit der großangelegten Produktion von Elektroautos auf. Der zweite, der einen massiven Ausbau der Modellpalette, ein florierendes Solar-Geschäft, selbstfahrende Autos und eine Robotaxi-Plattform vorsah, bleibt noch zu großen Teilen ein Plan auf Papier.
Tesla-Manager, denen Musk viel Raum bei der Präsentation überließ, beschrieben zugleich, wie der Konzern auf Software und die Auswertung von Daten setzt. So habe man die automatische Gurt-Straffung auf Basis von bei Unfällen gesammelten Informationen angepasst. Software hebe einige Modelle vor Unebenheiten der Fahrbahn an - weil sie von Daten anderer Teslas wisse, wo sie sind. Beim Einbau von Bauteilen im Werk teste der Bordcomputer sofort, ob sie korrekt funktionierten.
Tesla meldete für 2022 Auslieferungen von rund 1,3 Millionen Autos. Ein Ziel ist, zum Jahr 2030 rund 20 Millionen Elektrofahrzeuge pro Jahr zu produzieren. Das wird teuer: Teslas Finanzchef Zach Kirkhorn schätzte, dass das Unternehmen sechsmal mehr investieren müsste als bisher, um dieses langfristige Ziel zu erreichen. Die Kosten dafür könnten sich auf 175 Milliarden Dollar belaufen, sagte er.
Tesla bekräftigte, dass die Produktion des bereits 2019 vorgestellten Elektro-Pick-ups Cybertruck nach mehrfachen Verzögerungen in diesem Jahr beginnen soll. Größere Stückzahlen hatte Musk zuletzt für 2024 in Aussicht gestellt. Pick-ups sind in Teslas Heimatmarkt USA das wichtigste Segment, das von Platzhirschen wie Ford (Ford Motor) dominiert wird.
Tom Zhu, der im Konzern für die weltweite Produktion verantwortlich ist, verwies darauf, dass Tesla bis zu diesem Tag insgesamt vier Millionen Autos produziert habe. "Wir haben 12 Jahre gebraucht, um die erste Million zu bauen, und etwa 18 Monate für die zweite Million. Bei der dritten Million waren es 11 Monate. Für die vierte Million haben wir dann weniger als 7 Monate gebraucht."
Tesla verfügt derzeit über eine Produktionskapazität von knapp zwei Millionen Fahrzeugen pro Jahr. Im Vergleich zu klassischen Automobilkonzernen ist das vergleichsweise wenig. So kam Volkswagen in seinem besten Jahr auf knapp elf Millionen produzierte Fahrzeuge.
Musk will Image einer One-Man-Show ablegen
Anders als sonst bei Präsentationen nahm die gesamte Tesla-Führung neben Musk auf der Bühne Platz - ein Hinweis darauf, dass der extrovertierte Unternehmer das Image einer Ein-Mann-Show abstreifen und stärker sein Team in Szene setzen will. Finanzchef Zach Kirkhorn sagte, Tesla müsse sechsmal mehr investieren als bisher, um sein langfristiges Ziel zu erreichen, die Produktion auf 20 Millionen Fahrzeuge im Jahr zu steigern. Das entspräche einer Verzehnfachung der derzeitigen Kapazität und etwa dem Doppelten, was Volkswagen und Toyota derzeit jeweils jährlich vom Band laufen lassen. Die Kosten bezifferte er auf rund 175 Milliarden Dollar.
Musk sagte, Tesla benötige zehn Modelle, um dieses Ziel zu erreichen. Bei einer Produktion von je zwei Millionen Stück würde dies 20 Million im Jahr bedeuten. Zum Vergleich: Der japanische Weltmarktführer Toyota liefert von seinem meistverkauften Modell Corolla nur knapp eine Million Fahrzeuge aus. Einige Analysten halten das bis 2030 ausgegebene Wachstumsziel deshalb für utopisch. Selbst die Hälfte wäre ambitioniert, sagt Autoanalyst Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler. "Aber selbst acht oder zehn Millionen wären real bad news für die deutsche Autoindustrie."
Erreichen will Tesla das Ziel durch eine noch stärkere Automatisierung der Produktion und neue Werke. Im Fahrzeugbau ist Tesla schon jetzt führend und verfügt dadurch über eine Ertragskraft, von der viele Konkurrenten nur träumen können. Der Produktivitätssprung versetzt Tesla auch in die Lage, die Preise zu senken. Musk erhöht damit den Druck auf andere Hersteller, ebenfalls die Preise zu kappen. Im Gegensatz zu Tesla verdienen die Rivalen aber kaum an E-Autos oder verlieren sogar Geld.
Alle 45 Sekunden ein neues Auto
Chefingenieur Lars Moravy sagte, Tesla werde die nächste Generation seiner Fahrzeuge zur Hälfte der Kosten produzieren, zu denen die aktuellen Modelle 3 und Y vom Band laufen. Er beschrieb die künftige Fertigung als ein Baukastensystem, bei dem Modulgruppen zusammengesteckt werden. Dadurch würde erheblich Zeit gespart. Ziel sei, alle 45 Sekunden ein Auto vom Band rollen zu lassen, sagte Tesla-Manager Tom Zhu, der als neuer globaler Produktionschef für Verkauf, Lieferung und Service sowie alle Giga-Fabriken zuständig ist. Zudem werden neben den Giga-Fabriken in den USA, Deutschland und China weitere Produktionsstätten benötigt. Musk bestätigte den Bau eines neuen Werks in Mexiko.
Der Autohersteller fertigt aktuell vier Modelle, die in ihren Segmenten jeweils im oberen Drittel der Preisskala angesiedelt sind. Dadurch konnte Tesla in den vergangenen Jahren die Ausweitung der Produktion finanzieren. Der Cybertruck, dessen Einführung bereits mehrfach verschoben wurde, soll noch in diesem Jahr auf den Markt kommen, teilte Tesla mit. Zu weiteren Modellen äußerte sich Musk nicht.
Laut Insidern überarbeitet der Konzern unter dem Projektnamen Juniper derzeit sein Erfolgsmodell Y. Die Änderungen beträfen sowohl das äußere Erscheinungsbild als auch die Innenausstattung des Fahrzeugs, sagten mehrere mit den Plänen vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Die Produktion soll 2024 beginnen.
"Juniper" und "Highland" sollen Schwung bringen
Tesla hat Unternehmenskennern zufolge bereits damit begonnen, sein Werk in Shanghai für die überarbeitete Version des Model 3 umzurüsten. Dieses Projekt läuft unter dem Codenamen Highland. Analysten fordern schon länger eine Überarbeitung der Modellpalette. Damit könnte Tesla auf Märkten wie China und den USA, wo der E-Auto-Pionier durch Konkurrenten immer stärker unter Druck gerät, neuen Schwung aufnehmen.
Es sei wichtig, dass Tesla den Kompakt-SUV Y frisch halte, denn es sei nicht nur der Verkaufsschlager des Konzerns, sondern auch das meistverkaufte Elektrofahrzeug überhaupt, sagte Ed Kim, Chefanalyst von AutoPacifc. Er geht davon aus, dass Tesla seinen Produktivitätsvorsprung durch die Projekte Highland und Juniper weiter ausbauen kann.
Der prominente Tesla-Investor Ross Gerber twitterte, die Präsentation auf dem Investorentag sei ein Wink mit dem Zaunpfahl für die nächste Fahrzeuggeneration. "Sie haben alles dargelegt. 50 Prozent weniger Baukosten. Das würde einen EV in der Preisspanne von 25-30.000 Dollar ermöglichen!"
Tesla auf Vierwochentief - Investorentag liefert wenig Konkretes
Der Investorentag von Tesla hat am Donnerstag bei den Anlegern für Enttäuschung gesorgt. Im frühen Handel ging es um über acht Prozent auf ein Vierwochentief von 186 Euro. Auch wenn der Verluste zuletzt etwas eingedämmt werden konnten - die Papiere des Elektroautobauers kämpfen um ihre seitwärts laufende 100-Tage-Linie als Indikator für den mittel- bis längerfristigen Trend.
Analysten vermissten handfeste Erkenntnisse. Es sei viel diskutiert worden auf der Veranstaltung, aber es habe wenig Konkretes gegeben, an dem man den künftigen Verlauf bemessen könne, so Ryan Brinkman von JPMorgan. Viele hätten auf ein niedrigpreisiges "Modell 2" gehofft, um die Absatzdynamik auf Trab zu halten, sagte er. Oder vielleicht eine Frischzellenkur für die Modelle 3 und Y, die ja seit ihren Debüts 2017 und 2020 praktisch unverändert geblieben seien.
"Viele Visionen, aber wenig Konkretes", so fasste auch Toni Sacconaghi von Bernstein den Investorentag in Texas zusammen. Langfristig orientiert, irgendwie zusammenhanglos und ziemlich technisch sei er gewesen. Auch Sacconaghi vermisste vor allem weitere Informationen zu einem günstigen Modell. Sacconaghi ist wie Brinkman ohnehin skeptisch für Tesla-Aktien.
Mark Delaney von Goldman Sachs, der Tesla schon länger zum Kauf empfiehlt, kam mit einem gänzlich anderen Eindruck aus Austin zurück. Er glaubt, dass das Vertrauen in das Kostensenkungspotenzial gestärkt worden ist. Tesla habe umfangreich Einblick gegeben, wie daran gearbeitet werde und an der Skalierung und Kapazitäten. Insgesamt sieht er seinen langfristigen Optimismus untermauert. Die Tesla-Aktie verlor im NASDAQ-Handel im Anschluss 5,85 Prozent auf 190,90 Dollar.
Analyst Ryan Brinkman von JPMorgan avisierte den Anlegern bereits eine negative Kursreaktion auf den Investorentag und fehlende Details zu künftigen Modellen. Es sei viel diskutiert worden auf der Veranstaltung, habe aber wenig Konkretes gegeben, an dem man den künftigen Verlauf bemessen könne, so der Experte. Er bleibt bei seiner "Underweight"-Einstufung.
AUSTIN / NEW YORK (dpa-AFX) / Reuters
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