GameStop-Aktie: +19%: Buffett-Vize Munger warnt vor Exzessen
Die Aufregung um den kriselnden Videospielhändler GameStop findet am US-Finanzmarkt kein Ende.
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Nach starken Verlusten in den Vorwochen ging die Aktie des zum Spielball von Spekulanten gewordenen US-Unternehmens am Donnerstag mit einem Kursplus von 85 Prozent in den Handel. Zum Handelsschluss belief sich das Plus auf 19,02 Prozent bei 109,15 Dollar.
Der Kurs hatte sich bereits am Vortag mehr als verdoppelt, ohne dass auf Anhieb ein klarer Grund ersichtlich gewesen wäre. Angesichts der Zustände an den US-Börsen warnte der langjährige Partner von Staranleger Warren Buffett, Charlie Munger, vor Exzessen.
Der Vizechef von Buffetts Investmentgesellschaft Berkshire Hathaway sieht die jüngsten Turbulenzen am US-Finanzmarkt mit großer Sorge. Kurskapriolen wie bei den Aktien von GameStop seien Anzeichen einer "irritierenden Blase", die irgendwann einmal ein böses Ende nehmen müsse, sagte der 97-Jährige bei der jährlichen Hauptversammlung des US-Medienkonzerns Daily Journal Corporation.
Die Aktien von GameStop waren bereits am Mittwoch vorübergehend vom Handel ausgesetzt worden und hatten letztlich mit einem Plus von 104 Prozent bei fast 92 Dollar geschlossen. Nachbörslich ging es mit heftigen Schwankungen weiter, zeitweise schoss der Kurs um weitere rund 100 Prozent nach oben. Am Vortag hatte GameStop den Abgang von Finanzchef Jim Bell angekündigt, ohne einen Grund zu nennen.
US-Medien berichteten später, dass der Manager auf Druck einflussreicher Anteilseigner seinen Rücktritt habe einreichen müssen, weil es Unstimmigkeiten über die Strategie gegeben habe. Dabei soll Investor Ryan Cohen eine Schlüsselrolle gespielt haben, der im Januar einen Posten im Verwaltungsrat übernommen hatte. Er gilt vielen Spekulanten als Hoffnungsträger für ein Comeback, weil er bereits den Tierbedarfshändler Chewy erfolgreich umgekrempelt hatte.
Börsen-Altmeister Munger hält vom GameStop-Hype indes gar nichts. Der Spekulationsrausch offenbare, so seine Kritik, eine gefährliche neue Kultur, bei der Menschen von Billig-Brokern wie Robinhood ermutigt würden, wie bei Pferdewetten mit Aktien zu zocken. Tatsächlich steckt GameStop eigentlich schon schon länger in der Krise, doch angetrieben von im Internet organisierten Hobby-Anlegern hatten die Aktien der Firma im vergangenen Monat eine atemberaubende Rally hingelegt.
Das wiederum brockte einigen Hedgefonds, die auf einen Kursverfall gewettet hatten, milliardenschwere Verluste ein. Ende Januar hatte die Aktie ein Rekordhoch von über 483 Dollar erreicht, doch der Höhenflug war rasch wieder vorbei. Die Kursturbulenzen rund um GameStop und einige andere Unternehmen an den US-Börsen hatten bereits ein Nachspiel, das weiter andauert. US-Behörden untersuchen die Vorfälle und ermitteln wegen möglicher Marktmanipulationen.
Dabei geriet auch der mit seiner einfach zu bedienenden App vor allem bei jüngeren Anlegern beliebte Discount-Broker Robinhood ins Kreuzfeuer der Kritik. Vor allem die Tatsache, dass Robinhood den Handel mit heißgelaufenen Aktien wie denen von GameStop während der Kursexplosion im vergangenen Monat so beschränkte, dass diese nur noch verkauft werden konnten, sorgte für viel Ärger. Den Verdacht von Absprachen mit Hedgefonds wies Robinhood jedoch entschieden zurück.
Charlie Munger übte nun ebenfalls heftige Kritik an Robinhood, aber nicht wegen der Handelsbeschränkungen, sondern weil er die App eher für eine Art Glücksspiel-Anbieter hält als für einen seriösen Broker. Robinhood betreibe ein "dreckiges" Geschäft, bei dem Nutzer mit Gebührenfreiheit gelockt würden, während das Unternehmen für die Vermittlung ihrer Transaktionen Geld von Wall-Street-Akteuren erhalte und deshalb zu möglichst viel und auch riskantem Handel ermutige.
Robinhood wies die Vorwürfe am Donnerstag zurück. Munger habe auf einen Schlag eine ganze neue Generation von Anlegern angegriffen, seine Kritik sei "enttäuschend und elitär", sagte ein Firmensprecher dem US-Finanzsender CNBC. Robinhood sei geschaffen worden, um Menschen den Aktienmarkt zu erschließen, die keinen Zugang zu vererbten Vermögen und Ressourcen hätten. Tatsächlich sei die neue Vielfalt von Investoren am Finanzmarkt ein Grund zur Freude.
Den Höhenflügen des Elektroautobauers Tesla und der digitalen Währung Bitcoin kann Munger auch nichts abgewinnen. Er wisse nicht, welche Kursrally er schlimmer finde, so der Berkshire-Vize. Der Bitcoin tauge wegen seiner starken Kursschwankungen nicht als Zahlungsmittel. Tesla-Chef Elon Musk ist großer Fan von Kryptodevisen, das Unternehmen hatte zuletzt für 1,5 Milliarden Dollar Bitcoins gekauft und den Kurs der bekanntesten Digitalwährung so weiter befeuert.
/hbr/DP/fba
NEW YORK (dpa-AFX)
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