Bayer-Aktie zieht zum Handelsschluss an: Bayer einigt sich über Verfahren für künftige Glyphosat-Klagen
Bayer hat sich bei einem entscheidenden Teil seines milliardenschweren Glyphosat-Vergleichs mit US-Klägern nach langem Hickhack auf einen Kompromiss geeinigt.
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Der Leverkusener Pharma- und Agrarchemiekonzern verkündete am Mittwochabend einen Durchbruch in den Verhandlungen um den Umgang mit künftigen US-Klagen wegen angeblicher Krebsrisiken des glyphosathaltigen Unkrautvernichters Roundup. Es sei eine formelle Einigung mit den Klägeranwälten erreicht worden, die auch eine Zusage von bis zu 2,0 Milliarden US-Dollar (1,7 Mrd Euro) beinhalte. Das Geld dafür hatte Bayer schon 2020 auf die Seite gelegt.
Die Rechtskonflikte um Glyphosat hatte sich der DAX-Konzern mit der milliardenschweren Übernahme des US-Saatgutriesen Monsanto 2018 aufgehalst. Im vergangenen Juni hatte Bayer sich dann eigentlich bereits auf ein großes Vergleichspaket mit zahlreichen US-Klägern verständigt, das später jedoch in einem wichtigen Punkt vom zuständigen US-Richter zurückgewiesen wurde. Dadurch schien plötzlich wieder der gesamte Deal zur Beilegung der Verfahren in Gefahr. Nun haben Bayer und die Klägeranwälte diesen Teil des Vergleichs überarbeitet und erneut zur Genehmigung bei Bundesrichter Vince Chhabria eingereicht. Bei ihm sind zahlreiche US-Verfahren gebündelt.
Sollte der Richter den neuen Vorschlägen zustimmen, könnte Bayer wahrscheinlich endlich den Großteil der US-Rechtsstreitigkeiten abhaken, die mit der rund 63 Milliarden Dollar teuren Monsanto-Übernahme an Bord gegangenen waren. Eine teure Angelegenheit: Das Vergleichspaket würde die Leverkusener rund 11,6 Milliarden Dollar (fast 10 Mrd Euro) kosten, inklusive der bis zu 9,6 Milliarden Dollar für bestehende Klagen.
Chhabria hatte sich besonders an einem Vorschlag des Konzerns gestört: ein unabhängiges Wissenschaftsgremium zum Umgang mit künftigen Glyphosat-Klagen einzurichten. Der Richter zweifelte die Rechtmäßigkeit einer solchen Lösung an und stufte sie als Nachteil für mögliche künftige Kläger ein. Bayer hatte immer wieder betont, wie wichtig dieses Puzzlestück des Vergleichs für das Zustandekommen des Deals insgesamt sei. Nun ist der Konzern zuversichtlich, die Einwände Chhabrias ausgeräumt zu haben. "Die Parteien sind mit der überarbeiteten Einigung gewissenhaft auf die Fragen eingegangen, die das Gericht zuvor aufgeworfen hatte", teilte Bayer mit.
Bestandteil der Einigung sei etwa ein Fonds, aus dem in Frage kommende künftige Kläger zunächst in den kommenden vier Jahren Kompensationszahlungen erhalten sollen. Außerdem solle ein wissenschaftliches Beratungsgremium eingerichtet werden, dessen Erkenntnisse zwar nicht rechtlich bindend wären, in künftige Gerichtsverfahren mit Klägern dieser Gruppe aber als Beweismittel einfließen könnten. Darüber hinaus ist ein umfassendes Programm zur Bekanntmachung des Vergleichs gegenüber künftigen Klägern geplant. Auch bestimmte Programme zu Forschung und Diagnosemöglichkeiten, die bereits Teil der ursprünglichen Vereinbarung waren, blieben erhalten.
Durchbruch im Glyphosat-Streit treibt Bayer-Aktie an
Die Aussicht auf einen Durchbruch bei der Beilegung des Glyphosat-Rechtsstreits in den USA hat bei den Aktionären von Bayer am Donnerstag die Zuversicht wachsen lassen.
Jetzt kommt es auf den zuständigen Richter Vince Chhabria an. Der muss der neuen Einigung noch zustimmen, nachdem er den ersten Vorschlag im vergangenen Jahr noch abgelehnt hatte. Die Anleger verteilten aber schon einmal ein paar Vorschusslorbeeren: Mit einem Plus von letztendlich 5,31 Prozent auf 54,26 Euro im XETRA-Handel eroberten die Bayer-Papiere am Donnerstag die Spitze des deutschen Leitindex DAX.
Sollte Chhabria sein Okay geben, könnte die Aktie laut dem Experten Gunther Zechmann von Analysehaus Bernstein Research noch weiter steigen. Denn dann dürfte Bayer bei den Rechtsstreitigkeiten günstiger davon kommen als am Markt im Durchschnitt erwartet. Er sieht - im Vergleich zum Kurs vor der aktuellen Ankündigung - ein Potenzial von mehr als 10 Prozent.
Für den Analysten Michael Leuchten von der Schweizer Großbank UBS geht Bayer damit auf die Bedenken des Richters ein. "In 30 Tagen wissen wir mehr", schrieb Leuchten in einer Studie mit Blick auf die Zeit, die Chhabria nun in etwa hat, sich eine Meinung zu bilden.
Ein Zustimmung könnte dann zu einem echten Befreiungsschlag für den Konzern und dessen arg gebeutelten Aktien werden. Im Juni 2020 waren diese im Zuge von Spekulationen über einen groß angelegten Glyphosat-Vergleich bis auf 74 Euro geklettert, die Ernüchterung folgte aber schnell nach der offiziellen Bekanntgabe - auch wegen der Bedenken Chhabrias. FRANKFURT (Dow Jones) / (dpa-AFX)
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