Dieser Online-Händler bietet Amazon in Afrika die Stirn
Mit Jumia etabliert sich in Afrika derzeit ein schnell wachsender Online-Händler. Ein fulminanter IPO ist ihm bereits gelungen. Ob Jumia es schafft, sich auch gegenüber Online-Riese Amazon in Afrika zu behaupten?
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"100 Prozent Afrika, 100 Prozent Internet" - mit diesem Spruch wirbt der afrikanische Online-Händler Jumia derzeit auf dem Schwarzen Kontinent. Ganz erfolglos ist er dabei nicht. In 14 afrikanischen Ländern ist Jumia mittlerweile vertreten und zählt über vier Millionen Nutzer. Muss sich der US-amerikanische Online-Riese Amazon Sorgen machen?
Die Geschäftsidee
Große Online-Händler gibt es mittlerweile in den USA, in Europa und in Asien. In Afrika versuchten einige etablierte E-Versandhändler wie Amazon oder Alibaba Fuß zu fassen, erzielten aber nicht den erwünschten Erfolg. Das will Jumia nun besser machen. Das 2012 von den beiden Franzosen Sacha Poignonnec und Jérémy Hodora, gegründete Unternehmen hat es sich zum Ziel gemacht, den afrikanischen Online-Handel zu erobern. Heute können die Unternehmer einen Marktplatz, einen Logistikdienst und einen eigenen Zahlungsdienst anbieten.
Über diese können sich Kunden Produkte kaufen, die von elektrischen Geräten, über Kleidung bis hin zu Lebensmitteln reichen. Verbraucher können aber auch Flüge buchen oder sich Angebote zu Handy-Tarifen anschauen. Die zugelieferte Ware können die Kunden dabei entweder online oder bei Lieferung bezahlen. Bei Jumia konzentriere man sich laut Unternehmenschef Poignonnec nicht zwingend darauf, für Wachstum zu sorgen, sondern darauf einen "Mehrwert für Konsumenten zu schaffen", wie die "Frankfurter Allgemeine" berichtet.
Afrikanischer Markt mit großem Potenzial
Doch um das zu schaffen, bedarf es einiges an Leistung. Denn im Hinblick auf den Online-Handel sei Afrika laut Poignonnec noch mit Europa oder den USA vor 20 Jahren vergleichbar, als die Menschen noch skeptisch gegenüber dem Internet waren und nur ungern ihre Bankdaten online eingaben. Dies solle sich nun ändern und die Afrikaner "an das Einkaufen im Internet" gewöhnt werden. Jumia zählt aktuell 4,3 Millionen Nutzer und 81.000 aktive Verkäufer. Mit einem Marktwert von 1,94 Milliarden Dollar ist der afrikanische E-Händler das erste Einhorn aus Afrika.
Von der Geschäftsidee konnten die französischen Geschäftsführer große Investoren überzeugen. Deutlich wurde das an Jumias Börsengang am 12. April dieses Jahres, als der Aktienkurs innerhalb eines Tages um 75,6 Prozent zunahm. Bei den 13,5 Millionen ausgegebenen Aktien schlugen neben dem deutschen Startup-Inkubator Rocket Internet unter anderem auch die südafrikanische Mobilfunkgesellschaft Mobile Telephone Networks Holding, der französische Versicherer AXA und Mastercard zu. Der Erlös soll nun in den Ausbau des operativen Geschäfts fließen, denn Jumia machte im vergangenen Jahr einen Verlust von über einer Milliarde Dollar.
Wie afrikanisch ist Jumia?
Doch Jumia stieß nicht nur auf positive Kritik. Nicht zuletzt deswegen, da sich das Startup gerne als "afrikanischer Amazon" bezeichnet - Menschen fragen sich in sozialen Medien immer wieder, ob man Jumia wirklich als afrikanisches Unternehmen bezeichnen kann. Denn abgesehen davon, dass "jumia" aus einem afrikanischen Dialekt kommt und "davonfliegen" bedeutet, hat eigentlich kaum mehr was mit dem Kontinent zu tun. Der Rechtssitz ist in Berlin, die Vorstandschefs sind Franzosen und die größten Investoren kommen aus Europa oder Amerika.
Zudem kamen nach dem Börsengang schnell negative Nachrichten um das operative Geschäft des Online-Händlers, die die Aktie um 40 Prozent Richtung Süden schickten. Der renommierte Short Seller Andrew Left veröffentlichte auf seinem Portal "Citron Research" einen Bericht, aus dem hervorgeht, dass Jumia falsche Angaben bezüglich der Nutzerzahlen bei der US-Börsenaufsicht SEC gemacht habe. Demnach seien die Zahl aktiver Kunden und Händler um 20 bis 30 Prozent aufgebläht worden. Außerdem soll das Einhorn beim operativen Geschäft betrogen haben, indem es seine Mitarbeiter Bestellungen aufgeben ließ, nur um die Zielvorgaben zu erreichen.
Geschäftsführer Poignonnec meldete sich zu Wort und äußerte laut ARD, dass der Bericht "eine Sammlung von sehr selektiven und voreingenommenen Fakten" sei, die zum Ziel hätten, das Unternehmen zu schaden. Auch Citigroup, eine von Jumias Emissionsbanken, dementierte die Vorwürfe, verleugnete aber nicht, dass das Online-Startup transparenter im Hinblick auf sein operatives Geschäft sein könnte.
Redaktion finanzen.net
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